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Bauer Meier und das Kombi-Modell...

Lesezeit: 15 Minuten

Das Kombi-Modell scheint also beschlossene Sache. So sehen es jedenfalls Teile der offiziellen Politik, deren Kind das Kombi-Modell ist: Es fängt (fast) als Betriebsmodell an und liefert Bauer Meier eine betriebsindividuelle Prämie. Danach ganz allmählich verändern sich die Zahlungsansprüche. Am Ende haben alle regional einheitliche Flächenprämien. Gleichmacherei durch die Hintertür nach dem Motto: Das merkt ja keiner? Oder sinnvolle Prämienumverteilung und Befriedung der Landwirte untereinander? Wer darüber urteilen will, sollte als erstes sauber rechnen. Allerdings gibt es nicht den typischen Landwirt in Deutschland. Die Wirkung des Kombi-Modells soll daher an folgenden vier Beispielen gezeigt werden. ? Milch-Meier: 80 Kuh-Betrieb mit Färsenaufzucht und geringer Bullenmast sowie Grünland und Mais. ? Milch-Huber: 45 Kuh-Betrieb mit geringerer Leistung, hohem Grünlandanteil und Bullenmast. ? Acker-Meier: 120 ha-Marktfruchtbetrieb mit 20 ha Zuckerrüben, Kartoffeln und Gemüse. ? Bullen-Meier: Bullenmäster mit 120 Silomais- Bullen je Jahr auf 60 ha LF. Wie Sie merken, spiegeln unsere Meiers die Großbetriebe in Nord- und Ostdeutschland nicht wieder. Hängen Sie einfach eine Null dran, die Effekte sind die Gleichen! Für einen Milch-Meier aus Schleswig- Holstein mit 80 Kühen, hoher Leistung von 8 250 kg Milch und 100 ha LF errechnet sich für 2005 nach erfolgter Ent- Milch-Meier im Kombi-Modell kopplung ein Prämienvolumen von insgesamt 43 280 E. Durch die höhere Milchprämie steigt die Summe für 2006 auf 51 100 E. Der Rechengang ist in Übersicht 1 dargestellt. Er unterstellt, dass der Gleitflug im Jahre 2007 beginnt und bis 2012 sämtliche Prämien also auch die volle Milchprämie in eine einheitliche Flächenprämie einfließen. Außerdem haben wir vorerst angenommen, dass Schleswig- Holstein sein hohes Prämienvolumen durch alle Verhandlungen rettet, d.h. keine Umverteilung zwischen den Bundesländern stattfindet. Das Ergebnis spricht für sich: In den beiden Startjahren 2005 und 2006 käme Milch-Meier mit dem Kombi-Modell gut zurecht. Vor allem, weil ihm die volle Milchprämie betriebsbezogen zugeteilt wird. Das ändert sich jedoch, wenn 2007 der Gleitflug in Richtung Flächenprämie beginnt. Jedes Jahr würde Milch- Meier einen Teil seiner Prämien verlieren und bis 2012 auf nur noch 37 800 E absinken. Der so elegant klingende Gleitflug endet also mit einer harten Landung und einem Prämienverlust von 13 300 E/Jahr! Nicht die exakten Zahlen, aber die Tendenz wäre für Milchviehbetriebe in allen Bundesländern gleich. Beispiel: Würde Milch-Meier mit gleicher Quote und Fläche in Baden-Württemberg produzieren, käme er 2005 auf ein Prämienvolumen von 38 520 E, im nächsten Jahr wären es 46 340 E. Davon blieben 2012, wenn die einheitliche Flächenprämie verwirklicht würde, noch ganze 28 300 E übrig. Ein Prämienverlust von glatten 18 000 E! Die ersten Verlierer Etliche Bauernverbände haben sich bekanntlich für das Betriebsmodell ausgesprochen, gerade im Hinblick auf die vielen leistungsfähigen und mit hohen Gebäude- und Quotenkosten