Ich war 15 und durfte meine Eltern zum ersten Mal zum Züchterball begleiten. Prompt tanzte Hartmut mit mir und wollte sich auch gleich verabreden. Mir ging das zu schnell, ich versetzte ihn mehrfach. Doch er schaffte es in den nächsten Jahren immer wieder, hier und da, in der Landjugend, im Freundeskreis meines Bruders oder in der Molkerei, in der ich arbeitete, aufzutauchen und mir ein Lächeln zu schenken. Nach sechs Jahren wurden wir ein Paar. Wir heirateten, ich zog zu Hartmut und war mit einem rauen Ton und einer für mich überwältigend großen und starken Familie konfrontiert.
1972 kam unsere Tochter Sandra zur Welt, 1975 Andreas. Seine Geburt war schwierig, die Umstände noch völlig anders als heute. Erst nach Jahren diagnostizierten die Ärzte seine Behinderung. Andreas wurde 28 Jahre alt. Er lebte stets hier bei uns, war fröhlich, quirlig, immer in Bewegung. Ich wollte ihn in meiner Nähe ha-ben, doch oft war das neben dem Melken, Kochen und Versorgen der Lehrlinge ein schwieriges Unterfangen. Heute steht nicht mehr der Schmerz, der Verlust, im Mittelpunkt. Vielmehr das Erinnern an sein frohes, unbeschwertes Wesen. Jetzt, da es ohne die Tiere ruhiger ist, schätze ich das Luftholen-Können und denke über neue Hobbys nach.
Gartenarbeit ist sehr entspannend für mich, außerdem liebe ich es, Tagebuch zu schreiben. Einmal pro Woche gehe ich schwimmen, seit meiner Jugend schon. Denn richtiges, ernsthaftes Schwimmen tut mir rundum gut.
Hartmut ist tüchtig, gutmütig und hilfsbereit; zu sich selbst aber hart und streng. Doch gewisse Ereignisse haben ihn weicher, kompromissbereiter gemacht. Früher immer im Stall, verbringt er nun Stunden in der Werkstatt, hat ständig neue Ideen – mehr sogar, als er realisieren kann.