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Aktien - zu riskant für die Altersversorgung?

Lesezeit: 7 Minuten

I n den 90er Jahren erlebten die Ak-tienbörsen weltweit einen wahren Boom. Ob Dax oder Dow Jones ein Kursrekord jagte den nächsten. Bei manchen Papieren schossen die Kurse innerhalb weniger Wo-chen oder Monate um 100 % oder mehr in die Höhe. Die Börsen-Euphorie lockte auch viele Anleger an, die bis dahin Aktien reser-viert gegenüberstanden. Inzwischen gibt es in Deutschland über 10 Millionen Ak-tienbesitzer. Allein von 1997 bis 1999 ver-doppelte sich die Zahl der Aktienfonds-Sparer auf 4,7 Millionen. Inzwischen macht sich jedoch Kater-stimmung an den Börsen breit. Nach den deutlichen Kurseinbrüchen der letzten Monate vor allem am Neuen Markt sind viele Anleger ernüchtert. Einmal mehr zeigt sich, dass die Börse eben keine Einbahnstraße ist. Auch viele Landwirte sind verunsi-chert. Sie fragen sich angesichts dieser Entwicklung: Sind Aktien bzw. Aktien-fonds für die private Altersvorsorge nicht zu riskant? Ist die langfristige Rendite-Er-wartung wirklich höher als bei anderen Formen der Geldanlage? Und wie kann man verhindern, dass ein plötzlicher Kurs-einbruch die gebildeten Rücklagen mit ei-nem Schlag entwertet? Die Lehre aus über 100 Jahren Börsengeschichte Mit diesen Fragen befassen wir uns in der heutigen Folge unserer Vorsorge-Se-rie. Tatsache ist, dass man mit deutschen Aktien gemessen am Deutschen Aktien-index (DAX) in den vergangenen 20 Jah-ren über 12 % Rendite pro Jahr erwirt-schaften konnte. Mehr noch: Über 100 Jah-re Börsengeschichte haben uns gelehrt, dass Aktien grundsätzlich und auf lange Sicht immer deutlich höhere Renditen ab-werfen als reine Zinsanlagen, als kapital-bildende Versicherungen und auch als Im-mobilien. Warum das so ist (und auch so sein muss), zeigt ein Blick auf die Geldkreis-läufe in unserer Volkswirtschaft. Die weit-aus meisten Bundesbürger haben ihr Geld nach wie vor in klassischen Spareinlagen und festverzinslichen Wertpapieren ange-legt. Damit die Banken diesen Sparern überhaupt Zinsen für ihr Guthaben aus-zahlen können, müssen sie das Geld an Kreditnehmer ausleihen. Da die Bank da-bei ihre eigenen Kosten decken muss, ist der Kreditzins natürlich höher als der Zinssatz, den der Sparer für sein Gutha-ben erhält. Die Kreditnehmer sind meistens Unter-nehmen aus der Wirtschaft oder aus dem Immobilienbereich. Diese müssen nun mit dem geliehenen Geld mehr erwirtschaften, als sie an Schuldzinsen an die Bank ent-richten. Denn sonst wäre die Fremdkapi-talAufnahme für sie unrentabel. Das heißt in letzter Konsequenz: Die Kapitalverzin-sung in den Firmen und Unternehmen muss auf lange Sicht deutlich höher sein als die Rendite von Sparguthaben oder fest-verzinslichen Wertpapieren. In diesem Zusammenhang ist eine wei-tere Beobachtung interessant: Immer mehr Firmen betreiben ihre Geschäfte in gemieteten Immobilien. Das heißt: Sie in-vestieren ihr eigenes Kapital lieber in das operative Geschäft als in eigene Immobi-lien. Dies legt den Schluss nahe, dass die Kapitalverzinsung in den Unternehmen meist höher ist als im Immobilienbereich. Insofern dürfte auch die Rendite der meisten Immobilien auf Dauer kaum mit den Renditen in der Wirtschaft mithalten können. Das Gleiche gilt für Lebensversiche-rungen und andere kapitalbildende Versi-cherungen. Diese investieren die Gelder ihrer Kunden überwiegend in Zinsanla-gen und auch in Immobilien. Insofern können auch die Versicherer langfristig nicht so hohe Renditen erwirtschaften wie die Firmen und Aktiengesellschaften. Oder anders ausgedrückt: Solange die Wirtschaft weltweit einigermaßen funk-tioniert und floriert, ist es nur eine Frage der Zeit, bis das in die Unternehmen in-vestierte Risikokapital die höchste Ver-zinsung aufweist. Das heißt natürlich nicht, dass alle Fir-men, deren Aktien an der Börse notiert sind, erfolgreich sein werden. Es werden noch viele Aktiengesellschaften in Kon-kurs gehen oder lange Durststrecken durchmachen müssen. Wichtig für eine solide Altersvorsorge mit Aktien bzw. Aktienfonds ist deshalb eine sorgfältige Auswahl geeigneter Aktien bzw. Aktien-fonds. Außerdem sollte man immer seine Rücklagen auf verschiedene Aktien bzw. Fonds