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Die Landtechnik muss nachlegen

Lesezeit: 10 Minuten

Normalerweise bewerten Professoren ihre Studenten. Rund 4 350 Studenten haben den Spieß umgedreht und stellten ihren Hochschulen Zeugnisse aus. Die fallen überwiegend gut aus. Nur die Landtechnik bekam schlechte Noten.


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Die Hochschulreife haben Sie in der Tasche und Ihr Entschluss steht fest: Sie wollen Landwirtschaft studieren. Willkommen im Hochschul-Dschungel!


Theoretisch können Sie sich an rund 27 Universitäten und Fachhochschulen in Deutschland, Österreich sowie der Schweiz bewerben. Doch die Qualität der Lehre ist nicht überall gleich gut. Jede Lehranstalt hat ihre Stärken und Schwächen. Anders ausgedrückt: Wer jetzt schon weiß, welches Fach er im Studium vertiefen will, sollte sich die Wahl des Studienortes gut überlegen. An welchen Hochschulen wird die Tierproduktion besonders gut bewertet? Wo sollten Sie hingehen, wenn Sie vor allem an Ackerbau interessiert sind, und welche Standorte empfehlen die Agrarstudenten für Agrarökonomen? Unsere top agrar-Umfrage hilft Ihnen bei der Auswahl.


Die Ergebnisse sind überwiegend sehr positiv, weil die meisten Studenten gute Noten vergeben haben. An manch einer Uni und Fachhochschule gibt es jedoch Verbesserungsbedarf.


Praxisnähe an der FH:

Sie wollen nach dem Studium einen Ackerbaubetrieb übernehmen oder beispielsweise als Berater für die Pflanzenschutzindustrie arbeiten? Dann sind Sie möglicherweise an den Fachhochschulen Dresden (1,4), Neubrandenburg (1,5), Weihenstephan (1,5) oder Kiel (1,7) gut aufgehoben. Alle drei „Agrar-Schmieden“ bekamen für den Schwerpunkt Pflanzenproduktion von ihren Studenten wie schon in unserer Umfrage aus dem Jahr 2012 ein gutes Zeugnis ausgestellt (Übersicht 1). Entsprechend positiv fallen auch die Kommentare der Studenten aus. Sie loben die Praxisnähe sowie die gute Kommunikation zwischen den Dozenten und den Studierenden.


Das Schlusslicht bildet die FH Anhalt. Sie verschlechterte sich im Vergleich zum letzten Ranking in 2012 (2,2) und kommt auf eine Durchschnittsnote von 2,6. „In sämtlichen Modulen der Pflanzenproduktion macht es kaum einen Unterschied, ob man die Vorlesung besucht oder sich die Skripte zu Hause anschaut. Es mag zwar sein, dass die Dozenten Ahnung haben, jedoch kommt davon nichts an“, machte ein Student der FH seinem Unmut Luft.


Der Bereich Pflanzenproduktion sei derzeit unterbesetzt. So begründet die Hochschule auf unsere Nachfrage das schwache Ergebnis. Der Professor für Pflanzenbau ist seit vielen Jahren gleichzeitig Präsident der Hochschule. Daher werde ein Teil der Lehre über externe Dozenten abgedeckt. Die FH sicherte aber zu, sich ab 2015 personell zu verstärken.


Punkten kann die FH Anhalt hingegen bei den Tierproduzenten. Dort schaffte sie es auf den zweiten Platz (1,3). Lediglich die FH Kiel schneidet mit einer 1,2 noch besser ab. Platz drei geht an die FH Triesdorf (1,5).


Wie schwer es ist, einen Studiengang an einer jungen Hochschule ins Leben zu rufen, zeigt das Beispiel der Fachhochschule Rhein-Waal in Kleve, die bei den Tierproduzenten auf den letzten Platz verwiesen wurde.


Die Hochschule wurde 2009 gegründet, die Agrarstudiengänge im Herbst 2010 (Sustainable Agriculture) bzw. 2011 (Agribusiness) ins Leben gerufen. Doch noch scheinen die Nordrhein-Westfalen nicht richtig aus den Startlöchern zu kommen: Die Studierenden vergaben „nur“ eine 3,0. Die Studenten aus Kleve zeigten sich auch wenig begeistert von dem Schwerpunkt Agrarökonomie. Dieser bildet mit einer 2,5 ebenfalls das Schlusslicht in seiner Kategorie. Auf den vorderen Plätzen befinden sich die altbekannten Spitzenreiter aus der letzten Umfrage im Jahr 2012: die Fachhochschulen Kiel (1,6) und Neubrandenburg (1,6) sowie die Uni Dresden (1,7).


Das schlechte Abschneiden in Kleve erklärt die Hochschule im Übrigen nicht nur damit, dass sich die FH teilweise noch im Aufbau befindet. Die Professur für Betriebslehre sei erst kürzlich vergeben worden und man suche nach wie vor nach einem Dozenten für die Nutztierwissenschaften.


