Gerlinde Gramberg hörte ein Pfeifen und ging lange nichtzum Arzt. Heute trägt sie ein Hörgerät.
Es war vor gut einem Jahr. In der Radiologie-Praxis, in der ich seit Jahrzehnten arbeite, stellten wir das Computersystem um. Neue Technik, neue Computer, neue Tastenkombinationen – alles anders. Unser Team bekam eine Einweisung, wir waren bestens vorbereitet, doch die Situation setzte mich extrem unter Druck. Ich wollte mit der modernen Technik umgehen können, genau so wie meine jüngeren Kolleginnen.
Unter (Leistungs-)Druck:
Schließlich kam der Tag, an dem ich einige Stunden allein verantwortlich sein würde. Unsere Mammographie-Untersuchungen sind eng getaktet, alle 15 Minuten wartet die nächste Patientin. „Wie soll ich das schaffen? Kann ich das überhaupt?“ Mit diesen Fragen schlief ich am Vorabend ein. Morgens, gleich beim Aufwachen, spürte ich es: Ein Pfeifen auf dem linken Ohr, als wäre der Gehörgang zu oder verstopft. Ich hoffte, diese Störung würde weggehen, sobald ich den stressigen Tag überstanden hatte.Doch so war es nicht, im Gegenteil. Der Ton ist seitdem mein Begleiter. Er ist zwar nicht ständig da, aber er stellt sich sofort ein, wenn etwas Außerplanmäßiges passiert: Ernte-Stress auf dem Hof, ein Todesfall in der engeren Familie oder auch dann, wenn ich mich besonders freue, weil meine Nichte geheiratet hat.
Ich habe mich an „meinen Ton“ gewöhnt, ich komme mit ihm zurecht. Traurig ist nur: Früher hatte ich Ohren wie ein Luchs. Ich konnte Vogelstimmen erkennen oder den Schlag der Waldschnepfe hier bei uns auf den Wiesen hören. Das ist vorbei. Zusammen mit dem Tinnitus hat sich eine Schwerhörigkeit eingestellt. Ich habe damals über sechs Monate gewartet, bis ich endlich zum Arzt ging. Da lag die Hörleistung links bei nur noch 30 Prozent.
„Warum ist der Fernseher bei Euch immer so laut? Das ist ja wie früher bei Oma!“ Als mein Sohn, der in absehbarer Zeit unseren Milchviehbetrieb übernimmt, das sagte, wurde ich stutzig. Der Besuch beim HNO-Arzt brachte dann schnell Klarheit.
Nun trage ich links ein Hörgerät. Weil ich wieder alles höre, nehme ich den Tinnitus weniger wahr. Zudem kenne ich inzwischen viele andere Leute, die Hörgeräte haben. Und ich weiß: Der Service beim Hörakustiker ist super. Davor braucht man keine Scheu zu haben.
Mein Mann und ich – wir gehen beide eher selten zum Arzt. Ich persönlich setze auf alternative Heilmethoden. Doch als das Pfeifen begann, hätte ich mit dem Arztbesuch nicht so lange warten sollen. Das ist mein Rat an jeden, der mir jetzt von Ohrgeräuschen erzählt. -rb-