Familie Crone, Rhauderfehn, Niedersachsen
Mathe im Kuhstall? Das ist auf dem Hof Crone in Rhauderfehn, Landkreis Leer, inzwischen eine Selbstverständlichkeit. Seit knapp drei Jahren kommt die Lehrerin Ursula Hofrichter-Heinen mit einer Gruppe von 6 bis 8 geistig behinderten und lernschwachen Kindern regelmäßig auf den Milchviehbetrieb. Mit den Schülern zählt sie die Beine einer Kuh oder geht der Zusammensetzung von einem Liter Milch auf den Grund. Unter Anleitung der Bäuerin können die Kinder beim Melken mithelfen, den Ziegenstall ausmisten und mit den hofeigenen Alpakas schmusen.
„Zuerst waren wir nicht sicher, ob unser Hof für die Kinder mit ihren Einschränkungen überhaupt das Richtige ist“, beschreibt die Bäuerin ihre anfänglichen Zweifel. „Aber als die Klasse herkam, waren die Kinder sehr entspannt und fröhlich – das überzeugte uns sofort.“ Was als einmalige Hofbesichtigung geplant war, entwickelte sich so zum Dauerbrenner. Denn Bauernfamilie und Lehrerin sind sich einig: Auf dem Hof lernen die Kinder besser und sie konzentrieren sich länger. Außerdem macht es ihnen Spaß, auf der Weide eine Fläche von 100 mal 100 Metern mit Kordel abzustecken, um zu verstehen, wie groß ein Hektar Land ist.
Anfangs gab es für die Bauernfamilie keine Entlohnung, jetzt zahlt die Förderschule eine Pauschale für zehn bis zwölf Hoftage pro Jahr. Mit zwei Preisgeldern der Firma Henkel und der Uni Bremen kaufte Helene Crone zudem Werkzeuge, Schubkarren und Sitzgarnituren für die Schüler.
„Die Kinder machen einem vieles bewußt“, resümiert die 58-Jährige. „Gesundheit und Leistung waren sonst immer so selbstverständlich für mich. “