wirtschaftenden Milch-Meier. Das ist nachvollziehbar, wenn man die gravierenden Unterschiede zwischen Betriebs- und Kombi-Modell in Übersicht 2 betrachtet. Die Milch-Meier in Ost und West, Nord und Süd sind also zurecht vereint in der Ablehnung des Kombi-Modells: Sie wären die Verlierer einer Flächenprämie vor allem auf lange Sicht. Das ist kein Wunder, letztlich wird ihre mühsam und mit Kosten ermolkene Milchprämie mit der Gießkanne an alle Bewirtschafter von Grünland verteilt. Auch an Rindermäster und Pferdehalter. Und sie wird bei einer einheitlichen Flächenprämie teilweise sogar an die Ackerbauern verteilt, wie wir dort sehen werden. Gegenüber dem in der EU-Agrarreform im Grundsatz beschlossenen Betriebsmodell verliert Milch-Meier in Schleswig-Holstein durch das Kombi-Modell am Ende des Gleitfluges fast 18 000 E. Wenn zusätzlich zwischen den Bundesländern umverteilt würde, wären es sogar 19 600 E, weil Schleswig- Holstein bundesweit die höchsten Prämien hat und einen Teil davon an andere Regionen abgeben müsste. Für den Milch-Meier in Baden-Württemberg lägen 2012 sogar über 21 500 E zwischen dem Betriebs- und dem Kombi- Modell. Bei regionaler Umverteilung würde der Verlust auf rund 20 000 E gemildert. Prämienverluste in dieser Größenordnung können existenzbedrohend werden angesichts der zusätzlichen Einkommensminderung durch die Milchpreissenkung. Da ist es verständlich, wenn Bauernverbände fordern, die Milchprämie auf Dauer als betriebsindividuelle Prämie zu behandeln und sie nicht bis 2012 abzuschmelzen. Bauer Huber in Baden-Württemberg hat einen 45-Kuh-Betrieb auf 60 ha LF mit einer Milchleistung von 6 000 kg. Er mästet alle Bullen, zieht alle Färsen auf und hat nur auf einer Zupachtfläche etwas Silomais, sonst reines Grünland. Huber könnte auch Peters heißen und an der Nordsee oder in der Elbmarsch wirtschaften. Auch für Bauer Möller im Sauerland stellt sich die Lage ähnlich dar. Für 2004 kann Milcherzeuger Huber mit 13 780 E Direktzahlungen rechnen. Was ihm das Kombi-Modell bringen würde, haben wir in Übersicht 3 kalkuliert. Im Gegensatz zum intensiver wirtschaftenden Meier ist sein Prämienvolumen im Kombi- Modell von 2005 bis 2012 weitaus stabiler; es liegt anfangs bereits niedrig! Die Zahlungsansprüche für das Grünland steigen von 241 auf 296 E/ha und bleiben dann etwa auf dieser Höhe. Auch der Grünlandbetrieb Huber ist nicht ein genereller Gewinner des Kombi- Modells, wie ihm einige Zeitgenossen weismachen wollen. In Übersicht 4 haben wir Kombi- und Betriebsmodell für Huber verglichen, und zwar mit verschiedenen Standorten in Schleswig-Holstein und Baden- Württemberg. Im Kombi-Modell verliert er dort anfangs etwa 1 300 E und im Zieljahr mehr als das Doppelte, wenn es tatsächlich zur einheitlichen Flächenprämie geht. In Schleswig-Holstein allerdings steht sich der Milchvieh-Grünlandbetrieb mit geringerer Quote beim Kombi-Modell etwas besser, was auch die Aktivitäten dieser Betriebsgruppe für das Flächenmodell erklärt (top agrar 11/2002, Seite 28). Wenn es allerdings zu einer anteiligen regionalen Umverteilung kommt, schwindet der kleine Vorteil und besteht nur noch in ferner Zukunft. Viele meinen, dann gibts