Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

Aus dem Heft

Biogas: Bei der Förderung nachsteuern!

Lesezeit: 3 Minuten

Biogas boomt! Über 700 neue Anlagen im letzten Jahr. 2010 sollen weitere 800 dazu kommen. Fast 20 % Zuwachs in nur 12 Monaten! Ist das noch gesund? Die Antwort fällt ganz unterschiedlich aus. „Nein, ganz und gar nicht“, beschweren sich Milcherzeuger und Schweinehalter, die staatliche Einspeisevergütungen für Wettbewerbsverzerrung halten. „Aber ja“, behaupten die Biogaserzeuger. Ohne Biogas kann Deutschland seine ambitionierten Klimaschutzziele vergessen und die Getreidepreise wären noch tiefer im Keller.


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Die Politik steckt im Dilemma, denn beide Seiten haben Recht. Fakt ist: Die letzte Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) Anfang 2009 war grundsätzlich richtig. Mit dem Güllebonus wird jetzt der Wirtschaftsdünger stärker energetisch genutzt und durch den erhöhten Zuschlag für die Kraft-Wärme-Kopplung gibt es heute mehr Ansätze für vernünftige Wärmekonzepte als früher. Aber die Novelle kam viel zu spät! Anfang 2009 war der Höhenflug bei den Milch- und Getreidepreisen längst vorbei.


Die Relationen stimmen nicht mehr. Die Fachhochschule Rendsburg hat aus-gerechnet, dass der Milchpreis deutlich über 30 Cent liegen muss, um mit Biogas konkurrieren zu können. Kein Wunder also, dass viele zurzeit auf Biogas setzen.


Die Folgen sind nicht ohne. Die aus dem Boden schießenden Biogasanlagen „fressen“ den Kühen das Futter weg. Das führt regional zu steigenden Pachtpreisen und belastet die gebeutelten Milchbauern zusätzlich. Aber auch die Schweine- und Geflügelhalter sind betroffen. In den viehdichten Gebieten wachsen die ohnehin hohen Nährstoffüberschüsse weiter und müssen für viel Geld „exportiert“ werden.


Aber bei aller Kritik darf nicht vergessen werden: In 2007 und 2008 haben viele Bio-gasanlagen rote Zahlen geschrieben.


Mit den höheren Einspeisesätzen wird Biogas für Milchvieh- und Schweinehalter immer häufiger zu einem wichtigen zweiten Standbein. Ertragsärmere Ackerregionen mit wenig Veredlung können zusätzliche Wertschöpfung in die Region holen. Und auch Nicht-Biogasbetriebe kooperieren zunehmend mit Biogasbauern. Der eine liefert Gülle, der zweite Mais und der dritte nimmt die Wärme ab. So bekommen alle etwas vom großen EEG-Kuchen ab.


Unterm Strich ist Deutschland mit dem EEG auf dem richtigen Weg. Aber die Politik muss für mehr Chancengleichheit sorgen. Drei Punkte sind besonders wichtig:


Die Einspeisevergütungen müssen in kürzeren Abständen überprüft werden. Drei Jahre sind bei dem raschen Auf und Ab der Agrarmärkte viel zu lang. Kürzere Überprüfungsintervalle verhindern zudem abrupte Anpassungen. Das sichert die von der Biogasbranche geforderte Verlässlichkeit der Förderung.


Bei Bedarf müssen die Vergütungssätze rasch angepasst werden. Aber nicht rück­wirkend! Wer investiert hat, muss auf die zugesagten Vergütungen vertrauen können. Am besten wäre es, im Gesetz einen Automatismus einzubauen, der endloses politisches Gezerre vermeidet. Was spricht dagegen, die Einspeisevergütungen von einer neutralen Einrichtung überprüfen zu lassen, statt sie politisch auszukegeln?


Sinnvoll ist es darüber hinaus, die Förderanreize künftig noch stärker auf Kooperationen zwischen Biogas- und Nicht-Biogasbetrieben, die Direkteinspeisung von Biogas, den Einsatz von Rest- und Abfallstoffen und die Aufbereitung der Gärreste auszurichten. Das verbessert die wirtschaftliche und ökologische Effizienz, dämpft die Konkurrenz zwischen Biogas und Tierhaltung und erhöht die gesellschaftliche Akzeptanz von Biogas. Das ist wichtig. Wie schnell die Stimmung kippen kann, hat die Diskussion um die „Verspargelung“ der Landschaft durch Windkraftanlagen gezeigt.


Zugegeben: Das Grundproblem des EEG, dass schwankende Marktpreise auf starre Einspeisevergütungen stoßen, wird mit diesen Vorschlägen nicht gelöst. Aber vielleicht gelindert! Deshalb lohnt es sich, das EEG bald anzupacken.

Die Redaktion empfiehlt

top + In wenigen Minuten wissen, was wirklich zählt

Zugang zu allen digitalen Inhalten, aktuelle Nachrichten, Preis- und Marktdaten | 1 Jahr für 1̶2̶9̶,̶6̶0̶ ̶€̶ 99 €

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.