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„Den inneren Schweine-hund gibt es nicht“

Lesezeit: 6 Minuten

Warum Visionen Ordnung brauchen und wie die zwei goldenen Regeln fürs Aufräumen lauten, verrät Werner Tiki Küstenmacher.


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Wozu braucht man Ordnung?


Küstenmacher: Aufräumen macht glücklich! Jeder Betrieb läuft besser und bringt mehr Spaß, wenn er aufgeräumt ist. Alle Dinge, die irgendwo herumliegen, ziehen insgesamt die Leistungslust herunter. Ich selbst sehe z. B. an meinem Schreibtisch ziemlich genau, wie es mir gerade geht. Wenn sich dort alles türmt, bin ich meistens tatsächlich überfordert. Und die Erfahrung zeigt: Wer den Schreibtisch dann aufräumt, der wird sich auch selbst besser fühlen!


Woher hole ich mir die Lust zum Aufräumen?


Küstenmacher: Häufig gibt es einen konkreten Anlass, bei dem man z. B. sagt: „Ich habe jetzt so lange nach der Schraubzwinge gesucht. In der Werkstatt muss endlich was passieren!“ Hier plädiere ich dafür, sofort loszulegen und das Aufräumen anzupacken. Denn auf dem Höhepunkt von Stress hat das Aufräumen oft den größten Effekt! Wenn man es hingegen auf vermeintlich ruhigere Zeiten verschiebt, kommt man meistens sowieso nicht dazu. Das macht dann unzufrieden.


Wichtig ist auch, vorher ein inneres Bild von dem aufgeräumten Ort zu entwickeln. Stellen Sie sich Ihre Werkstatt im Idealfall vor. Träumen Sie mal! Wollten Sie nicht schon immer das funzelige Licht durch helle Neonröhren ersetzen? Wäre es nicht schön, statt dem kaputten Beton einen ordentlichen Bodenbelag zu haben? Sobald es dieses innere Bild, diesen inneren Traum gibt, klappt es besser. Der Geist besiegt die Materie!


Und wie packt man das Aufräumen dann am besten an?


Küstenmacher: Es gibt zwei große Regeln fürs Aufräumen. Erstens: Machen Sie kleine Schritte! Nehmen Sie sich nur einen Schrank oder einen halben Raum vor. Wer zu große Projekte beginnt, der gibt oft schneller wieder auf. Gleich die ganze Maschinenhalle oder den kompletten Keller aufräumen zu wollen, ist eindeutig zu viel.


Die zweite Regel lautet: Seien Sie radikal! Machen Sie die kleinen Dinge, die Sie sich vorgenommen haben, umso gründlicher! Räumen Sie den Schrank oder den Schreibtisch komplett leer und putzen Sie ihn gründlich. Dann werden Sie sich auch schwerer tun, dort gleich wieder irgendwelchen alten Plunder abzuladen. Mit diesen beiden goldenen Regeln können Sie vom Kleinen zum Großen alles aufräumen.


Und was macht man mit Dingen, die man noch gebrauchen könnte?


Küstenmacher: Da rate ich Ihnen zu einem großen Herzen in puncto Wegwerfen – und zu einem großen Müll­eimer. Es gibt immer Maschinen oder Gegenstände, bei denen man denkt: Wenn ich das Glück habe, diese Dichtung zu bekommen und mich dann zwei Stunden hinsetze, kann ich das Teil noch reparieren. Aber seien Sie ehrlich: Wenn Sie das in den letzten Monaten nicht geschafft haben, werden Sie dafür auch künftig keine Zeit finden. Geben Sie die Maschine lieber weg. Das befreit unglaublich!


Wie bekomme ich meine Mitarbeiter dazu, ebenfalls Ordnung walten zu lassen?


Küstenmacher: Stellen Sie klare Regeln auf und erklären Sie diese Ihren Mitarbeitern. Zeigen Sie Ihnen auf, dass niemand Zeit dadurch spart, die Dinge einfach irgendwo hinzulegen. Und dass man echte Profis daran erkennt, dass sie immer wissen, wo ihre Sachen sind.


