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Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

Aus dem Heft

Plötzlich Landwirtin

Lesezeit: 3 Minuten

Silke Vogel ist Erzieherin und Mutter. Mit Ende 30 übernimmt sie die Verantwortung für den Hof.


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Es war im Herbst 2003. Niedergeschlagen, wütend und auch trotzig sagte ich mir: ‚Entweder wir gehen jetzt mit Pauken und Trompeten unter – oder wir finden einen anderen Weg, fangen etwas Neues an!‘ Unser Lage war desolat: Als Folge der BSE-Krise konnten wir kaum noch Bullen verkaufen. Der Getreidehändler hatte die komplette Ernte zwar direkt vom Feld übernommen, wegen Insolvenz jedoch nicht bezahlt. Der große Schlepper ging kaputt. Schließlich musste Rainer, mein Ehemann, mit Herzproblemen ins Krankenhaus.


Seit unserer Heirat 1991 und der Geburt der drei Kinder war ich stets halbtags in meinem erlernten Beruf als Erzieherin tätig. Meine Arbeit hatte bislang unser Privatleben gesichert und häufig betriebliche Krisen überbrückt.


Den Hof umgekrempelt:

Ich kündigte meine Stelle, belegte den Kurs zur Agrarbürofachfrau und absolvierte mit Herzblut die Weiterbildung zur Bauernhofpädagogin. Als Ich-AG startete ich das Projekt „Lernort Bauernhof“. Ich hoffte, hier auf dem Betrieb einen regulären Bedarfs-Kindergarten für unsere Gemeinde etablieren zu können. Das gelang nicht. Stattdessen gründeten wir einen gemeinnützigen Verein und haben seitdem tageweise, immer freitags, Kindergartenkinder auf dem Hof.


Rainer, der auf diesem 1970 gegründeten Aussiedlerhof aufgewachsen ist und über Jahre hier gearbeitet hat, wechselte 2005 in die Berufstätigkeit außerhalb des Betriebes. Seitdem arbeitet er als landwirtschaftlicher Sachverständiger in Wiesbaden. Um meine Position zu stärken und vor allem, weil ich große Lust dazu hatte, besuchte ich ab 2007 die Abendschule für Landwirtschaft. Knapp zwei Jahre später legte ich die Prüfung ab – dann war ich Landwirtin!


Seit fast fünf Jahren existiert nun die ‚Vogel GbR‘. Ich bin ihre Geschäftsführerin. Genauso lange gehören wir zudem zu Naturland. Die Umstellung war ein Ziel, das Rainer und ich lange angepeilt und ersehnt hatten. Dass ich mich heute, 44-jährig, mit Haltungsformen oder dem Öko-Sojaanbau beschäftige, war in meiner Jugend nicht abwegig, aber auch nicht greifbar. Als Tochter von Kleinbauern, die ihr Höflein aufgeben mussten, kannte ich die Schwärmerei meines Vaters für das Landleben. Mehr aber nicht.


Frühsommer-Fan:

Mein größtes Glücksgefühl heute? Das Ährenschieben im Frühsommer! Dann gehe ich ins Feld, pflücke ein paar Halme und staune, wie viel Leben aus einem Weizenkorn neu wächst. Vielleicht ist es diese Faszination der Natur, die mich antreibt, Verbrauchern die Landwirtschaft zu erklären. Denn genau das ist mir ein inneres Bedürfnis.


So ist das Programm auf unserem Hof inzwischen bunt und lebendig: Die Termine reichen von „Kunst-Mais“, einem Künstler-Event im Maislabyrinth über Schulaktionen, Open-Air-Gottesdienste bis zu Konzerten. Im Sommer bieten wir 55 Gartenparzellen zur Miete an. Der „Wurstkeller“, unser Lädchen für den eigenen Fleischverkauf, ist freitags und samstags geöffnet. Für all den Trubel brauche ich aber auch einen Ausgleich: Heilig ist mir daher der wöchentliche Yoga-Kurs und gelegentlich ein Sauna-Tag mit meinem Mann. Zudem schreibe ich intensiv Tagebuch.


‚Ich bin hier die Geschäftsleitung.‘ Das sage ich nicht häufig, aber wenn es sein muss. Ich bin kein lauter Mensch, aber ein entschlossener und konsequenter. Ich entscheide gern und kann, wenn sich etwas nicht lohnt, einen Strich drunter machen. Wichtige Stützen sind für mich die Haushaltshilfe, unsere Bürokraft und der fest angestellte polnische Mitarbeiter.-rb-

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