Bei Rheuma ermöglichen praktische Hilfsmittel und bestimmte Verhaltensweisen mehr Selbstständigkeit.
Schränkt entzündliches Gelenkrheuma die Gelenke in ihrer Funktion stark ein, kann selbst das Öffnen der Wasserflasche zur Herausforderung werden. Neben Schmerzen nimmt die rheumatoide Arthritis, wie das Gelenkrheuma medizinisch heißt, vielen Patienten die Kraft. Falsche Belastung und Überbeanspruchung können die Gelenke zusätzlich schädigen. Walter Bureck, leitender Ergotherapeut im Rheumatologischen Kompetenzzentrum Nordwestdeutschland in Sendenhorst, hat täglich mit Rheumapatienten zu tun. Hier versorgt der Handtherapeut die Patienten mit gelenkschützenden Schienen oder Bandagen und sorgt für Mobilisation von Finger-, Hand- und Ellenbogengelenken. Außerdem informiert er über einen schonenden Umgang mit den eigenen Gelenken im Alltag sowie deren richtige Lagerung im Ruhezustand.
Bewegen und schützen:
„Wichtig ist, dass Rheumapatienten eine Über- und Fehlbelastung der Gelenke vermeiden, weil sich dies negativ auf den Krankheitsverlauf auswirken kann“, sagt Walter Bureck.Gelenkschonende Verhaltensweisen sollten daher schon im frühen Stadium der Erkrankung befolgt und konsequent beibehalten werden. Sind beispielsweise die Grundgelenke der Finger entzündet, führt dies zu einer Lockerung der Bänder. In der Folge ändert sich der Sehnenverlauf und die Finger ziehen sich verstärkt zur Kleinfingerseite. Das kann zu schweren Funktionseinschränkungen der Hände führen. „Bei dieser Fehlstellung ist es wichtig, die Hände unter Belastung nicht zur Kleinfingerseite driften zu lassen und in Ruhehaltung in Richtung Daumen abzulegen“, erklärt Ergotherapeut Bureck.
Ein Voranschreiten dieser Fehlstellung könne zusätzlich durch spezielle Fingerschienen aufgefangen werden. „Bleiben Sie am Ball, wenn es um Ihren Gelenkschutz geht, auch wenn die Bewegungen eventuell etwas umständlicher sind“, ermutigt Ergotherapeut Bureck.
Tipps zum Gelenkschutz:
Der Experte gibt folgende weitere Gelenkschutzregeln:- Nutzen Sie Griffverdickungen, um die Gelenke zu entlasten.
- Verteilen Sie den Kraftaufwand auf mehrere und kräftigere Gelenke. Beim Aufstehen am Tisch legen Sie die Unterarme auf den Tisch und drücken sich dann in Schrittstellung vom Stuhl hoch.
- Vermeiden Sie Stoß- und Schlagbewegungen, wie Hämmern oder Kissen aufschütteln, weil dies neue Reizungen auslösen kann.
- Vermeiden Sie Zug auf den Gelenken, beispielsweise durch Tragen von schweren Taschen, weil das Ihre Gelenke lockern kann.
- Teilen Sie Tätigkeiten in Arbeitsschritte auf, um die jeweilige Belastung zu vermindern. Gehen Sie besser zwei- oder dreimal als einmal mit zu viel Gewicht.
- Umgehen Sie Dauerbelastungen und meiden Sie lang andauernde gleichbleibende Gelenkpositionen. Vermeiden Sie langes Sitzen und stehen öfter auf.
- Legen Sie bei lang andauernden, gleichförmigen Bewegungen wie Bügeln oder Fensterputzen, Pausen ein oder verteilen Sie die Arbeit auf mehrere Tage.
- Belasten Sie Ihre Gelenkflächen gleichmäßig, vermeiden Sie Fehlstellungen und bedienen sich praktischer Alltagshilfen. Nutzen Sie Hebelwirkungen aus. Je länger der Hebel, desto weniger Kraftaufwand ist notwendig.
- Halten und bewegen Sie Ihre Gelenke achsengerecht, damit Sie Ihre Gelenke und Muskulatur nicht einseitig belasten. Beispielsweise sollten Unterarm und Mittelfinger eine Linie bilden, wenn Sie mit dem Messer schneiden.
- Erkennen Sie Ihre Schmerzgrenze. Das fällt vor allem dann schwer, wenn sich im Laufe der Erkrankung ein gewisser „Grundschmerz“ eingestellt hat.
Gerlinde Lütke-Hockenbeck