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Schattenspiele

Lesezeit: 6 Minuten

Matte Grüntöne, schattige Pfade, erfrischend kühle Sitzplätze für warme Sommertage: Anke zu Jeddeloh hat ihre Leidenschaft für den Schattengarten entdeckt und ihren Ammerländer Nutzgarten in einen Ort der Ruhe verwandelt.


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Hohe Kiefern, Rhododendrenbüsche, Funkien in verschiedensten Grüntönen, dazu ein Waldstück aus Laubbäumen, Altholz und Skulpturen: Wer durch den 5 000 m2 großen Bauerngarten von Anke zu Jeddeloh wandelt, trifft auf Ruhe, Klarheit und Harmonie. Anstelle von grell-bunten Farben, üppigen Blumenbeeten oder einem weiten Himmel wird man im Schattengarten der Bäuerin im Ammerland vielmehr von Stille und Langsamkeit überrascht.


Unter lichtem Blätterdach:

Glaubt man jedoch, dass ein Schattengarten durch seine reduzierten Farben, Pflanzen und den geringeren Lichteinfall eintönig, kalt oder gar langweilig wirkt, lässt man sich hier schnell vom Gegenteil überzeugen: Das parkähnliche Gelände mit kleinem Teich und großzügigen Rasenflächen, das sich U-förmig um drei Seiten des rot gemauerten Ostfriesenhauses legt, umfasst mehrere Bereiche. Neben einem waldartigen, dichten Bereich aus Laubbäumen findet sich ein helleres, halbschattiges Teilstück mit Stauden, Gräsern und Kräutern. Den Kern des Schattenreichs aber bildet das mittig gelegene Gartenstück mit markanten Nadelhölzern, Rhododendren und Blattschmuckstauden. Die Wuchshöhen reichen hier von etwa 60 Meter hohen Bäumen über mittelgroße Sträucher bis zu kniehohen Funkien sowie niedrigen Ziergräsern, Stauden (z. B. Tränendes Herz) und Bodendeckern (z. B. Herzblume, Storchschnabel). Das Areal wirkt luftig, erfrischend kühl und offen, wird nach oben aber stufenweise durch ein Blätterdach abgeschirmt. Das Resultat: diffuses Licht, das vor allem die Grüntöne der Funkien und Farne leuchten lässt und entsprechend dem Stand der Sonne durch den Garten wandert.


Vom Dickicht zum Durchblick:

„Eng mit Koniferen bepflanzt, war es hier früher dunkel und zugewachsen. Zuerst habe ich mich nicht an die Gartengestaltung herangetraut“, erklärt Anke zu Jeddeloh. Schließlich – motiviert durch den Lehrgang „Bäuerinnen öffnen ihre Gärten“ der LWK Niedersachsen – legte sie mehr und mehr Hand an. Ihre wichtigste Investition: der Kauf von Astscheren und Sägen für einen beherzten Rückschnitt.


„Das Aufasten war ein guter Kompromiss, um alte prägende Hölzer, z. B. Lärchen und Eiben, zu erhalten und gleichzeitig mehr Licht und Lebendigkeit in den Garten zu bringen“, sagt sie. Doch nicht nur Licht musste Anke zu Jeddeloh anfangs in ihren Garten lassen, auch die Bodenqualität – bedingt durch die geografische Lage am Rande eines Geest­rückens – war verbesserungswürdig. Seit inzwischen einem Jahrzehnt wertet die Bäuerin ihren sandigen Gartenboden daher mit sogenanntem Humusdünger, einer nährstoffreichen Pilz-Anzuchterde, auf. Jeden Herbst und Winter verteilt sie den Humusdünger dünn und großflächig auf den Beeten.