schon die nächste Reform! Nehmen wir an, ein Nachbar von Huber hätte 45 Kühe, außerdem 45 ha LF reines Grünland und keine Bullenmast. Für solche Betriebe ist das Kombi-Modell in allen Regionen mit leichten Vorteilen von anfangs 500 E (Hessen, Rheinland- Pfalz, Baden-Württemberg und Saarland) bis etwa 2 700 E je Betrieb (Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen) verbunden. Im Zeitablauf steigt der Vorteil des Kombi-Modells für solche Betriebe weiter an. Neben vielen Verlierern gäbe es also auch einige Gewinner so ehrlich muss man sein. Schon wegen der ausgleichenden Gerechtigkeit kommt Acker-Meier mit seinen 120 ha LF aus Bayern. Ob er Schweine hält, ist hier unwichtig. Wichtig ist, dass er 10 ha Zuckerrüben sowie 10 ha Speisekartoffeln oder Gemüse anbaut. Sein Prämienvolumen im Kombi-Modell ist leicht zu berechnen (siehe Übersicht 5). Es beträgt in den ersten beiden Jahren je 36 720 E und steigt dann allmählich auf 41 520 E an, falls es nicht zu einer teilweisen Umverteilung zwischen den Bundesländern kommt. Acker-Meier wäre damit ein Gewinner des Kombi-Modells mit der am Ende einheitlichen Flächenprämie. Er erhält bei der Zuteilung neben den 100 ha für Ackerflächen noch 10 ha Stilllegungsprämien- Rechte, die er nur mit tatsächlicher Stilllegung zu Geld machen kann. Während sich beim Betriebsmodell die obligatorische Flächenstilllegung aus dem Bezugszeitraum 2000 bis 2002 mit 10 % errechnet, geschieht dies im Kombi- Modell auf andere Weise. Die gesamte Ackerfläche im Jahr 2005 wird mit einer für alle einheitlichen Stilllegungsrate multipliziert, so dass im Bundesland die 10% bezogen auf die Prämienflächen erreicht werden. Im Ergebnis müssten reine Getreide- Raps-Betriebe weniger stilllegen. Betriebe mit überdurchschnittlich viel Zuckerrüben, Kartoffeln und Gemüse müssten künftig mehr stilllegen. Des Weiteren erhält der Betrieb das Ganze ist ja noch nicht kompliziert genug! 10 ha Prämienrechte Kartoffeln und Gemüse. Diese kann er mit diesen Kulturen aktivieren, aber auch mit allen anderen Ackerfrüchten. Umgekehrt kann er aber Flächen für Kartoffeln und Gemüse nur im Rahmen seiner betrieblichen Obergrenze (Basis 2003) nutzen, um an die Auszahlung der jährlichen Prämie zu gelangen. Wie sich die einzelnen Prämienmodelle für Ackerbaubetriebe in verschiedenen Regionen auswirken würden, zeigt Übersicht 6. Beim Kombi-Modell käme es zu etlichen Umverteilungen, die rechnerisch richtig (hoffentlich!), sachlich aber kaum zu begründen sind. Sie ergeben sich aus dem Verhältnis der bisherigen Flächenprämie zur Ackerprämie in den Anfangsjahren eines Kombi- Modells bzw. später zur Höhe der Gesamtflächenprämie, in die auch alle Tierprämien einer Region einfließen. Ebenfalls hat der Anteil Übervon bisher nicht prämienberechtigten Kulturen großen Einfluss auf das einzelbetriebliche Ergebnis. Am Ende würden aber die Acker-Meier in allen drei Bundesländern mit dem Kombi- Modell besser fahren, weil sie von den Tierprämien profitieren, die den Rinderhaltern fehlen. Daran ändert sich auch nichts, wenn Teile des Prämienvolumens zwischen den Bundesländern umverteilt würden. Eine bundesweite Auswertung für die Anfangsjahre