Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Meinung & Debatte
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Waldumbau Seelische Gesundheit Steuern in der Landwirtschaft

Aus dem Heft

Betrieb Rolfes: Gute Leistungen sind nicht alles

Lesezeit: 4 Minuten

Horst Rolfes hat vor anderthalb Jahren seine Sauenherde aufgestockt. Eigentlich wollte er mit dem Wachstumsschritt sein Einkommen aufbessern, doch nun steckt er in finanziellen Schwierigkeiten.


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Vor dem Wachstumsschritt versorgte Rolfes 150 Sauen. Außerdem bewirtschaftet er 60 ha Ackerland, teilweise pachtet er die Flächen von einem Nachbarn. Die Leistungen seiner Herde waren überdurchschnittlich, was ihm in 2013 einen Gewinn von 57 500 € bescherte (Übersicht 1). Seine Ausgaben hatte er ebenfalls im Griff: Wenn er alle Einzahlungen und Auszahlungen in einem Jahr miteinander verrechnete, blieb ihm ein Geldüberschuss (Cash Flow) von rund 25 000 €.


Trotzdem musste er handeln: Rolfes war „erst“ 45 und seine Ställe zu alt, um bis zur Rente gute Dienste zu leisten. Deshalb stockte er seine Sauenhaltung auf 252 Tiere auf, indem er die Gebäude renovierte und teilweise erweiterte. Eine betriebswirtschaftliche Kalkulation im Vorfeld hatte ihm Mut gemacht: Demnach würde sich der Gewinn mit dem Wachstumsschritt auf rund 71 200 € und der Geldüberschuss auf etwa 38 500 € erhöhen. Dafür musste er aber allerdings Kredite von ca. 500 000 € aufnehmen. Mit Beginn des Wirtschaftsjahres 2013/14 stockte er die Herde nach und nach auf. Dann stürzten die Ferkelpreise ab.


Zur falschen Zeit:

Sein gesamtes Eigenkapital war in die Aufstockung der Sauenherde geflossen. Noch schlimmer: Das tilgungsfreie Jahr für den Kredit lief Mitte 2014 ab, der Kapitaldienst belastete die Ausgabenseite nun zusätzlich. Auf dem laufenden Konto klafft mittlerweile ein Minus von etwa 20 000 €. Und die Schlussrechnung vom Stalleinrichter und Futterrechnungen bei der Genossenschaft müssen nun auch noch bezahlt werden.


Das von der Bank eingeräumte Limit von 25 000 € wird daher künftig nicht ausreichen, um die ausstehenden Forderungen begleichen zu können. Rolfes müsste in Absprache mit seinem Banker das Konto deutlich überziehen und dafür zusätzlich einen Aufschlag von 5 % einkalkulieren. Dieser Weg kommt für ihn nicht infrage. Stattdessen will er einen Überbrückungskredit mit seiner Bank aushandeln.


Rolfes muss sich daher zunächst einen Überblick über seine Situation verschaffen und einen Liquiditätsplan aufstellen. Nur so kann er finanzielle Engpässe aufdecken und ermitteln, wie viel Geld er noch von der Bank benötigt. Lesen Sie dazu auch den Beitrag im Kasten auf der Seite 47. In seinen Plan fließen alle Ausgaben und Einnahmen ein – vor allem der Deckungsbeitrag seiner Sauenhaltung, die Haupteinnahmequelle. Bislang hat er diesen jährlich für den Betriebszweigvergleich ausgerechnet. Für den Liquiditätsplan verteilt er diesmal allerdings die Daten in einer Excel-Tabelle auf die einzelnen Monate des Wirtschaftsjahres 2014/15 (Übersicht 2, Seite 43). So kann er die Einnahmen und Ausgaben immer genau anpassen und seine Einnahmen pro Monat bzw. Jahr abschätzen.


Von seinen 252 Sauen entfallen theoretisch 21 Tiere auf einen Monat. Im Schnitt kommt er auf 27,5 verkaufte Ferkel pro Sau, eine Leistung, die er sich auch künftig zutraut. Die Ferkelerlöse kann Rolfes natürlich nicht vorhersagen. Er kalkuliert daher vorsichtig, um nicht nachher mit der Bank erneut über einen weiteren Kredit verhandeln zu müssen. Orientierung bietet ihm der schlechte Preisverlauf im Wirtschaftsjahr 2007/08. Rolfes unterstellt eine ähnliche Entwicklung. Im Mittel kommt er so auf einen Deckungsbeitrag von 320 € für das Wirtschaftsjahr 2014/15. Das wären rund 80 640 € für das gesamte Jahr bei seinem Bestand.


Zur Berechnung des gesamten Geldbedarfes fehlen ihm noch ein paar Zahlen. Die kann er dem letzten Jahresabschluss entnehmen und in die nächste Tabelle eintragen (Übersicht 3). Dazu nimmt er die Gewinn- und Verlustrechnung des Wirtschaftsjahres 2013/14 zur Hand und überträgt die wichtigsten Daten. Wichtig: Die Einkommenssteuern werden leider oft vergessen. Die muss Rolfes daher ebenfalls berücksichtigen.


Langfristig finanzieren:

Der Geldbedarf summiert sich in Rolfes Fall auf insgesamt rund 58 000 €. Ihm wird schnell klar, dass er das nicht ausschließlich über das Kontokorrentkonto regeln kann. Seine Kalkulation, die er im Rahmen der Erweiterung der Sauen angestellt hatte, ging etwa von einem Überschuss von 38 500 €/Jahr aus. Wenn er diese Summe für die Rückzahlung des Überbrückungskredites nutzen würde, bräuchte er etwa zwei Jahre, um die Summe zurückzuzahlen. Möglicherweise erwischt ihn dann aber bereits die nächste Krise und er hätte nicht einmal eine Reserve aufgebaut.


Rolfes will daher die Summe längerfristig finanzieren. Dem wird die Bank jedoch nur zustimmen, wenn der neue Kapitaldienst aufgrund des weiteren Fremdkapitals auch langfristig getragen werden kann. Dazu stellt er wieder eine Planrechnung an, bei der die 60 000 € für zehn Jahre mit einem tilgungsfreien Anfangsjahr finanziert werden. Seine Verbindlichkeiten belaufen sich somit dann auf etwa 560 000 € (Übersicht 1, Spalte 4, Seite 42). Der Gewinn geht aufgrund der zusätzlichen Zinsen leicht zurück. Rolfes kann aber weiter Eigenkapital in Höhe von 9 500 € bilden. Der Geldüberschuss beträgt 30 900 €. So kann er die Krise gut überstehen.

Mehr zu dem Thema

Die Redaktion empfiehlt

top + Bestens informiert zur EuroTier 2024

Über 60 % sparen + Gewinnchance auf einen VW Amarok sichern!

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

E-Mail-Adresse

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.