Plaudern, erklären, zeigen: Sebastian Horn aus Lage bei Detmold hat sich mit den Dorfbewohnern vernetzt und gut gestellt. Von den Berufskollegen fühlt er sich dagegen häufig im Stich gelassen.
Lohnt das noch, Bauer zu werden? Dieser Frage stand auch der 22-jährige Sebastian Horn gegenüber. „Nichts mit Tieren“, das war für ihn nach der Schule das Credo. Am Ende der Ausbildung zum landwirtschaftlich-technischen Assistenten führte sein Weg dennoch zurück zum elterlichen Betrieb mit 6000 Legehennen. „Als mein Vater jung war, gab es noch 18 andere Höfe bei uns im Dorf. Jetzt sind wir die Letzten“, fasst er seine Beobachtungen zusammen.
Mit dem Entschluss, den Hof in den kommenden Jahren zu übernehmen, war dem jungen Landwirt aber auch klar, dass er etwas bewegen musste, wenn er nicht zusehends im Dorf vereinsamen will. „Viele Freunde haben kein Verständnis dafür, wenn ich freitags nicht so lange feiern möchte, weil ich am nächsten Tag auf dem Trecker sitzen muss“, sagt er.
Weil im Dorf keine Berufskollegen geblieben sind, hat er früh begonnen, sich mit den jungen Landwirten in der Region Lippe stärker zu vernetzen. Auch auf die Spaziergänger und Radfahrer am Feldrand geht er seit einigen Jahren stärker ein. So erklärt er, was Gelbschalen sind und zählt mit den Kindern die Käfer. „In meinen Stall darf auch jeder hineinschauen“, sagt er.
Sebastian Horn weiß, wie er sich als konventioneller Landwirt präsentieren will. Dennoch fühlt er sich auf seinem Weg oft allein gelassen. „Schreibe ich mir auf die Fahne, innerorts nur 30 km/h zu fahren und mein Nachbar prescht weiter mit 50 km/h über die Wege, dann fällt das trotzdem auf mich zurück. Dann bin ich nur einer von vielen Landwirten“, sagt er. Einsam zu sein, bedeutet für ihn deshalb auch, allein zu stehen, sobald man sich einen Schritt auf den Verbraucher zubewegt. „Denn dann falle ich in Ungnade bei den Kollegen und bin dennoch weiterhin der Buhmann für die Konsumenten.“ Katharina Meusener