Frau Prof. Dr. Reisenauer, Sie sind Leitende Ärztin der Urogynäkologie an der Universitäts-Frauenklinik Tübingen. Wie aussichtsreich ist es, Inkontinenz zu behandeln?
Prof. Reisenauer: Wir können nicht alles heilen, aber doch sehr viel verbessern. Die häufigste Form der Inkontinenz, die Belastungsinkontinenz, kann man in den meisten Fällen schon durch gezieltes Training beheben.
Bei der Dranginkontinenz und den Mischformen helfen zusätzlich Medikamente. Auch operative Eingriffe, um z.B. die Harnröhre zu stabilisieren oder Organsenkungen zu beheben, versprechen Besserung. Bei besonders schweren Formen der Harn- und Stuhlinkontinenz kann ein Blasen- bzw. Darmschrittmacher, der die Nerven durch sanfte Impulse in Balance bringt, helfen.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Prof. Reisenauer: Spätestens dann, wenn die Inkontinenz das gewohnte Leben einschränkt und man selbst beginnt, darunter zu leiden. Es gilt aber: Je eher ich zum Arzt gehe, desto chancenreicher ist die Therapie. Die ersten Ansprechpartner sind der Gynäkologe, der Urologe oder der Hausarzt.
Was hilft am effektivsten gegen Inkontinenz?
Prof. Reisenauer: Das ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Neben dem Beckenbodentraining hilft es z.B., auch Übergewicht abzubauen, um die Probleme zu verbessern. Studien zeigen: Schon eine Gewichtsreduktion von 5% kann die Inkontinenz um bis zu 50% mindern.