Unis punkten im Pflanzenbau:

Wer Pflanzenbau an einer Universität vertiefen will, sollte sich in Kassel und Halle umschauen. Sie stehen bei den Studenten mit einer Durchschnittsnote von 1,5 besonders hoch in der Gunst (Übersicht 2, Seite 37). Schon im Jahr 2012 bekamen sie Bestnoten. Neu ist hingegen: Die Uni Hohenheim (1,7) kämpfte sich auf Platz zwei vor und teilt sich diesen mit der TU München (1,7). Dann folgen Kiel und Bonn auf dem dritten Rang mit einer Note von jeweils 1,8.


Die Studenten vergaben ohnehin für die Pflanzenbaulehre an den Unis gute Zeugnisse. Etwas schlechter schneiden diese dagegen in der Tierproduktion ab. Dort gab es im Durchschnitt aber trotzdem eine glatte 2,0 auf dem Zeugnis. Gold geht in der Veredelungswirtschaft an die Uni Rostock (1,6), Silber an Hohenheim (1,8) und Bronze sicherte sich Kassel (1,9). Gießen bildet wie auch in 2012 das Schlusslicht (2,4).


Die Uni Göttingen hat wie im Vergleich zur Umfrage zuvor ihre Spitzenposition im Kernbereich Agrarökonomie mit der Note 1,3 verteidigt. Auf Platz zwei folgt erstmals die Uni Hohenheim (1,7) und teilt sich den Rang nun mit der TU München (1,7). Mit einer 1,8 folgt Kassel auf Platz drei.


Ewige Baustelle Landtechnik:

Wenn Sie Landtechnik vertiefen wollen, sollten Sie bei der Auswahl des Studienortes genau hinsehen. Denn wie in den vergangenen Jahren fällt die Gesamtbewertung der Techniklehre an den Universitäten (2,5) und Fachhochschulen (2,3) gegenüber den anderen Fachbereichen deutlich ab.


Oft kritisieren die Studenten das zu niedrige Niveau und den mangelnden Bezug zur modernen Landwirtschaft. Strip Till oder Precision Farming scheinen an einigen Hochschulen Fremdwörter zu sein.


Aber es gibt auch in diesem Bereich Leuchttürme: Die Spitzennoten bekamen wieder Hochschulen, die auch bei den letzten Rankings gut abschnitten. Allen voran die Uni Hohenheim (1,5), die Uni Kassel (1,8), die FH Nürtingen (1,8) und die FH Neubrandenburg (1,8). Auch bei den Schlusslichtern hat sich nicht viel verändert. Die rote Laterne erhielten die FH Dresden (3,0) und die Unis Rostock (3,5), Göttingen (3,5) und Gießen (3,9). Die Hessen sind nach eigenen Angaben Opfer der sparsamen Landesregierung. So war aus purer Geldnot heraus die Landtechnik-Professur nicht besetzt, heißt es auf Nachfrage.


Mittlerweile habe das Hessische Kultusministerium aber eine Finanzierung bewilligt. Ab dem 1. Januar 2015 wird ein neuer Landtechnikdozent seine Arbeit aufnehmen. In Dresden erklärt sich der Landtechnikdozent das schlechte Abschneiden so: Er war während des gesamten Semesters erkrankt. Einige Vorlesungen fielen dadurch aus, die restlichen übernahmen Vertretungen. Die Inhalte sollen nun nachgeholt werden.


Aus Erfahrung lernen:

In unserer Hochschulumfrage haben wir die Studenten auch nach ihrer Zufriedenheit mit den Studienbedingungen und -angeboten befragt. Sie sollten beispielsweise das Wahlfächerangebot bewerten und die Aktualität der Vorlesungen einstufen (Übersicht 3).


Das ist uns bei der Auswertung der Ergebnisse aufgefallen: Insgesamt sind die Agrarstudenten mit den Bedingungen vor Ort zufrieden. Allerdings wünschen sich viele FH- und Uni-Studenten ein besseres Tutorienangebot. Damit ist das intensive, gemeinschaftliche Arbeiten in kleinen Gruppen gemeint.


Lediglich die Hochschüler an den Fachhochschulen Kiel (2,1) und Neubrandenburg (2,3) sowie an den Unis Kassel (2,1) und Göttingen (2,1) sind in diesem Punkt zufrieden und vergeben die Schulnote gut. An der FH Dresden (3,5), FH Kleve (3,4) und der Uni Kiel (3,2) sind die Studierenden wiederum weniger zufrieden.


Die besten Kursangebote gibt es an den Universitäten in Kassel (1,8), Göttingen (1,9) und Hohenheim (1,9). Nicht ganz so zufrieden mit den Seminaren sind die Uni-Studierenden in Berlin (2,5), Gießen (2,4) und Rostock (2,4). Die FH-Studenten sind begeistert von der Aktualität und Modernität der Lehrveranstaltungen, vor allem an den Fachhochschulen in Kleve (1,2), Triesdorf (1,7) und Neubrandenburg (1,8).


40 Stunden pro Woche.

Ist ein Studium wirklich so locker und entspannt wie man allgemein annimmt? Nicht wirklich, wie unsere Umfrage zeigt. Demnach kommen viele der Befragten auf mehr als 40 Stunden Vorlesungen und Nachbearbeitungszeit pro Woche.


