Gerd Nefzer (52) stammt aus Tullau bei Schwäbisch Hall. Als Junge stieg er heimlich vor dem Frühstück aus dem Fenster, um dem Nachbarn beim Melken zu helfen. Nefzer lernte Landwirtschaft, studierte Agrartechnik und begann 1986 im Film-Unternehmen seines Schwiegervaters zu arbeiten. Der zweifache Vater betreute unter anderem Filme wie „Resident Evil“, „Die Tribute von Panem“ und „Red Sparrow“.
1. Herr Nefzer, Sie machen „Special Effects“ für den Film, was ist das?
Nefzer: Ich baue Mechaniken, um Dinge zu bewegen, mache Explosionen, Feuer oder auch Wettereffekte wie Nebel, Regen und Schnee. Ich kann Wellen erzeugen oder einfach einen Topf auf dem Herd kochen lassen, aus dem vermeintlich Wasserdampf steigt.
2. Sie haben doch eigentlich mal Landwirtschaft gelernt. Bereitet das Treckerfahren einen gut auf Ihren Job vor?
Nefzer: Absolut! So kann ich die Maschinen am Set nutzen. An einem Traktor lassen wir z.B. Autos im Wasser versinken. Zu Hause fahre ich gern für Freunde einfach mal ein paar Stunden in der Erntekette mit, das macht den Kopf frei. Ich bin dann „Befehlsempfänger“, was schön ist, um vom Druck am Set wegzukommen. Dort trage ich viel Verantwortung, denn wenn etwas nicht klappt, kann das unter Umständen gefährlich werden.
3. Hilft das Gelernte vom Hof auch in anderen Bereichen?
Nefzer: Natürlich! Ich muss mit verschiedenen Werkstoffen umgehen, Holz bearbeiten, Metall schweißen, um z.B. Mechaniken zu bauen. Auch in Sachen Wetter hilft mir die Erfahrung dabei, Umschwünge zu erkennen.
4. Was ist härter: Die Filmbranche oder die Landwirtschaft?
Nefzer: Vom Arbeitspensum ist der Film mindestens genauso anstrengend. Wenn alles bereit steht, dann arbeiten wir auch mal 12, 14, 16 Stunden, auch samstags und sonntags. Man steht ständig unter Strom. Der Zeitplan ist straff. Der Regisseur will nicht auf den richtigen Nebel warten, das muss alles reibungslos klappen. Deinen guten Ruf verlierst du viel schneller als du ihn dir aufbauen kannst.
5. Was hat der Oscar verändert?
Nefzer: Keiner stellt jetzt noch in Frage, dass wir einen so großen Film betreuen können. Und dem Ego tut’s natürlich unheimlich gut, so eine Statue zu bekommen.