Der erste Gedanke bei meiner Nachtfotografie war: Gutes Motiv! Der zweite Gedanke für mich als Nichtlandwirt: Warum fährt der Typ mit der riesigen Pflanzenschutzspritze noch vor dem Sonnenaufgang (ca. 5.30 Uhr) über den Acker? So kam es zu einem Gespräch zwischen uns beiden „Frühaufstehern“ – mit plausiblen Erklärungen. Der Junglandwirt Johannes Westner aus 86556 Kühbach-Haslangkreit (mit entsprechender vom Gesetzgeber vorgeschriebener Ausbildung) machte mir klar: Nur, weil er um diese Zeit unterwegs ist, tut er nichts Verbotenes oder Geheimes. Er hat nichts zu verbergen. Es hat gute Gründe: Die Ausbringung des hoch verdünnten Spritzmittels geschieht zentimetergenau über den Pflanzen mit Hilfe von GPS-Daten, und zwar über die ganze Fläche des Ackers. Um diese Tageszeit ist es für diese Tätigkeit entsprechend windstill. Das auszubringende Mittel kommt somit ohne Abdrift mit der genau vorgesehenen Dosierung nur auf den vorgesehenen Bereich auf seinem Acker. Jede einzelne Pflanze ist nicht, wie bei starker Sonneneinstrahlung so gestresst und beim leichtem Morgentau besser aufnahmefähig. Auch trägt die vorhandene Thermik über dem Boden dazu bei, dass die Pflanzen die Spritzung besser vertragen. Es sei auch ganz in seinem Interesse, den Boden, die Bodenfruchtbarkeit und das Grundwasser zu schützen, so der Landwirt. Schließlich ist dies seine Zukunft, sein Kapital und auch ein wirtschaftlicher Faktor, wenn er zu manch ungewöhnlicher Tages- und auch Nachtzeit unterwegs ist. Im Übrigen wäre es ihm lieber, jemand würde ihn bei Unklarheiten direkt darauf ansprechen, was er da so treibt, als oft aus Unwissenheit dicke Schlagzeilen in der Tagespresse zu lesen.
Aber nicht nur ich bin nach unserer Begegnung etwas schlauer: Auch der Junglandwirt hat etwas über Langzeitbelichtung, ISO-Zahl und ein passendes Stativ gelernt.Franz Czech, 86556 Kühbach, Bayern