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Der Ein-Mann-Bio-Stall

Lesezeit: 4 Minuten

Josef Vetterl wollte der Landwirtschaft schon den Rücken kehren. Doch dann kam ihm der Ökolandbau dazwischen.


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Hätte man Josef Vetterl (29) aus Dießen am Ammersee vor zehn Jahren gefragt, was er mal werden will, er hätte nicht mit „Landwirt“ geantwortet. Denn auf dem elterlichen Betrieb mit 40 Milchkühen hätte er groß investieren müssen, um langfristig davon leben zu können. Sicherheitshalber ließ er sich schon mal zum Zimmerer ausbilden, um eine alternative Einkommensquelle zu haben.


Am Ende blieb er aber der Landwirtschaft treu: 2012 übernahm Vetterl den Betrieb von seinen Eltern und machte ihn seitdem zu einer Art Aushängeschild des bayerischen Ökolandbaus. Er siedelte aus und baute einen neuen Stall außerhalb des Dorfes. Ende Juni dieses Jahres zogen seine Kühe in den neuen Stall am Dorfrand. Seither gewöhnen sie sich nicht nur an die neue Umgebung und den Melkroboter, sondern auch an ihre neuen Kolleginnen. Denn Vetterl hat seine Herde bereits auf 50 Kühe erweitert, 60 sollen es insgesamt werden – alle aus eigener Nachzucht.


Auf die Zahl 60 kam Vetterl zusammen mit dem Landwirtschaftsamt, das ihm bei der Erstellung seines Zukunftsplanes half. Seine Vorgabe: Er wollte seine 20 ha Acker- und 25 ha Grünland optimal nutzen und von der Landwirtschaft leben können. Sonst würde er sich einen anderen Beruf suchen.


Weniger Kühe, gleicher Verdienst:

Die Berater des Landwirtschaftsamtes rechneten nach: Vetterl solle einen neuen Stall für 80 Kühe bauen, entweder konventionell für 80 Kühe oder ökologisch für 60. Damit könne er jeweils das gleiche Einkommen erwirtschaften. Als Vetterl diese Zahlen hörte, war ihm sofort klar: „Ich werde Biobauer!“ Zum einen reizte es ihn, die Stallarbeit selbstständig erledigen zu können. Denn er wollte seine Eltern allmählich entlasten und seine Lebensgefährtin hat ohnehin ihren eigenen Beruf. Sein Kalkül: Um 60 Kühe könnte er sich dank des Melkroboters alleine kümmern, um 80 hingegen nicht. Zum anderen war er aber auch schon vorher ein Fan der Bio-Landwirtschaft. Denn nach dem Abschluss als Zimmerer ließ er sich doch noch zum Landwirt ausbilden und arbeitete als Betriebshelfer unter anderem auf einem Biohof. Obwohl er sich nicht als Öko-Fanatiker bezeichnen würde, gefiel ihm der Gedanke an die Kreislaufwirtschaft und die Handarbeit beim Pflanzenschutz. Vetterl resümiert: „Neben den wirtschaftlichen Überlegungen war die Öko-Umstellung auch eine Herzensangelegenheit von mir.“


Harte Umstellungsjahre:

Noch steckt Vetterl mitten in der Umstellung, erst ab Anfang 2015 wird er seine Milch als Bio-Milch verkaufen dürfen. Erst dann muss er sich entscheiden, zu welchem Bioverband er geht. Verbandsfreie Bio-Milch nimmt hingegen keine Molkerei an. Leicht ist die Umstellungsphase nicht: Seit Vetterl seine Futterflächen ökologisch bewirtschaftet, ist die Grundfutterleistung seiner Kühe um ca. 500 l auf rund 4 500 l abgefallen. Seine Vermutung: Weil er keinen Stickstoffdünger mehr einsetzt, bilden die Futterpflanzen weniger Aminosäuren. Daher schwefelte er seinen Boden, um die Stickstoff-Fixierleistung seiner Leguminosen zu erhöhen. Ob er damit Erfolg haben wird, bleibt abzuwarten. Er will die Grundfutterleistung wieder erhöhen und mit Kraftfutter auf eine Milchleistung von rund 7 000 l pro Tier und Jahr kommen. Auch der Arbeitsaufwand im Pflanzenschutz macht ihm zu schaffen: „Einen Ampfer mit der Hacke auszugraben ist nun mal viel schweißtreibender, als einfach mit der Spritze drüberzufahren“, sagt er.


Fürs erste ist Vetterl also noch auf die tatkräftige Unterstützung seines Vaters in der Außenwirtschaft und seiner Lebensgefährtin sowie Mutter in der Jungviehaufzucht angewiesen. Langfristig will er aber darauf verzichten können. Und weil die Vier dank des Melkroboters schon einige Male um sechs Uhr Feierabend machen konnten, ist der Junior-Chef überzeugt: „Bald wird das hier ein Ein-Mann-Stall!“ -cm-

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