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Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

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Warum leicht werden so schwer ist

Lesezeit: 8 Minuten

Trotz zahlreicher Diäten klappt es mit dem Abnehmen einfach nicht? Während viele Diäten eher krank als schlank machen, kann es mit der richtigen Strategie funktionieren. Hier berichten Landfrauen über ihre Diäterfahrungen und den Kampf mit den Kilos.


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Die Blutgruppen-Diät, die Logi-Methode oder doch die Ananasdiät? Wer abnehmen will, hat zig Möglichkeiten, sein Wunschgewicht zu erreichen. Doch viele Diäten machen eher krank als schlank und bleiben auf lange Sicht wirkungslos, bestätigen Experten. Im schlimmsten Fall bringen die Diätwilligen dank des Jojo-Effekts hinterher sogar mehr Gewicht auf die Waage als zuvor.


Wir haben mit Bäuerinnen und Landfrauen aus dem Raum Hildesheim gesprochen, die es trotz schlechter Erfahrungen noch einmal mit einer Diät versucht haben – und mit ihrer Strategie Erfolg hatten.


Ernährungsumstellung statt Crash-Diät


Die Landfrauen und Bäuerinnen aus Hildesheim trafen sich zum Abnehmen zu 10 Gruppensitzungen im Rahmen des Kurses „Leichter leben“, ein gemeinsames Projekt der Landwirtschaftskammern und der Landwirtschaftlichen Krankenkasse (LKK) unter der Leitung einer Ernährungsberaterin.


Die Vorgaben der Expertin waren so einfach wie wirkungsvoll: Strikte Ess-Verbote gab es nicht – und nur an eine einzige Regel sollten die Frauen sich während des Abnehmens halten: Jeden Tag standen 400 g Gemüse auf dem Speiseplan, egal ob roh, gekocht oder als Salat. Das Ziel des Kurses: Eine langfristige Ernährungsumstellung statt einer Blitzdiät.


Zusätzlich analysierte Ernährungsberaterin Monika Renziehausen-Blanke gemeinsam mit den Frauen ihr Essverhalten. Mehrmals pro Woche stand zudem Sport auf dem Plan.


Insgesamt war das Programm ein voller Erfolg: In der Summe haben die 12 Teilnehmerinnen während der 10 Kurswochen 52 Kilo abgenommen – im Durchschnitt also 4,5 kg pro Person. Gut so: Ein langsamer Gewichtsverlust von höchstens 0,5 kg pro Woche gilt unter Fachleuten als besonders erfolgversprechend. Der Körper hat dann ausreichend Zeit, sich an die „Hungerphase“ zu gewöhnen. Seine Mechanismen, den Gewichtsverlust zu bremsen, werden so zumindest teilweise ausgehebelt. Und Gesundheit und Wohlbefinden verbessern sich bereits mit den ersten schwindenden Kilos.


Was Experten außerdem längst vermuten, bestätigen auch die Kursteilnehmerinnen: „Die Gruppe hat mich beim Abnehmen regelrecht beflügelt“, sagt Annedore Schaper aus Adenstedt. „Wenn einer mal einen Durchhänger hatte, dann haben die anderen ihn wieder aufgebaut“, so die Bäuerin weiter.


Etwas skeptischer war hingegen Teilnehmerin Grudrun Mushardt anfangs. „Ich war mir nicht sicher, ob mir das Abnehmen in der Gruppe zu öffentlich ist. Aber nach der ersten Sitzung legten sich meine Bedenken“, so die Bäuerin.


Hungern macht dick


Während der Gruppensitzungen vermittelte die Ernährungsberaterin den Landfrauen die Grundlagen einer leichten und ballaststoffreichen Ernährung: Nach diesem Prinzip sind auch andere anerkannte Diäten, wie z.B. die kalorienreduzierte Mischkost, aufgebaut. Sie folgen den neuesten Erkenntnissen der Ernährungswissenschaft.