Die Ergebnisse im Einzelnen: Die Mehrheit der Studenten (71 %) muss mit 15 bis 25 Stunden Vorlesungen pro Woche kalkulieren. Nur jeder fünfte Student überschreitet die 25-Stunden-Marke. Dazu zählen vor allem die Umfrageteilnehmer an den Fachhochschulen in Kiel, Weihenstephan und Kleve. Deutlich entspannter scheint es an den Unis in Bonn und Gießen sowie an der Fachhochschule Anhalt zuzugehen. Dort kommen die meisten Studenten mit weniger als 15 Stunden Vorlesungen pro Woche aus.


Allerdings sollten Sie nicht nur auf die Vorlesungs-Zeiten achten. Häufig muss der Stoff auch noch im Nachgang aufbereitet werden, was oftmals sehr zeitaufwendig sein kann. Weniger als 15 Stunden pro Woche investieren die Studenten der FH Nürtingen, der TU München und der FH Anhalt in die Aufbereitung des Lehrstoffes. Die Studenten der FH Kiel, der Uni Kiel und der Uni Hohenheim brauchen hingegen mit mehr als 25 Stunden pro Woche deutlich länger dafür.


Nicht nur der Zeitaufwand stresst viele Hochschüler. Obschon die meisten Befragten (76 %) den Leistungs- und Konkurrenzdruck als „in Ordnung“ einstufen, empfinden einige ihn als zu hoch. Hier fallen vor allem die Uni Kiel, die FH Südwestfalen und die Uni Bonn negativ auf. Harmonischer geht es offensichtlicher an der Uni Rostock, der FH Kleve oder der TU München zu.


Regelstudienzeit ade.

Sie möchten zügig das Studium beenden? Jedem vierten von Ihnen wird das möglicherweise nicht gelingen. Zumindest gaben rund 25 % der Befragten an, die Regelstudienzeit um etwa zwei Semester zu überziehen. Dabei gibt es kaum einen Unterschied zwischen Universitäten und Fachhochschulen. Allerdings schaffen die Studenten an den Fachhochschulen in Kleve, Bingen, Kiel, Osnabrück und Soest ihr Pensum meistens in der dafür vorgegebenen Zeit. An den Unis in Kassel, Berlin und Kiel sowie an den Fachhochschulen Anhalt und Eberswalde waren hingegen besonders viele „Überzieher“.


Platzmangel führt zu Frust.

Wie wichtig ist Ihnen ein Sitzplatz in den Vorlesungen? Knapp jeder fünfte Uni-Student sagte, dass die Vorlesungsräume aus allen Nähten platzen. Vor allem an den Universitäten Bonn, Kiel und Berlin scheinen die Räume für Vorlesungen, Seminare und Praktika knapp zu werden. An den Fachhochschulen herrscht offensichtlich kein Raummangel. Nur jeder zehnte Fachhochschul-Student beurteilt die Teilnehmerzahl als zu hoch, 77 % als passend. Allerdings machen sich derzeit die doppelten Abitur-Jahrgänge bemerkbar. Möglicherweise entspannt sich die Situation im kommenden Jahr.


Möchten Sie später in der Wissenschaft und Forschung arbeiten? Dann ist ein Studium an der Uni zu empfehlen. Vor allem an den Unis Rostock, Kiel und München fühlen sich die Studenten sehr gut auf einen Job in der Wissenschaft vorbereitet. Allerdings sei angemerkt: Diese Jobs sind rar gesät und oft zeitlich befristet.


Wenn Sie lieber einen Betrieb leiten möchten, dann ist ein Studium an der FH für Sie geeignet (Übersicht 4, Seite 40). Die Fachhochschulen Kiel, Dresden und Anhalt stechen hier positiv hervor.


Dennoch: Fast zwei Drittel der Agrar-Studenten fühlen sich nicht oder nur teils auf die Anforderungen im Beruf vorbereitet. Vor allem die Uni-Studenten haben ihre Bedenken. Nur 26 % sehen sich den Anforderungen gewachsen. Bei den FH-Studenten ist es ausgeglichener. Hier hält sich knapp die Hälfte der Teilnehmer optimal auf den Job vorbereitet.


Dieses Bild spiegelt sich auch in den Noten zum Praxisbezug des Studiums wider. Die Universitäts-Studenten vergaben hier im Schnitt eine 2,6. Die Fachhochschul-Studenten bewerten ihre Ausbildung hingegen als sehr praxisnah (1,7). Trotzdem sehen 44 % aller Befragten vor allem im Aufbau des Studiums Optimierungsbedarf.


Und was für ein Fazit ziehen die Studenten aus ihrer Bewertung? Mehr als 80 % der Studenten von Fachhochschulen und Universitäten empfehlen ihre Hochschule weiter. Besonders gut schneiden in diesem Punkt die Fachhochschule Kiel, die Universität Kassel und die Fachhochschule in Eberswalde ab. Die Universitäten Berlin und Gießen sowie die Fachhochschule Nürtingen wurden hingegen am wenigsten weiter empfohlen.


Vera Niehues, Claus Mayer

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