zeigt, dass bei dem unterstellten Anteil von 16,7% bisher nicht prämienberechtigter Kulturen (Hackfrüchte, Ackerfutter, Gemüse, Obst) die Einführung des Betriebsmodells nur in Schleswig- Holstein, im Mittel der niedersächsischen Regionen und in Nordrhein-Westfalen von Vorteil wäre. Bei einem Anteil von 30% schneiden Betriebe in allen Regionen beim Kombi-Modell z.T. deutlich besser ab. Da die Prämie im Kombi-Modell in allen Ländern im Zeitablauf von der Acker- zur Gesamtflächenprämie ansteigt, verstärkt sich dieser Vorteil bis zum Jahr 2012 sogar noch. Viele Ackerbaubetriebe wären somit die Gewinner eines Kombi-Modells mit am Ende regional einheitlichen Flächenprämien. Diese Aussage gilt nicht für reine Getreide- Raps-Betriebe. Diese hätten von 2005 bis 2012 Vorteile im Betriebsmodell, weil überall die historische Flächenprämie höher ist als die Einstiegs-Ackerprämie beim Kombi-Modell. Heute sind die Prämien zwischen 2 E (Bayern) und 59 E (Hessen) bzw. 26 E/ha (Deutschland) höher als die künftige einheitliche LF-Prämie.Bullen-Meier mästet seine 120 Bullen pro Jahr in Niedersachsen. Er hat auf Intensivmast mit Silomais (0,3 ha Futterfläche/ Bulle) gesetzt. Die restlichen 24 ha von insgesamt 60 ha LF gehen in die Getreideproduktion und die Stilllegung. Wie sich sein Prämienvolumen im Kombi-Modell entwickeln würde, zeigt Übersicht 7. In den beiden Startjahren 2005 und 2006 würde er mit 40 440 E beginnen. Doch dann ginge es im steilen Gleitflug um nicht zu sagen Sturzflug auf unter 20 000 E! Dies entspräche einem Prämienverlust von über 20 000 E. Ein solch drastischer Rückgang wird keinem der anderen untersuchten Betriebstypen zugemutet. Zum Vergleich: Für das Jahr 2004 kann Meier noch mit einem Prämienvolumen von rund 45 000 E (Region 4) rechnen. Wie würde der gleiche Bullenmast-Betrieb an anderen Standorten abschneiden? Wie schneidet das Kombi-Modell im Vergleich mit einem reinen Betriebsmodell ab? Der Autor hofft noch immer, dass er sich verrechnet hat. Wenn nicht, ist festzustellen, dass bereits im Ausgangsjahr das Kombi-Modell weniger Prämie bringt als ein Betriebsmodell. Im Gleitflug vergrößert sich der Abstand auf etwa minus 25 000 E in Schleswig- Holstein und Niedersachsen bzw. minus 26 000 E in Baden-Württemberg. Damit wird klar: Die Bullenmäster wären die großen Verlierer. Da helfen keine Beschwichtigungen nebst Hinweisen auf Biogas und Gästebetten als Zuerwerb. Da ein Ausgleich über die Marktpreise in dieser Größenordnung kaum zu erwarten ist, entsteht erheblicher Handlungsbedarf bei Bullen-Meier. Da klingt es sehr zynisch, wenn man darauf hinweist, dass die tatsächliche Mast von Bullen ja gar nicht mehr nötig ist, sobald die Prämien entkoppelt sind Wo sind die Gewinner des Kombi-Modells? Da wir bisher mehr kräftige Verlierer und nur wenige leichte Gewinner beim Kombi-Modell ausgemacht haben, suchen wir nun die heimlichen Gewinner! Das sind einerseits die Grünland-Betriebe ohne umfangreiche Rinder- und Schafbestände, also z.B. die Pferdehalter, aber auch sehr extensiv wirtschaftende Betriebe (Hobbyhalter, Grenzstandorte). Hintergrund: Bei einem Kombi- und Flächenmodell wird das Prämienvolumen durch sämtliche