Zum Streitpunkt „Schluss mit der Exportstrategie!“ in top agrar 12/2013, Seite 8.
Wer sich als Theologin um landwirtschaftliche Themen kümmert, begibt sich schnell aufs Glatteis. Frau Füllkrug-Weitzel sollte eigentlich wissen, dass die Exportsubventionen längst Geschichte sind und Nahrungsmittel nicht mehr für den Export verbilligt werden.
Natürlich leiden Entwicklungsländer, die auf Importe angewiesen sind, viel stärker als wir unter den gestiegenen Weltmarktpreisen für Agrargüter. Die Probleme sind aber oft hausgemacht. So baut Ägypten als weltweit größter Weizenimporteur auf seinen fruchtbaren Flächen statt Getreide lieber Export-Früchte an. Das ist wahrscheinlich rentabler.
Wissen wir eigentlich, wie viel Nutzfläche die Industriestaaten in der dritten Welt „verbrauchen“, um Ihren Bedarf an Kaffee, Kakao, Früchten und Gewürzen usw. zu decken? Hinzu kommen noch die Non-Food-Artikel wie Baumwolle, Kautschuk, Faserpflanzen oder Blumen. Glaubt wirklich jemand, dass diese einträglichen Geschäfte geopfert werden, um Hirse oder Mais für die einheimische Bevölkerung anzubauen? Wahrscheinlich übersteigen die für diesen Bedarf beanspruchten Flächen sogar diejenigen, die für die Futtermittelproduktion benötigt werden.
Unterm Strich ist wohl nicht allein die jetzige Form der Landwirtschaft für die Entwicklung verantwortlich, die Frau Füllkrug-Weitzel beklagt. Solange Deutschland Nettoimporteur von Agrargütern (70 zu 60 Mrd. €) ist, werden in der dritten Welt eher Menschen verhungern, als der Anbau von Mais und Hirse für die heimische Bevölkerung forciert wird.
Eine der größten Gefahren für die kleinbäuerliche Landwirtschaft ist das Landgrabbing. Vor allem in Afrika werden unter tatkräftiger Mithilfe der örtlichen Regierungen Kleinbauern von ihrem Land vertrieben. Die ausländischen Investoren, die dann den Anbau bestimmen, richten sich mitnichten nach den Bedürfnissen der lokalen Bevölkerung. Hat die weitgereiste Frau Füllkrug-Weitzel dies noch gar nicht bemerkt, oder einfach nur verdrängt?