Ich bin erfreut, dass sich top agrar eines so komplexen Themas annimmt. Die Landwirtschaft darf sich dieser Diskussion nicht verschließen.

Natürlich kann man bei diesem Thema keinen Konsens erwarten. Dafür vertreten beide Seiten zu einseitige Positionen.

Mit ihrer Interpretation, das Tierwohl auf die Tiergesundheit zu reduzieren, greift Frau Selhorst viel zu kurz und offenbart damit eine im Wesentlichen auf die Wirtschaftlichkeit der Tiernutzung orientierte Pers­pektive. Sie ignoriert die Erkenntnisse der Forschung, die nachgewiesen hat, dass verschiedene Tiere in der Tat ein Empfindungsvermögen haben. Die Forderung von Frau Selhorst, Haus- und Nutztiere mit demselben Respekt zu behandeln und im nächsten Satz die Position zu vertreten, Haustiere hätten als Luxustiere einen anderen Anspruch auf Zuwendung, ist für mich ein Widerspruch.

Aber auch der Anspruch von Frau Sezgin, Tiere nicht zu töten, steht in keinem realistischen Verhältnis zu den tatsächlichen Bedingungen unserer Wirtschaft und Lebenswelt.

Wir können Tiere mit gutem Gewissen essen, wenn wir wissen, dass diese Tiere glücklich und artgerecht gelebt haben. Der Tod sollte schmerzfrei und ohne Stress und Angst für die Tiere herbeigeführt werden. Bei Bildern aus der modernen Fleischproduktion vergeht vielen Menschen auch zu Recht der Appetit. Viele Verbraucher sind inzwischen bereit und in der Lage, einen angemessenen Preis für ihr Fleisch zu bezahlen. Die Nachfrage nach Bio-Produkten wächst kontinuierlich. Die Nachfrage nach Fleisch aus konventioneller Tierhaltung sinkt europaweit.

Rolf Rieken, 06408 Ilberstedt