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Kooperationen - Möglichkeiten

Aus Drei mach Eins!

Lesezeit: 5 Minuten

Die Familien Mücke, Peter und Matthias bilden zusammen einen Zukunftsbetrieb mit Kühen und Biogas. Das rechnet sich – und ist im täglichen Miteinander eine große Herausforderung.


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Ein moderner Boxenlaufstall für 350 Kühe, eine 500-kW-Biogasanlage und mehr als 400 ha in der Bewirtschaftung: An Schlagkraft mangelt es den Betreibern der MPM GmbH & Co KG im Kreis Celle in Niedersachsen beileibe nicht, seit sie ihre Betriebe im April 2006 zu einer Gesellschaft verschmolzen haben. Sechs Jahre Kooperation mit allen Höhen und Tiefen haben aber auch etwas anderes mit sich gebracht: Fingerspitzengefühl im täglichen Miteinander.


Raus aus dem Anbindestall.

Es ist nun sechs Jahre her, dass Horst Peter (64) und seine Tochter Anne-Kathrin (29) die Entwicklungsmöglichkeiten ihres damaligen Betriebes absteckten. Mit 140 ha war zwar Fläche vorhanden, der alte Anbindestall mit 30 Kühen und ein schwieriger Standort boten aber nur wenig Perspektive für die Hofnachfolgerin. „Wir rechneten einen Neubau mit 100 Kühen durch“, erklärt Horst Peter, „und stellten fest, dass selbst diese Größe auf Dauer zu klein sein würde.“ Nachbar Gerhard Mücke (53) ging es ähnlich. Auch er wirtschaftete im 30er-Anbindestall, scheute eine größere Investition aber schon, weil bei keinem seiner Kinder der Berufswunsch Landwirt erkennbar war.


Die Idee: Warum nicht die Kräfte bündeln? Die beiden verständigten sich und boten am Ende Cord Matthias (49) aus dem Nachbarort an, als weiterer Partner das Trio zu komplettieren. Peters und Mücke waren sich einig, dass der Milchviehhalter von der Persönlichkeit passen könnte („aufgeschlossener Typ mit klaren Zielvorstellungen“, Gerhard Mücke) und die betrieblichen Voraussetzungen ergänzten sich gut. Die HF-Herde von Cord Matthias zählte bereits 120 Tiere und unter den 150 ha Landwirtschaftsfläche des Betriebes befand sich ein guter Standort für einen Wachstumsschritt.


Rein in die Milch-KG:

Die Landwirte begannen zu rechnen und schmiedeten gemeinsam mit Berater Dr. Ulrich Klischat von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen ein Konzept. Fragen waren: Wo wollen wir hin? Reicht die Gewinnerwartung für drei Familien? Wer hat welche Zuständigkeiten? Wie werden Entscheidungen getroffen? Was passiert bei einem Generationswechsel? Wie erfolgt die Gewinnverteilung?


Schnell wurde klar, dass eine Zusammenarbeit auf einzelbetrieblicher Ebene weit weniger Synergiemöglichkeiten bot als eine Vollfusion. Um einen möglichen Verteilungsschlüssel für den Gewinn zu finden, ließen die Landwirte sämtliche Gebäude, Lieferrechte, Flächen, Maschinen, Vorräte und Tiere von unabhängigen Dritten wie dem Zuchtverband oder der Versicherung schätzen. Bewegliche Güter wurden in die Gesellschaft eingebracht; für Gebäude, Lieferrechte und Flächen wurden Nutzungsrechte vergeben.


Aus Steuersicht beschlossen die Partner als GbR zu starten, um auch kurzfristig gegenüber Geschäftspartnern als Einheit auftreten zu können und die Flächenanträge schon per gemeinsamem Antrag abzuwickeln. Erst ein knappes Jahr später folgte der Wechsel in eine GmbH & Co KG. In dieser fungieren die Partner als Kommanditisten mit der GmbH als haftenden Komplementär.


Änderungen im Betriebsalltag ergaben sich hingegen bereits deutlich eher. Nach wenigen Wochen vereinten die Partner ihre Tiere am Betrieb von Cord Matthias in einer Herde. Auch den Maschinenpark legten sie zusammen und optimierten die Technik vom großen Schlepper bis zum Mähwerk auf die heutige Betriebsgröße. 2008 nahm das gemeinsame Projekt dann richtig Fahrt auf. Die Partner investierten in einen Boxenlaufstall für 350 Kühe mit einem Doppel-20er-Swingover Melkstand auf einer Parzelle von Cord Mat-thias. Der Bau einer weitgehend mit Gülle und Mist betriebenen 500-kW-Biogasanlage folgte ein Jahr später. Sie wird steuerlich als separate KG von der Geschäftsführungs-GmbH gesteuert.


Neben den Kooperationspartnern und Anne-Kathrin Peter, die im kommenden Jahr die Anteile ihres Vaters übernehmen wird, sind auch die Ehefrauen der Landwirte engagiert bei der Sache. Sie übernehmen einen Teil der Melkarbeiten, betreuen das Jungvieh und kontrollieren die Buchhaltung. Dabei bekommen sie Unterstützung von zwei festangestellten Mitarbeitern und einigen Aushilfsmelkern. Erzielte Milchleistung 2010: Rund 11 000 kg.


Was tun, wenn es knirscht?

Eitel Sonnenschein herrscht dennoch nicht immer zwischen den Partnern. „Kooperation bedeutet immer auch einen Teil seiner Selbstständigkeit aufzugeben“, erklärt Gerhard Mücke. Anne-Kathrin Peter ergänzt: „Das bedeutet vor allem im Betriebsalltag den Anderen zu achten und andere Standpunkte zu respektieren.“ Mahnendes Beispiel hierfür bleibt eine Besprechung im angespannten Umfeld der Milchkrise 2007 als es zu einer stärkeren Auseinandersetzung kam, in dem ein Wort das andere gab. „Wir hatten uns gegenseitig hochgeschaukelt, erklärt Horst Peter, „und uns gegenseitig Dinge an den Kopf geschmissen, die wir überlegt so sicher nicht gesagt hätten.“


Die Gesellschaft stand auf Messers Schneide. Erst ein Gespräch mit Betriebsberater Ulrich Klischat von der Landwirtschaftskammer, den alle Seiten bereits im Vertrag als Mediator anerkannt hatten, konnte den Konflikt versachlichen. Seither sind die Zuständigkeitsbereiche klarer abgesteckt, der Umgang miteinander reflektierter. „Die kleinen Gesten und Gespräche sind extrem wichtig“, erklärt Anne-Kathrin Peter, „denn es sind eher die Kleinigkeiten als die großen Leitlinien, die die Probleme machen.“


Wirtschaften wie ein Großer.

An Ansporn, den gemeinsamen Weg fortzusetzen, mangelt es jedenfalls nicht. Durch die gegenseitige Entlastung, können die Familien an zwei von drei Wochenenden einen freien Sonntag genießen. Die Verhandlungsposition gegenüber Handel und Zulieferern ist durch die Größe des Betriebes deutlich gewachsen. Arbeitsproduktivität und Maschinenauslastung erinnern eher an eine ostdeutsche Agrar AG als einen Celler-Familienbetrieb. „Was wir am Ende bisher jeden Wirtschaftsjahres erwirtschaftet haben, hätten wir als Einzelbetriebe selbst unter günstigsten Bedingungen nicht reingeholt“, bringt es Cord Matthias auf den Punkt.


Was er und seine Partner im Nachhinein anders gemacht hätte? Direkt für 500 Kühe gebaut!-mst-

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