Acker- und Grünlandflächen in der allgemeinen Statistik geteilt. Es tritt eine Verdünnung ein. Eigentlich dürften nur solche Flächen herangezogen werden, für die auch in der Vergangenheit schon Prämienanträge hereingereicht wurden. In Schleswig-Holstein handelt es sich schätzungsweise um 50 000 ha. Für viele dieser Flächen wird aber vermutlich auch in 2005 niemand Prämienanträge stellen. Gehört damit der Staat zu den heimlichen Gewinnern? Schließlich würden nicht abgerufene Prämien automatisch in die nationale Reserve fließen. Hinzu käme, dass auch beim Kombi-Modell alle Prämien zu Gunsten dieser nationalen Reserve gekürzt werden müssten. So viele Härtefälle dürfte es aber gar nicht geben. Deshalb: Es dürfen keine Prämienrechte im Reserve-Pool verstauben bzw. zurück nach Brüssel fließen. Überschüssige Prämiengelder sollten auf jeden Fall den wirtschaftenden Betrieben zugute kommen. Es sind auch andere Kombi-Modelle denkbar. So könnte die Milchprämie bis 2012 betriebsindividuell bleiben. Dies würde das aufgezeigte drastische Absinken der Prämien für den Milch-Meier fast verhindern. Allerdings vermindert sich dann auch für alle Betriebe die Gesamtflächenprämie, weil die Milchprämie herausgenommen würde. In Schleswig-Holstein läge die einheitliche Flächenprämie dann statt bei 378 E nur noch bei 295 E/ha. Man kann also nicht einen Stützpfeiler herausnehmen, ohne dass sich das Haus verzieht. Für Milch-Huber würde sich ein so geändertes Kombi-Modell sogar deutlich besser als ein Betriebsmodell rechnen (Schleswig- Holstein +6 500 E bzw. Baden-Württemberg plus +3 000 E). Die Ackerbaubetriebe und Bullenmäster würden diese Umverteilung bezahlen müssen. Je mehr man rechnet, desto mehr fragt man sich: Was ist eigentlich gerecht? Was passiert mit dem Einkommen? Wie unsere Betriebsbeispiele zeigen, schlägt ein Kombi- bzw. Flächenmodell meistens nach unten, seltener nach oben voll auf die Einkommen der Haupterwerbslandwirte durch. Damit aber nicht genug. Weitere Änderungen würden sich aus einer regionalen Umverteilung von Prämien zwischen den einzelnen Bundesländern ergeben. Die einen würden davon leicht profitieren, die anderen müssten dafür noch ein weiteres Stück von ihrem Prämienkuchen abgeben. Ohnehin ist zu beachten, dass die in den Tabellen ausgewiesenen Prämien nicht in voller Höhe bei den Betrieben ankommen werden. Dafür sorgen die in der EU-Agrarreform grundsätzlich beschlossenen Prämienkürzungen. Diese haben wir noch nicht einkalkuliert, um die Auswirkungen der einzelnen Prämienmodelle besser vergleichen zu können. Sie haben es aber in sich. Denn diese Kürzungen summieren sich bei Optimisten auf 8% und bei Pessimisten auf 20 %! Mit Ausnahme der Degression kommen zwar die einbehaltenen Mittel fast vollständig einzelnen Landwirten (Empfängern) mit Härtefällen bzw. Teilnahme an Programmen der ländlichen Entwicklung (Agrarumweltprogramme) zugute. Das sind aber in der Regel nicht diejenigen, bei denen zuvor gekürzt wurde. Diese Kürzungen sind von Nachteil für das ausdrückliche Ziel der Wettbewerbsfähigkeit in der Agenda 2000. Trotz mancher überheblicher Behauptungen gilt, dass Ackerbau und Rindermast, und bei gesenkten