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Beten und brauen

Lesezeit: 3 Minuten

Um fünf Uhr klingelt der Wecker, um halb sechs startet das Chorgebet. Zwischen Frühstück und Abendbrot kreiert Nonne Doris Engelhard ihr „Mallersdorfer Klosterbräu“. Pünktlich zur Abendmesse sitzt die gebürtige Bauerntochter wieder in der Kirchenbank.


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Mit Alfred, dem Maschinenbau-Ingenieur – einer ihrer 47 Neffen und Nichten – hat sie gerade die Neuheiten der Biermesse in Nürnberg erkundet. Nächste Woche ist sie zum Empfang des elitär angehauchten „Tower Circle“ am Münchener Flughafen geladen. Der Urlaub 2015 führt sie wahrscheinlich nach Afrika. Doris Engelhard, siebtes Kind einer fränkischen Bauernfamilie, hat einen vollen Terminkalender. Neben dem Besuch von Fachmessen, offiziellen Terminen und drei Wochen Jahresurlaub hat die Ordensfrau zwischen Morgengebet und Abendandacht schließlich auch noch ihr Klosterbier zu brauen. 8 000 Liter pro Woche. Denn das ist die Aufgabe und Berufung der kernigen Schwester, seit über 40 Jahren.


„Ich würd’s immer wieder so machen“, sagt die 65-Jährige im Gespräch. Mit 12 Jahren kommt sie 1962 als Internatsschülerin in die Franziskanerinnen-Kongregation Mallersdorf nach Niederbayern. Zusammen mit weiteren fünf Schülerinnen bleibt sie nach Beendigung ihres Realschulabschlusses im Kloster, um nach dem Noviziat und einer nur kurzen Rückkehr auf den elterlichen Hof 1972 mit der „Heiligen Profess“ endgültig in die Gemeinschaft einzutreten. „Das war mein Weg. Zuhause wuchsen wir bescheiden auf, waren nicht verwöhnt. Mir war einfach schnell klar, dass ich in Mallersdorf bleiben würde“, sagt Schwester Doris.


Ihre Brauerei nennt sie „den besten Ort im Kloster“. Hier wohnt und schläft sie. Hier arbeitet sie. Selbstbestimmt, mit nur einem Mitarbeiter. Und betont: „Gerste, Malz, Hefe, das Ko­chen und Gä­ren – das Alles hat viel Ähnlichkeit mit der Landwirtschaft.“


Sich zu behaupten, das hat Doris Engelhard früh gelernt: 1975, als sie in Ulm ihre Prüfung zur Braumeisterin ablegt, ist sie die einzige Frau unter 29 Schülern. Auf das Zusammen­leben mit fast 180 Mitschwestern blickt sie reflektiert: „Du bleibst, wie Du bist, auch im Orden. Hast Deine Launen und Befindlichkeiten, so wie die anderen Frauen auch. Du musst Selbstdisziplin lernen – und Geduld.“ Kraft findet die Nonne im strengen Takt aus Gebetszeiten und Ritualen. „In der Kirchenbank kann ich zur Ruhe kommen, mich ordnen. Ich brauche diesen Halt in Gott.“


Dass den „modernen Menschen“ ein vergleichbarer Ort zum Innehalten fehlt, darüber ist sie sich mit Johannes, ihrem Bruder, Benediktiner-Mönch in der Abtei Münsterschwarzach, einig.


Doch auch Doris Engelhard kann sich den Zwängen der digitalisierten Welt nicht ganz entziehen: Ihre E-Mails kontrolliert sie einmal am Tag. Das Klosterbräu ist sogar online bestellbar – fast täglich fährt der Paketdienst zur Abholung von „Jubiläumsbier“, „Hellem“ und „Zoigl“ vor.


„Gott verherrlichen, das kann ich überall. Am liebsten in der Tat“, sagt sie beim Rundgang, vorbei an monströsen Gärkesseln, Kühlbehältern und der großen Abfüllanlage. Die Türglocke ertönt. Wichtiger als der Verkauf ist nun zunächst das Zuhören. Es ist der Ehemann einer schwerkranken Nachbarin.Reingard Bröcker

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