Die Gjerstads haben sich eine Nische gesucht und vermarkten Heu für Pferdebetriebe. Qualitätsheu lässt sich in Norwegen nur mit hohem Aufwand produzieren.
Vater und Sohn Gjerstad aus Degernes vermarkten seit 25 Jahren Qualitätsheu und Heulage, vor allem an Pferdehalter. Björn (63) und Henning (35) begrüßen uns in ihrer neuen Heuhalle. Ein beeindruckendes Gebäude mit 1 250 m² Fläche! Der gesamte Boden besteht aus einem befahrbaren Holzgitter. An der Decke fährt ein Palfinger Heukran. Ventilatoren ziehen die warme Luft aus der doppelten Dachhaut und blasen sie von unten etwa eine Woche lang durch loses Gras.
Wegen der vielen Niederschläge lässt sich in Norwegen kaum anders Qualitätsheu erzeugen. Ähnliche Hallen gibt es übrigens auch in Schweden. Hier haben sich die Landwirte einige Anregungen geholt. Doch das meiste an ihrer Halle haben die Gjerstads selbst gebaut, wie Vater Björn beim Rundgang durch die Lüftungskanäle stolz berichtet.
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Das Gras holen die Gjerstads mit zwei Ladewagen von den Flächen. Sie bewirtschaften 100 ha Grasland. Rund 28 ha sind Eigentum, der Rest ist gepachtet. Je nach Boden zahlen Björn und Henning Gjerstad zwischen 2 000 und 5 000 NOK pro Hektar (rund 230 bis 570 €).Nach rund einer Woche im Trocknungslager pressen die Gjerstads das Heu stationär mit zwei Packenpressen. Dabei setzen sie auch auf eine Krone BiG Pack mit MultiBale-Einrichtung. Diese Großballen bestehen aus mehreren kleineren Einzelballen, was die Pferdehalter besonders schätzen.
Außerdem pressen die Heubarone einen Teil in kleine HD-Ballen. Das sichere Beschicken der Presse beim Stationäreinsatz übernimmt eine spezielle Annahme.
Und wenn die Dachwärme bei Regen nicht reicht, um das Heu komplett zu trocknen? Eine Zeit können sie im Belüftungsbetrieb überbrücken. Und dann? Björn und Henning Gjerstad sehen das norwegisch gelassen: „Dann pressen und wickeln wir das Ganze eben als Heulage ein – kein Problem.“ Einen Teil der Grasernte pressen die Praktiker ohnehin direkt auf dem Acker zu Silage-Quaderballen. Übrigens mit 16 Folienlagen – schließlich bedienen sie einen empfindlichen Kundenstamm. Zudem laufen die Pressen und der Wickler auch im Lohneinsatz.
Pro Jahr produzieren die Gjerstads rund 1 200 t Heu. 80 bis 90 % nehmen die Pferdehalter ab. Geliefert wird an Kunden in ganz Norwegen, wobei die größte Zahl aus dem Raum Oslo stammt. Hier gibt es die meisten Pferde- und Reitbetriebe. Im Schnitt erhalten sie 3,20 NOK pro kg (36 Cent) plus Transport.
Keine Frage, die beiden haben es faust-dick hinter den Ohren. So quasi im Nebensatz lassen sie fallen, dass sie zur eigenen Heumenge noch einmal 3 500 t Heu und Silage in Schweden kaufen und in Norwegen vermarkten. Ach ja, und Sohn Henning arbeitet zusätzlich noch als Mechaniker auf einer Ölbohrplattform – wenn es passt. Der Job ist super bezahlt, wie er mit einem feinen Lächeln sagt, und nach zwei Wochen an Bord hat er drei Wochen frei. Nein, finanzielle Engpässe scheinen die Gjerstads nicht zu haben.