Stichwort Generationenkonflikt. Welche Tipps haben Sie für die „aufräumwütigen“ Hofnachfolger, um gegen den Trott der „Senioren“ anzukommen?


Küstenmacher: Knifflig ist, dass bei der alten Generation häufig so eine Grundangst herrscht: Die jungen Leute wollen jetzt alles anders machen und uns unser gewohntes Leben wegnehmen. In solchen Fällen kann man das schöne Prinzip „Teile und herrsche“ walten lassen: Die junge Generation bekommt einen bestimmten Bereich, z. B. die Werkstatt, in dem sie ihre Vorstellungen umsetzen kann. Und die Senioren erhalten ebenfalls einen Bereich, z. B. den Melkstand, wo sie alles so lassen können, wie sie es möchten. Oft merkt die ältere Generation dann: Das läuft ja doch besser bei den Jungen! Es lohnt sich also, geduldig zu sein und zunächst Bereiche abzutrennen.


Wie schafft man es, die Ordnung aufrechtzuerhalten? Wird der Kampf mit dem inneren Schweinehund für immer weitergehen?


Küstenmacher: Ich halte nichts vom Bild des inneren Schweinehunds. Es bringt nichts, sich mit eiserner Disziplin zum Aufräumen zu zwingen. Viel besser und schöner ist, wenn man einen emotionalen Grund zum Aufräumen hat. Es fällt z. B. leichter, wenn man weiß, dass der Betrieb mit etwas Ordnung besser läuft und die Arbeit mehr Spaß macht. Und dass man professioneller arbeiten kann, wenn man sein Werkzeug schnell findet. Diese Einsicht befreit und macht locker. So schafft man es auch, sich regelmäßig um Ordnung zu kümmern.


Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Ordnung auf einem Betrieb und dem wirtschaftlichen Erfolg?


Küstenmacher: Absolut, das ist so! Ich habe da zum Beispiel folgende Beobachtung gemacht: Unordentliche Menschen, die sogar ihren Fußboden zugemüllt haben, haben immer finanzielle Probleme. Es scheint da einen Zusammenhang zu geben zwischen dem Wohlstand und dem Platz, auf dem ich wohl stehen kann.


Ich bin mir sicher, dass ein chaotischer landwirtschaftlicher Betrieb ein Zeichen dafür ist, dass der Betriebsleiter nicht so richtig weiß, wo es langgeht bzw. wie es weitergehen soll. Solche Betriebe versumpfen irgendwann in ihrer Visionslosigkeit. Sie suchen sich Ausreden wie „das hat der Vater schon so gemacht“ oder „die Zeiten sind so schwierig“. Eine Aufräumaktion kann in einer solchen Situation auch wirtschaftlich den Durchbruch bringen. Ich kenne das von mir selbst: Neue Geschäftsideen hingen bei mir oft damit zusammen, dass ich wieder Ordnung in meinem Büro geschafft hatte.


Nicht nur Landwirte sind oft zu stolz, um sich beim Aufräumen Hilfe zu holen.


Küstenmacher: Das stimmt. Manche Leute warten in der Tat lieber so lange, bis sie mit einem Herzinfarkt oder Burn­out in der Klinik liegen. Spätestens dann müssen sie sich von anderen helfen lassen. Doch warum so lange warten? Ich plädiere dafür, lieber frühzeitig die Hand zu Freunden und Bekannten auszustrecken. Dafür muss sich niemand schämen!


Natürlich kann man auch Profis anheuern. Bei Chaos im Büro helfen z. B. die Spezialisten von www.boond.de oder www.buero-sortierdienst.de. Das kostet jedoch.


Herr Küstenmacher, vielen Dank für das Gespräch.


Das Interview führten die top agrar-Redakteure Regina Kremling und Claus Mayer.

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