Zudem unterpflanzt sie die Vielzahl an Funkien und anderen mittelgroßen Blattstauden stets mit flachen Bodendeckern oder setzt Blütenstauden dicht an dicht ins Beet, sodass für Unkräuter kaum noch ein Durchkommen ist. Der willkommene Nebeneffekt: Dieser dichte Besatz schützt den Boden zusätzlich vor dem Austrocknen. „Für mich ist es ein wesentlicher Unterschied, ob ich auf dunkle Erde oder sattgrüne Formen und Blattstrukturen schaue“, sagt Anke zu Jeddeloh. „Ein offener Gartenboden wirkt wie nackte Haut auf mich, ich kann einfach nicht anders, als ihn zu bepflanzen.“


Weniger Farben, mehr Wirkung: Konsequent setzt die Bäuerin dabei in der Gartengestaltung neben grünen Blattschmuckstauden wie Gräsern, Seggen, Funkien und Salomonsiegel auf Blütenstauden in den Farben weiß, gelb oder rosé. Rottöne dagegen sucht man in ihrem Schattengarten vergebens. „Rot ist nicht meine Farbe. Rote Blüten machen mich nervös, vielleicht weil sie ein zu starker Gegensatz zu den Grüntönen sind“, sagt die Expertin. Außerdem weiß sie: Die dezenten, zurückhaltenden Farben ihrer Blütenstauden wirken im Schatten stärker als auf einem sonnigen Standort. Um hier und da jedoch immer wieder Akzente und Hingucker zu schaffen, hat die Bäuerin einzelne Stühle, eine alte Holzbank, Rankgerüste und Skulpturen in verschiedenen Gartenecken und am Ende kleiner Rindenmulch-Pfade aufgestellt. „Im Schatten, ohne die Konkurrenz zu den Bauerngarten-Klassikern, wie z. B. Rosen, Rittersporn oder Pfingstrosen, kommen sie sehr gut zur Geltung.“ Nicht zuletzt: Auch im Herbst und Winter, bei Raureif, Frost und Schnee, entstehen aus dem Zusammenspiel von übrigen Gräsern, verwitternden Blattschmuckstauden und den größeren Deko-Elementen schöne Blickfänge.


Für Rundgänge und Garten-Aktionen, wie z. B. den Tag der offenen Gartenpforte, ist es Anke zu Jeddeloh vor allem wichtig, dass die Besucher ihren Schattengarten nicht nur mit den Augen, sondern mit allen Sinnen wahrnehmen.


Mit allen Sinnen:

„Überall pulsiert das Leben, Zaunkönig und Rotkehlchen singen, an den Brennnesseln brummen Bienen und Schmetterlinge, die Kräuter duften, im Hartriegel raschelt der Wind“, erläutert sie. Praktisch, dass die Besucher für diese Erkenntnis ohne Eile über den „Pfad der Sinne“ schlendern können und an mehreren Orten auch Sitzgruppen zum Verweilen vorfinden. „Entweder nehmen die Gäste bei einem Rundgang für einige Minuten Platz oder ich gebe ihnen die Aufgabe, langsam und bedächtig durch den Garten zu gehen, sich auch einmal 5 Minuten Zeit für einen Meter Wegstrecke zu gönnen. So nimmt man die Stimmung hier am besten auf.“


Pflegeleicht:

Um ihren „etwas anderen“ Bauerngarten regelmäßig für Gäste zu öffnen, braucht es viel Hege und Pflege – könnte man meinen. „Die meiste Arbeit fällt im März und April an, wenn der Boden noch nicht komplett bedeckt ist und die Stauden sich erst noch entfalten müssen. Ab Ende Mai ist der Garten durch den dichten Bewuchs aber recht pflegeleicht. Dann kommt es vor, dass ich einige Tage gar nicht zupfen oder hacken muss“, erklärt Anke zu Jeddeloh. Sie selbst bertrachtet ihr Gartenreich am liebsten von der höher gelegenen Terrasse aus oder sucht sich ein schattiges Fleckchen unter den Bäumen. Schmunzelnd bemerkt sie: „Früher konnte ich Funkien mit ihren schlichten Blättern nichts abgewinnen. Heute weiß ich die Ruhe, die aus den Grüntönen und Blattstrukturen entsteht, zu schätzen.“-rb-

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