„Verbote gibt es nicht“, erläutert Ernährungsberaterin Monika Renziehausen-Blanke das Diät-Prinzip. Stattdessen ist das Ziel, langfristig die Auswahl und Zusammensetzung der Speisen zu verändern. Fettes und Süßes sollten nur ausnahmsweise auf den Tisch kommen, während ballaststoffreiche und natürlicherweise kalorienarme Nahrung reichlich verzehrt werden. „Es ist wichtig, dass die Teilnehmer trotz reduzierter Kalorienaufnahme nicht hungern“, gibt Monika Renziehausen-Blanke zu bedenken. „Denn wer großen Hunger hat, neigt dazu, Lebensmittel wahllos und unkontrolliert in sich hineinzustopfen.“


Zwar bleibt der Grund­satz: „Wer abnehmen will, muss weniger Energie aufnehmen als er verbraucht“ unumstößlich. „Wichtig ist aber, es dem Körper dabei so angenehm wie möglich zu machen“, bringt die Ernährungsberaterin es auf den Punkt.


Dabei spielt Gemüse, egal ob roh, gekocht oder in der Suppe, eine wichtige Rolle. Denn Experten gehen davon aus, dass nicht nur die aufgenommene Energiemenge für das Sättigungsgefühl verantwortlich ist, sondern auch der Grad der Magenfüllung. Dafür ist Gemüse ideal: Es hat kaum Kalorien, dafür aber viel Volumen: Der Magen wird davon schön voll. Gleichzeitig versorgt es den Oganismus mit wichtigen verdauungsfördernden Ballaststoffen und sekundären Pflanzenstoffen. „Idealerweise hat man immer geschnittenes Gemüse vorrätig. Dann kann man sofort zugreifen, wenn der Heißhunger kommt“, rät die Ernährungsberaterin.


Ein große Hilfe, so lautet die einhellige Meinung der Landfrauen, war zudem die Ernährungsberatung durch eine Fachfrau. „Landfrauen wissen ja meistens schon sehr viel über gesunde Ernährung. Dennoch gibt es viele Tricks und fettarme, aber schmackhafte Rezepte, die weitgehend unbekannt sind“, hat Monika-Renziehausen-Blanke beobachtet. Die Landfrauen bestätigen: „Ich dachte immer, ich müsste während einer Diät komplett auf Fett verzichten – dabei kommt es nur darauf an, dass ich die richtigen Fette verwende“, erklärt eine Landfrau. Sie bindet ihre Soßen und Suppen jetzt nicht mehr mit Schwitze oder Sahne, sondern mit pürierten roten Linsen.


Darüber hinaus geben die Teilnehmerinnen heute ursprünglichen Nahrungsmitteln mit wenig Kalorien aber hohem Sättigungsgrad den Vorzug, wie z. B. Kartoffeln, Magerquark oder magerem Schinken.


Auch eine Analyse des Essverhaltens half den Landfrauen bei der Umsetzung ihrer Diät. „Uns wurde vor Augen geführt, dass wir oft nicht essen, weil wir Hunger haben, sondern um andere Bedürfnisse zu befriedigen: Als Belohnung, als Stresskiller oder aus Langeweile. So konnten wir unser Verhalten hinterfragen und ändern“, ergänzt Waltraud Bohnsack aus Bockenem.


Im Alltag widerstehen?


Doch der Alltag stellt die diätwilligen Landfrauen tagtäglich neu auf die Probe. „Im Alltag ist es schwer, sich strikt an den Diätplan zu halten“, berichten die Teilnehmerinnen einhellig. Da verführen einerseits die Einladungen zum Kaffeeklatsch oder zum üppigen Abendessen zum über die Strenge schlagen; andererseits erschweren auch der Familienalltag und die Ansprüche der anderen Familienmitglieder das Durchhalten.


