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Die richtigen Bausteine für Ihre Altersvorsorge

Lesezeit: 11 Minuten

D ie ideale Anlageform für die private Altersvorsorge sähe so aus: Sie hätte eine sehr hohe Rendite. Das heißt: Mit mög-lichst wenig Kapitaleinsatz soll-te eine hohe Rente bzw. ein ho-hes Endkapital erzielt werden und zwar nach Steuern! Sie sollte absolut sicher sein. Sicher gegen Verlust des einge-setzten Geldes, aber auch sicher im Hinblick darauf, dass bis zum Rentenalter ein ausreichender Kapitalzuwachs wirklich er-reicht wird (am besten garan-tierte Mindestverzinsung). Sie sollte möglichst flexibel sein. Das bedeutet, dass man auch schon jederzeit vor Rentenbeginn über die gebildeten Rücklagen (ohne Ver-lust) verfügen kann. So kann man prob-lemlos auf unvorhersehbare Situationen reagieren. Man bleibt finanziell manöv-rierfähig. Auch kann man so seine Vor-sorgestrategie jederzeit an eine veränder-te Lebenssituation anpassen. Leider gibt es wie Sie sich sicher schon gedacht haben diese ideale An-lageform für die Altersvorsorge nicht.Wer für das zurückgelegte Geld eine möglichst hohe Verzinsung anstrebt, muss es entwe-der sehr langfristig anlegen (= weniger Flexibilität) oder mehr Risiken eingehen. Oder umgekehrt: Wer jederzeit über sei-ne Rücklagen verfügen können will, muss in der Regel Abstriche bei der Rendite machen. Diese Ziel-Konkurrenz nennt man auch magisches Dreieck. Je mehr man sich einem Ziel (einer Ecke) nähert, des-to mehr entfernt man sich tendenziell von den anderen Zielen. Jede Anlageform, die der Markt anbie-tet, hat ihren Platz in diesem magischen Dreieck. Nur wenn Sie die jeweiligen Vor- und Nachteile kennen, können Sie die optimalen Bausteine für Ihre per-sönliche Altersvorsorge auswählen. Das Thema Rendite/Verzinsung soll-ten Sie dabei nicht auf die leichte Schulter nehmen. Jedes Prozent Rendite zählt, ge-rade bei der Altersvorsorge! Übersicht 2 zeigt, welche Hebelkraft die Verzin-sung des eingesetzten Geldes über die Jahre entfaltet. In unserem Beispiel wer-den einmalig 50 000 DM für die Alters-vorsorge angelegt. Bei einer Rendite von nur 2 % nach Steuern hat sich das einge-setzte Kapital nach 25 Jahren nicht einmal verdoppelt. Hinzu kommt noch der Ver-lust an Kaufkraft durch die In-flation. Bei einer Rendite von 7 % nach Steuern wird der Ein-satz immerhin mehr als verfünf-facht (Endkapital 271 372 DM). Bei 12 % Verzinsung würden nach 25 Jahren sogar rund 850 000 DM zur Verfügung ste-hen. Ähnliche Effekte ergeben sich, wenn Sie Geld für die Al-tersvorsorge in kleinen monat-lichen Raten ansparen. Beispiel: Wer 25 Jahre lang monatlich 200 DM zu durchschnittlich 6 % anlegt, verfügt am Ende über 135 916 DM. Bei 8 % wären es be-reits 182 968 DM, bei 12 % sogar stolze 340 442 DM. Alle genann-ten Renditen liegen langfristig im Bereich realer Möglichkeiten. Die eingezahlte Summe ist in al-len drei Fällen gleich nämlich jeweils rund 30 000 DM. Rendite ist also wichtig aber sie ist nicht Alles. Mit Geldern für die Al-tersvorsorge spekuliert man nicht. Die Si-cherheit ist deshalb ebenso wichtig wie die Verzinsung. Je nach betrieblicher oder fa-miliärer Situation kann es außerdem wichtig sein, flexibel zu bleiben, d. h. die Rücklagen nicht für 10, 15 oder sogar 20 Jahre festzulegen. Dann scheiden be-stimmte Anlageformen von vornherein aus. Auf Nummer Sicher mit festen Zinsen Möchten Sie bei Ihrer privaten Vorsor-ge jeden Nervenkitzel vermeiden, scheidet eine Anlage in Aktien oder Ak-tienfonds mehr oder weniger aus. Erste Wahl sind dann Anlageformen, die eine feste Verzinsung bieten und allenfalls stark eingeschränkte Kursrisiken mit sich bringen. Zwar müssen Sie bei dieser Lö-sung auf Renditen im zweistelligen Be-reich meist verzichten. Mit der richtigen Strategie können Sie jedoch auch in si-cherem Fahrwasser langfristig gute Er-gebnisse erzielen. Praktisch und bequem sind normale Spareinlagen bei Banken und Sparkassen (z. B. Sparbuch, Termingeld, Ratenspar-verträge). Die