Ist der leidige Papierkram gut organisiert, spart das Zeit, Geld und vor allem: Nerven. Wir haben Landwirte nach Ihrer persönlichen Lösung gefragt.
Cross Compliance, Steuern, Unterlagen für Qualitätsprogramme – davon, ob man im richtigen Moment das richtige Papier in der Hand hält, hängt heutzutage richtig viel Geld ab. Doch das Sortieren und die Beschaffung der richtigen Unterlagen braucht Zeit, die auf vielen Betrieben immer knapper wird. Denn die Höfe wachsen, es gibt Fremdarbeitskräfte und Nebenbetriebe. Dazu kommt, dass sich im Alltag oft mehr als eine Person im Büro zurechtfinden muss: So manche „individuelle“ Sortierung ist dann schnell Auslöser überflüssiger Streits. Unsere Beispiele zeigen: Wer sich aufrafft, das ungeliebte Thema anzugehen, ist oft nur noch eins: erleichtert!
Dienstleisterin übernimmt Routinearbeiten
Was die Büroarbeit angeht, sieht Harder Ratjen die Lage ganz pragmatisch. „Ich möchte lieber den Betrieb weiterentwickeln, als die Belege für die Buchführung zu sortieren!“, sagt der Milchviehhalter mit rund 200 Kühen aus Homfeld in Schleswig-Holstein. Weil er immer häufiger bis in die Nacht am Schreibtisch saß, kam ihm das Angebot von Claudia von Slupetzki gerade recht. Die Steuerfachangestellte und Agrarbetriebswirtin bietet Bürodienstleistungen für Landwirte an. Nach einer Einstiegsphase ist jetzt einmal im Monat an einem Vormittag „Bürotag“. Frau von Slupetzki sortiert die Buchführung, führt das Kassenbuch, macht die Rechnungen für die Ferienwohnungen fertig, legt die Post ab und kümmert sich auch um andere Dinge wie z. B. den Agrardieselantrag.
Eine Bürohilfe, die mitdenkt:
Von Slupetzki hilft aber auch mit, dass der Betrieb die CC-Anforderungen und andere rechtliche Auflagen erfüllt. So sorgt sie z. B. dafür, dass die neue Pflanzenschutzkarte beantragt wird und im Betrieb die nötigen Schilder für den Arbeitsschutz hängen. Landwirt Ratjen ist dabei klar, dass die Bürokraft nicht alles erledigen kann. „Arzneimittelbuch, Tierbestände melden, Ohrmarkenkontrolle und die Ackerschlagkartei – das bleibt für mich ganz klar mein Bereich“, macht er deutlich. Obwohl von Slupetzki auf anderen Betrieben auch den Agrarantrag und den Nährstoffvergleich erledigt, übernimmt das im Betrieb Ratjen ein langjähriger Berater.Für die Hilfe rechnet Claudia von Slupetzki 30 Euro netto pro Stunde ab, zuzüglich Fahrtkosten. Welche Arbeiten zu übernehmen sind, wird flexibel abgesprochen. „Gibt es Engpässe, springe ich gerne ein“, so die junge Frau. Die Kosten für die Hilfe von rund 2 000 Euro je Jahr nimmt Ratjen gerne in Kauf: „Es ist einfach ein gutes Gefühl, wenn das Büro in Ordnung ist und ich ohne ewig schlechtes Bürogewissen mehr Zeit für Familie und Tiere investieren kann.“