Auffällig: Es fällt gerade den Frauen schwer, sich strikt an eine Diät zu halten, die in der Familie für das Zubereiten der Mahlzeiten zuständig sind. Sie müssen ständig mit Essen hantieren – auch, wenn sie sich am liebsten davon ablenken würden. Zudem untergräbt häufig die mangelnde Solidarität der anderen Familienmitglieder den Diätwillen, berichten andere Frauen. „Im ersten Moment fehlte meiner Familie das Verständnis für meine Diät. Niemand wollte mich unterstützen, berichtet eine Landfrau. Sie ergänzt: „Mein Mann muss nicht abnehmen und braucht mittags eine ordentliche Portion. Da fällt es mir doppelt schwer, für mich die Erbsen abzuzählen“, so die Bäuerin weiter.


Überwiegend erfuhren die anderen Teilnehmerinnen jedoch Unterstützung vom Partner und den Kindern. „Meine Familie stört es nicht, dass ich etwas anders koche als früher“, berichtet Andrea Rodenberg-Lauenstein. „Oft gibt es leckere leichte Gerichte. Und wenn doch mal etwas Schweres auf dem Plan steht, nehme ich einfach etwas mehr Gemüse. Aber ich koche nie zwei Gerichte“, berichtet die Bäuerin.


Aus ganz unterschiedlichen Gründen entschlossen sich die Frauen vorab zu einer Diät. Vor allem gesundheitliche Beschwerden, wie z. B. Bluthochdruck, Gelenkverschleiß, Arthrose, Herzinfarkt, Kreislauferkrankungen und Diabetes waren der Auslöser zum Abspecken. „Gegen meine Hüftschmerzen wollte ich etwas tun. Die Gewichtsreduktion hat Wunder gewirkt“, berichtet Annedore Schaper aus Adenstedt. Jetzt ist sie 11 kg leichter und hat kaum noch Schmerzen in den Beinen.


Die junge Barbara Bartels war hingegen genervt von ihren überflüssigen Pfunden. „Ich habe mich in meiner Haut einfach nicht mehr wohlgefühlt“, berichtet die 35-Jährige.


Ohne Sport läuft nichts


Beim Halten des neuen Gewichts helfen ihr die regelmäßigen Sporteinheiten, die sie seit dem Kurs fest in ihren Alltag eingebaut hat – eine Einschätzung, die fast alle Kursteilnehmer teilen. „Anfangs habe ich nicht begriffen, warum ich mich noch mehr bewegen soll. Ich renne doch schon den ganzen Tag über den Hof“, berichtet eine Bäuerin. „Jetzt habe ich gemerkt, dass man sich beim Walken toll entspannen kann und dass es dazu noch viel Spaß macht“, berichtet die Bäuerin weiter.


Doch gerade im Winter und ohne Gruppe fällt es vielen schwer, sportlich aktiv zu bleiben. „Im Sommer hatte ich dank Gartenarbeit und dem schönen Wetter keine Probleme, mich ausreichend zu bewegen“, berichtet Grudrun Mushardt. „Jetzt im Winter kann ich meinen inneren Schweinehund nur überwinden, wenn ich mich zum Sport verabrede“, so die Bäuerin weiter. Die Scheu, beim Sport machen beobachtet zu werden, haben die meisten Bäuerinnen jedoch im Laufe der Zeit abgelegt.


Als richtiger Erfolg geht eine Diät nur dann durch, wenn sie auch langfristig zu einer Gewichtsabnahme führt. In diesem Punkt zeigten sich unsere Gesprächsteilnehmerinnen auch fünf Monate nach dem Ende des Kurses vollauf zufrieden. Während die meisten ihr Gewicht ge-halten haben, ist es wenigen sogar gelungen, auch nach dem Ende des Kurses noch weiter abzunehmen. „Nach etlichen Crash-Diäten die mich in null komma nichts um 10 kg erleichtert und in noch kürzerer Zeit zum Jojo-Effekt geführt haben, habe ich dank der Ernährungsumstellung mein Gewicht gehalten – ohne mir ständig Gedanken ums Essen zu machen“, bringt Annedore Schaper es auf den Punkt.


Kathrin Hingst

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