Susan ackert im mittelsächsischen Hügelland zwischen Leipzig und Dresden,Anja reist für medizinische Hilfsprojekte in Krisengebiete weltweit. Gegensätzlicherkönnte der Alltag der beiden Bauerntöchter kaum sein. Was verbindet sie?
Susan Braune, 44 Jahre
Anja und ich hatten stets einen guten Draht zueinander. Doch beste Freundinnen und Vertraute wurden wir erst vor sieben, acht Jahren.
2008 übernahm ich den elterlichen Betrieb, mit dem sich mein Vater als erster Wiedereinrichter in unserer Region selbstständig gemacht hatte. Ein Jahr zuvor war Anja mit „Ärzte ohne Grenzen“ ins Ausland gegangen. Wir erlebten beide sehr intensive Jahre: Anja in ihren Projekten, ich selbst als „Junglandwirtin“.
Im Herbst 2002, nach über 13 Jahren, hatte ich frustriert und entmutigt meinen Job als Sparkassenkauffrau gekündigt. Zuerst wusste ich nicht, wie es weitergehen sollte. Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Ich absolvierte die Meisterprüfung für Landwirte und legte in einem Managementkurs das Diplom für Betriebswirtschaft bei der Akademie Deutscher Genossenschaften ab. Bei drei Töchtern hatten unsere Eltern wohl insgeheim immer auf einen Ehemann, d. h. Partner, als Hofnachfolger gehofft. Tja – ich konnte es auch selbst!
Die Entscheidung für die Landwirtschaft war die beste meines Lebens. Bis heute trage ich keine Blazer mehr. Die Schreibtisch-arbeit ist geblieben, aber mein geregeltes Leben in der Bank habe ich nicht einen Tag vermisst.
Im Moment ist Anja zu Besuch, wir leben wie in einer WG. Doch es ist eine Ausnahmesituation. Wir sind gewöhnt, getrennt zu sein, zu telefonieren und zu mailen. Oft sind die Umstände dabei sehr gegensätzlich, skurril oder auch erschreckend. Einmal rief mich Anja über Satellitentelefon an. Aufgeregt erzählte ich ihr vom Erntestress. Sie sagte nur: ‚Wir sitzen gerade im Bunker, draußen ist es brenzlig.’
Anja ist „mein Tor zur Welt“. Ihre Einblicke in andere Kulturen haben mich weltoffen und umsichtig gemacht. Wir sind füreinander da, auch über große Distanzen.