Kommentar von Jan Plagge und Dr. Felix Prinz zu Löwenstein zum top agrar-Interview mit Phil Hogan
Der neue EU-Agrarkommissar Phil Hogan hat den Ökobauern gleich zu Beginn seiner Amtszeit einen besseren Entwurf für eine neue Öko-Verordnung in Aussicht gestellt. Waren das alles nur leere Worte? Noch immer gilt die verkorkste Fassung seines Vorgängers Dacian Ciolos.
Im Interview mit top agrar (siehe 1/2015, S. 13) betont der Agrarkommissar zwar, dass die bisherigen Regeln zu aufwendig und zu teuer seien. Dennoch redet er den aktuellen Vorschlag schön, obwohl dieser die Produktion für kleine und mittlere Betriebe extrem verteuert. Weil die bestehenden Regeln nicht „wasserdicht“ vor Pflanzenschutzmitteln schützen, soll die Bio-Qualität jetzt per Laboranalyse attestiert werden. Darüber kann man nur den Kopf schütteln.
Glaubt der Kommissar wirklich, der Ökolandbau ließe sich unter einer Glasglocke betreiben? Immerhin: Wer Pech gehabt hat und unverschuldet Pflanzenschutzmittel in seiner Ökoware findet, könne mit EU-Geldern entschädigt werden, verspricht Hogan vorsichtshalber. Das ist nur ein schwacher Trost. Wie sicher sind diese EU-Gelder? Und sollen Ökobauern demnächst ihre Nachbarn bespitzeln, um später Beweise zu haben, dass die Pflanzenschutzmittel nicht von ihnen kommen?
Hogan geißelt darüber hinaus die vielen nationalen Ausnahmen, die angeblich eine EU-weit einheitliche Umsetzung des Ökolandbaus erschweren. Welche nationalen Ausnahmen meint er? Uns ist keine einzige bedeutende bekannt.
Inzwischen redet der Kommissar von praktikablen Kompromissen, die er „für die zentralen Fragen der Verordnung“ finden will, ohne neue bürokratische Hürden aufzubauen. Am einfachsten wäre es dann, die bestehende Öko-Verordnung fortzuentwickeln. Stattdessen will Hogan den vorliegenden Entwurf in sechs Monaten durch EU-Parlament und Agrarrat peitschen. Das ist mehr als ambitioniert.
Der Ire täte besser daran, den Zug anzuhalten und sich mit den Praktikern aus Landwirtschaft, Verarbeitung und Handel zusammenzusetzen. Die Öko- Branche liefert gerne umsetzbare Vorschläge, die zu echten Verbesserungen der aktuellen Rechtslage führen – aber bitte auf Basis der gegenwärtigen Öko-Verordnung!