Zu „Schaden uns die Bö(r)sen-Spekulanten?“, top agrar 12/11, Seite 126.
Die zunehmende Volatilität auf den Agrarmärkten hat ausschließlich etwas mit der schnell steigenden Nachfrage bei verknappendem Angebot zu tun. Wir sahen das Phänomen zuerst in 2004, als der asiatische Sojarost große Teile der brasilianischen Sojaernte vernichtete und nachfolgend die Milch und Fleischerzeuger in Europa für Futtermittel tiefer in die Tasche greifen mussten. Die Entscheidungen der russischen und ukrainischen Regierungen, im Herbst 2010 ein Exportverbot für Weizen zu erlassen, hatte mehr Einfluss auf die Getreidepreise in 2011 als alle Spekulanten zusammen!
Das amerikanische Landwirtschaftsministerium hat bis September 2011 massiv versucht, mit überzogenen Flächen und Erntemengenschätzungen für Mais die Preise nach unten zu manipulieren. Das hat aber leider nicht ganz geklappt, weil unabhängige Marktteilnehmer das Spiel durchschaut hatten und die Erntemengen weit geringer waren als vorausgesagt. Laut FAZ vom 18.10.2011 entfielen von den im 2. Quartal 2011 investierten 171 Milliarden US-$ in Rohstoffanlagen nur 5 % auf Agrar-Rohstoffe. Spekulanten versorgen Märkte mit Liquidität. Begrenzt man den Einfluss von Spekulanten entzieht man den Märkten Liquidität, dadurch steigt das Risiko der Preisvolatilität umso stärker.
Dr. Hans Elmsheuser,
79595 Rümmingen