Während Schnitt- und Bauholzpreise massiv gestiegen sind, werden Waldbesitzer ausgebremst.
Alarmsignale vom Holzmarkt: Dachlatten kosten dreimal mehr, Preise für Platten haben sich verdoppelt, für Bau- und Konstruktionsvollholz ebenfalls – wenn es nicht ausverkauft ist. Von Tagespreisen und Lieferzeiten von bis zu fünf Monaten ist zu hören.
Gleichzeitig liegt bzw. steht immer noch massig Käferholz in den Wäldern, das, wenn überhaupt, nur zum Schleuderpreis zu vermarkten ist. Weitaus ärgerlicher für Waldbesitzer sind aber die nur minimal gestiegenen Preise für gesunde Stämme und die beschlossenen Einschlagrestriktionen.
Dass der Markt aus dem Ruder gelaufen ist, hat gleich mehrere Ursachen:
- Die Borkenkäferkatastrophe dauert weiter an, trotz des kalten Frühjahrs ist bereits die Startpopulation so groß, dass der Borkenkäfer im Sommer in bislang noch nicht befallene Regionen vordringen könnte. Das anfallende Käferholz ist kaum als Bauholz geeignet, es muss aber aus den Wäldern, sodass es Säge- und Lkw-Kapazitäten bindet.
- Die Käferkalamität hat den Staat auf den Plan gerufen, der mit Einschlagbeschränkungen die Fichtenbestände insgesamt schützen will. Das nimmt nicht nur den Waldbesitzern in diesem Jahr die Chance, dringend benötigtes Geld für die Sanierung der Käferflächen zu verdienen. Das knappe Angebot ist aber nicht die Hauptursache für die angespannte Lage auf dem Holzmarkt.
- Die Holznachfrage ist massiv angezogen: Dabei ist es nicht nur China, das viel Holz in Europa einkauft. Auch die USA haben viel Ware bei uns eingekauft. Denn durch den strengen Winter in Nordamerika war der Einschlag dort lange Zeit gestoppt, während die boomende Baubranche dort viel Holz braucht. Hinzu kommt: Chinesen und Amerikaner geben für Holz traditionell mehr Geld aus, für europäische Sägewerke lohnt sich der Export also trotz der höheren Transportkosten.
Auch bei uns ist die Holznachfrage massiv gestiegen, die Baubranche läuft auf Hochtouren. Das Virus hat die Bautätigkeiten kaum ausgebremst, Maurer und Zimmerer konnten unter freiem Himmel ohne größere Einschränkungen weiterarbeiten, während die Sägewerke teils drosseln mussten. Entsprechend kleiner fiel die Gesamtproduktion von Schnittholz in den vergangenen Monaten aus, was zu den aktuellen Rekordpreisen und Ausverkäufen geführt hat.
Inzwischen sind die Rohholzpreise (für einwandfreie Qualitäten) zwar gestiegen. Das ist aber angesichts der Einschlagbeschränkungen für die gebeutelten Waldbesitzer nur ein schwacher Trost.Christian Brüggemann