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Bescheiden – mit großen Plänen

Lesezeit: 4 Minuten

Mit Optimismus und Bescheidenheit baut Jarek Po?lednik seinen Betrieb auf. Den größten Schritt plant er gerade.


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Den gemeinsamen Stall für die 120 Milchkühe sucht man auf dem Betrieb von Jarek Po?lednik vergeblich. Die HF-Kühe sind – getrennt in Leistungsgruppen – in den gesamten Altgebäuden verteilt. Nur zum Melken im recht modernen Doppelfünfer Fischgrätmelk-stand kommen die Tiere zusammen. Man sieht dem Betrieb an, dass er wächst und fast aus den Nähten platzt.


Jarek Po?lednik – Jahrgang 1973 – erzählt stolz und mit einer feinen Prise Humor, wie er seinen Betrieb in den letzten Jahren entwickelt hat: „Als ich geboren wurde, hat mein Vater beschlossen, dass der Betrieb ab jetzt wachsen musste. Damals hatten wir drei ha und drei Kühe.“ Der heutige Chef übernahm den Hof 2001, mit bereits 41 ha (+ 2 ha Pacht) und 42 Kühen. 2014 sind daraus 120 ha (77 ha Eigentum) und 120 Kühe plus Jungvieh geworden. 40 ha davon sind Grünland, auf dem Rest wächst Mais. Die Frühsommertrockenheit lässt den Silage-Ertrag stark schwanken.


Durch den Strukturwandel im Dorf konnten die Po?ledniks Flächen von den Nachbarn pachten. Neben ihnen gibt es im Dorf nur noch einen Betrieb in vergleichbarer Größe und ein paar kleinere. Als er das Ruder übernahm, waren es noch 22 Milchproduzenten im Dorf. Der Trend setzt sich fort: 70 % der Landwirte, die Jarek Po?lednik kennt, haben keinen Nachfolger. Eine Flurbereinigung hat es in der Gegend nie gegeben. Die Fläche des Hofes verteilt sich auf 45 Schläge, der weiteste ist 12 km entfernt.


Steigende Landpreise:

Der Pachtpreis liegt bei rund 1 000 Zloty, das sind umgerechnet ca. 240 €/ha (1 € = 4,15 Zloty). Die Böden sind hier in Dzi?czyna, 90 km von Pozna? (Posen), eher schlecht. Die Entwicklung des Landpreises scheint das aber nicht zu beeinflussen. Jarek Po?lednik schätzt seine weiteren Wachstumschancen durch Zukauf pessimistisch ein. In der Region liegt der Bodenpreis zwischen 55 000 und 60 000 Zloty/ha, also bei 13 750 bis knapp 15 000 €/ha. Und gerade hat er eine Fläche für umgerechnet 20 000 €/ha angeboten bekommen – viel zu teuer, findet er. Unter anderem treibt die Industrie die Preise – in der Region kauft ein Gemüseverarbeiter Flächen auf, der zum Heinz-Ketchup-Imperium gehört.


Derweil macht Jarek Po?lednik das Beste aus den Rahmenbedingungen. Seine Kühe erreichen einen Schnitt von 9 300 l. Bei unserem Besuch beträgt der Milchpreis 1,60 Zloty/Liter, also 40 Cent. Die Milch wird über eine Erzeugergemeinschaft an Müller-Milch vermarktet. Alle Tiere stehen auf Stroh in Tiefmistställen. Alle zwei Monate mistet Po?lednik aus. Er schätzt den Mist als wertvollen Dünger für die armen Böden.


Auf seinem Betrieb arbeiten zwei feste Mitarbeiter, einer auf dem Feld, einer im Stall. Technisch ist der Landwirt sehr gut ausgestattet. Bei unserem Besuch stehen auf dem Hof neben dem Manitou-Telelader drei neuere John Deere-Schlepper und dazu eine Front-Heck-Mähkombi, Schwader und Rundballenpresse von Krone. Bis auf das Maishäckseln erledigt der Landwirt alle Arbeiten mit eigenen Maschinen. Sicher liegt das auch an den Förderprogrammen der EU: Hier gab es teils 50 % Zuschuss beim Maschinenkauf. An der Wand des Melkstands hängt jedenfalls ein Schild, dass der Betrieb mit EU-Mitteln gefördert wurde.


Wie schätzt er seine Zukunft ein, vor allem wenn im nächsten Jahr die Quote wegfällt? Jarek Po?lednik antwortet zweigeteilt. Zunächst ist ihm wichtig, dass er mit seiner Situation durchaus zufrieden ist: „Wenn man sich selbst gut fühlt, dann macht’s doch Spaß, oder?“ Doch dem Quotenende sieht er mit eher gemischten Gefühlen entgegen. Er schätzt die Sicherheiten des bisherigen Systems und erwartet künftig einen verschärften Wettbewerb. Er selbst möchte kurzfristig nicht deutlich aufstocken, sagt er.


Und doch hat Po?lednik große Pläne – mit denen er erst rausrückt, als wir uns verabschieden: Spätestens in fünf Jahren möchte er doch einen neuen Stall bauen: 200 Kühe und drei Roboter.

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