streuen, damit nicht einzelne Flops an der Börse die gesamte Rendite zunich-te machen. Die Angst vor einer großen Wirtschaftskrise Ältere Landwirte befürchten gelegent-lich, dass ihr Geld bei der Anlage in Ak-tien im Falle einer großen Wirtschaftskri-se besonders gefährdet wäre. Diese Be-fürchtung ist jedoch unbegründet. Selbst die große Weltwirtschaftskrise von 1929, zwei Weltkriege sowie mehrere Rezessio-nen vermochten die Aktienvermögen nicht dauerhaft zu vernichten! Im Gegenteil: Wer in den 125 Jahren von 1875 bis heute durchgehend in deut-sche Aktien investiert hätte, könnte sich über den gesamten Zeitraum trotz zwischenzeitlicher dramatischer Kursver-fälle über eine jährliche Rendite von über 12 % freuen! In der gleichen Zeit haben Anleger, die ihr Geld auf Sparbüchern, in Wertpapieren oder Kapitallebensversiche-rungen angelegt hatten, mehr als einmal ihr gesamtes Vermögen verloren. Langfristig gesehen sind Aktien also keineswegs riskanter als andere Anla-geformen. Überlegen wir einmal, was im Falle einer großen Wirtschaftskrise pas-sieren würde: Immer mehr Unternehmen würden, wie z. B. 1929, in Konkurs gehen. Die Fir-men könnten ihre Kredite nicht zurück-zahlen. Die Banken säßen auf ungedeck-ten Engagements. Zwangsversteigerun-gen würden nicht die gewünschten Erlöse erbringen, da kaum Kaufinteressenten auf dem Markt wären. Die Banken könnten somit auch die Sparguthaben ihrer Anle-ger nicht mehr zurückbezahlen. Auch die Einlagen-Sicherungsfonds würden nicht mehr greifen, wenn innerhalb kurzer Zeit die Mehrzahl der Banken in Bedrängnis geraten würde. Auch auf staatliche Hilfen würden wir vergebens warten. Woher sollten sie auch kommen, ohne Steuereinnahmen und bei Millionen von Arbeitslosen infolge einer Wirtschaftskrise? Welches Unternehmen und welcher Privathaushalt könnte noch seine Miete bezahlen? Schlechte Zeiten also auch für Immobilienbesitzer! Natürlich würden auch die überwie-gend in Zinspapiere und Immobilien in-vestierenden Lebensversicherer in Schief-lagen geraten. Kurzum: In einer dramatischen Wirt-schaftskrise ist kaum eine Anlageform wirklich sicher. Die größten Überlebens-chancen hätten noch die Substanzwerte (Immobilien und Aktien), was sich auch schon in der Weltwirtschaftskrise von 1929 gezeigt hat. Wohlgemerkt: Auch die Aktien über-standen die Währungsreform, da sie kei-nen Geldbetrag verbriefen, sondern einen Unternehmensanteil. Dieser wird ledig-lich gegen Geld gehandelt die Währung spielt keine Rolle. Wenn ein Unterneh-men eine Krise ohne Konkurs gemeistert hat und wieder steigende Gewinne ver-bucht, geht es auch mit den Aktienkursen wieder nach oben. Ziehen wir an dieser Stelle ein kurzes Fazit: Aktien sind langfristig nicht unsi-cherer als andere Anlageformen. Und sie versprechen ebenfalls auf lange Sicht die besten Renditen aller Anlageformen. Das macht sie für die private Altersvor-sorge so interessant. Nerven behalten, wenn der Börsenkrieg tobt! Die eigentlichen Risiken liegen in den starken Kursschwankungen und in der Gefahr, auf die falschen Aktien bzw. Ak-tienfonds zu setzen. Wenn man mit Ak-tien private Altersvorsorge betreiben will, verbietet sich kurzfristiges Spekulieren! Auch der konsequente Kauf der je-weils aktuellsten Aktientipps hat nur geringe Erfolgsaussichten. Denn die In-formationen, die die Analysten zu ihren Kaufempfehlungen bewogen haben, sind dann meist schon in den Kursen berück-sichtigt. Selbst besonnenere, langfristig orien-tierte Investoren müssen alle paar Jahre mit ansehen, wie sich ihr gesamtes Ak-tienvermögen binnen weniger Wochen um 30 oder gar 40 % vermindert. Nicht wenige Anleger verlieren dann nach wo-chenlangen kontinuierlichen Kursrück-gängen schlichtweg die Nerven und ver-kaufen mit dem Motiv der Verlustbegren-zung. Im Nachhinein haben sich solche Panikverkäufe fast immer als klare Fehlentscheidung herausgestellt. Nur wer hat schon die Nerven, während der Börsenkrieg tobt? Man kann es drehen und wenden wie man will: Selbst die besten Börsengurus können kurzfristige Kursverläufe nicht annähernd zuverlässig voraussagen. Zu viele unbekannte oder plötzlich bekannt werdende Faktoren beeinflussen die Kursverläufe der einzelnen Aktien.

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