Marktpreisen auch die Milcherzeugung, bei uns ohne Direktzahlungen nicht betrieben werden können. Eine drastische Kürzung hat gravierende Folgen für die Einkommen, die Wettbewerbsfähigkeit und den Strukturwandel. Hier noch einmal ein kurzer Überblick, um welche Kürzungen es geht: ? Von 3 auf 5% ansteigende Modulation (Kürzung) der Direktzahlungen (mit 5 000 E Freibetrag). ? Degression je nach Lage des EU-Haushaltes ab 2006 (- 5 %?). ? Bis zu 3% Kürzung zugunsten der nationalen Reserve für Härtefälle. ? Mögliche Kürzungen zwecks Einhaltung nationaler Prämienplafonds? ? Bis zu 10 % Einbehalt für besondere Formen der Landwirtschaft (worauf Deutschland aber offenbar vorläufig verzichten will). Was bedeutet das für die Einkommensperspektiven der verschiedenen Betriebszweige und -formen? Ackerbauern mit Zuckerrüben werden mit Sorge die Neugestaltung der Zuckermarktordnung betrachten. Bei Frau Künasts Kombi-Modell hätten die Acker- Meier die Prämie ja schon da kann die Zuckerpreissenkung ohne Ausgleich kommen!? Kartoffel- und Gemüsebauern fürchten zurecht, dass in Käufermärkten die Gefahr der Weiterleitung von Prämien an die Kunden groß ist. Für die Milchviehhalter haben die Markt- und Preisbeschlüsse gravierende Folgen, die von der neu eingeführten Milchprämie etwa nur zur Hälfte ausgeglichen werden. Betrachten wir nochmals unseren Milch-Meier aus Schleswig-Holstein. Nach Abzug der heutigen Direktzahlungen von 32 195 E beträgt sein am Markt erwirtschafteter Netto-Gewinn vielleicht 50 000 E. Im Hinblick auf das Jahr 2006 nach erfolgter Preissenkung und mit voller Milchprämie ergeben sich unter sonst gleichen Bedingungen die folgenden Gewinnänderungen im Kombi- Modell mit regionaler Umverteilung: Gewinn 2002/03 82 195 E Direktzahlungen 2002/03 -23195 E Netto-Gewinn 50 000 E Bullenkälber (40 St. x 50 E) -2000 E Milchpreissenkung (7 Ct/kg) -44 800 E Betriebsprämie +49 290 E j Gewinn 2006 (bei 8% Prämienkürzung) 48560 E j Gewinn 2006 (bei 20 % Prämienkürzung) 42 640 E Es ist mehr als fraglich, ob sinkende Pachtpreise Milch-Meier entlasten würden. Eher ist das Gegenteil der Fall. Durch Leistungssteigerung und Wachstum wird er versuchen, das Absinken zu mindern. Als Folge des Gleitfluges der Betriebsprämien ab 2007 oder später verringert sich sein Gewinn bis 2012 weiter um 12 000 bzw. 10 600 E, wenn keine Impulse vom Milchpreis kommen. Dies ist eine düstere und nicht vorstellbare Prognose für derartig zukunftsorientierte Betriebe. Bei Einführung eines reinen Betriebsmodells würde sich je nach Kürzungs ein Gewinn von 54 380 bis 47 700 E einstellen, was auch unzureichend wäre, aber immerhin bis 2012 nicht weiter sinken würde. Und über allen Betriebstypen schwebt die Befürchtung, dass das Kombi-Modell und das finale Flächenmodell die Pachtpreise stützt oder sogar weiter erhöht. Das mag für die Werthaltigkeit des Eigentums und die Beleihung tröstlich sein; für pachtende und wachsende Betriebe erhöht es die Produktionskosten. Wie das mit dem Hauptziel der Reform, einer Stärkung der wirtschaftenden Betriebe, vereinbar sein soll, mögen andere zu erklären versuchen. Ich kann es nicht!

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