Renditen sind jedoch in der Regel wenig attraktiv. Diese Anlagefor-men eignen sich deshalb eher für den Auf-bau einer kurzfristigen Liquiditätsreserve als für die langfristige Altersvorsorge. Wenn Sie Ihr Geld auf Dauer risikolos und dabei gleichzeitig mit einer ordent-lichen Rendite ansparen möchten, kom-men Sie an einer Anlageform nicht vorbei: Den festverzinslichen Wertpapieren im Fachjargon spricht man auch von Renten-papieren. Als sicherheitsorientierter An-leger sollten Sie dabei grundsätzlich nur Wertpapiere erster Adressen erwerben, also z. B. von Kreditinstituten oder west-lichen Industriestaaten. Erste Wahl ist die Wertpapierpalette des Bundes. Vor allem die länger laufen-den Anleihen, Bundesobligationen und Bundesschatzbriefe bieten hohe Sicher-heit bei einer Verzinsung zum jeweiligen Marktniveau. Im Unterschied zu norma-len Anleihen werden die Bundeswertpa-piere ständig neu aufgelegt, so dass immer neu ausgegebene Papiere erworben wer-den können. Zudem besteht über die Bundesschuldenverwaltung die Möglich-keit, die Bundeswertpapiere automatisch per Dauerauftrag zu erwerben. Als Alternative zur Direktanlage in festverzinsliche Wertpapiere bieten Kre-ditinstitute den Kauf von Rentenfonds-Anteilen an. Bei solchen Fonds kümmern sich Profis um den je nach Marktlage sinn-vollen Kauf und Verkauf von Papieren und sorgen so für eine vernünftige Risi-kostreuung. Auch können per Sparplan regelmäßig auch kleinere Beträge inves-tiert werden, was bei einer Direktanlage kaum durchführbar ist. Für diese beque-me Lösung müssen Sie allerdings höhere Kosten in Form von Ausgabeaufschlägen, meist 3 %, und Verwaltungskosten in Kauf nehmen. Lebensversicherungen sind wenig flexibel Die Alternative zur Altersvorsorge mit festverzinslichen Rücklagen ist der Ab-schluss einer Kapital-Lebensversicherung oder einer privaten Rentenversicherung. Diese Form der Altersvorsorge ist be-quem und fast ebenso sicher wie konven-tionelles Sparen. Durch die derzeit noch gültigen Steuervorteile bieten die Lebens-versicherungen außerdem eine recht akzeptable Rendite nach Steuern. Das Problem: Vor allem durch die lange Vertragsbin-dung sind solche Verträge nur wenig flexibel. Möchten Sie spä-ter Ihre Vorsorgestrategie än-dern, ist das nur durch eine mit finanziellen Nachteilen verbun-dene Vertragskündigung mög-lich. Deshalb ist es in der Regel nicht empfehlenswert, sich schon in jüngeren Jahren durch langfristige Lebens- oder Ren-tenversicherungsverträge zu binden. Will man erst später mit die-ser Vorsorgeform beginnen, zei-gen sich weitere Nachteile ge-rade bei der besonders weit ver-breiteten Kapital-Lebensversi-cherung. So ist vor dem Ab-schluss einer Police eine Ge-sundheitsprüfung vorgeschrie-ben. Dies kann dazu führen, dass man schon mit 40 oder 45 Jahren wenn ge-sundheitliche Einschränkungen vorliegen keinen Vertrag mehr erhält oder hohe Risikozuschläge zahlen muss. Außerdem erhöht sich mit steigendem Eintrittsalter der so genannte Risikoanteil, den die Ver-sicherung zur Abdeckung des vorzeitigen Todesfallrisikos benötigt. Vom eingezahl-ten Beitrag bleibt dadurch immer weniger Geld für die eigentliche Altersvorsorge übrig. Zumindest diese beiden Nachteile hat eine private Rentenversicherung nicht. Eine Gesundheitsprüfung ist hier nicht erforderlich, weil die Angehörigen im vorzeitigen Todesfall nur das bis da-hin eingezahlte Geld plus Zinsen zurück erhalten. Die private Rentenversicherung bietet insofern eine reinrassige Alters-vorsorge, wobei die Renditen außerdem leicht über der Kapital-Lebensversiche-rung liegen. Freibeträge nutzen Trotzdem lautet unser Fazit: Auch wenn die Sicherheit des angesparten Kapi-tals für Sie an erster Stelle steht, sollten Sie sich nicht vorschnell für eine Kapital-Le-bensversicherung oder eine private Ren-tenversicherung entscheiden. Vor allem in der Zeit bis zum 40. Lebensjahr ist es häu-fig sinnvoller, den Vermögensaufbau fle-xibler z. B. mit festverzinslichen Wertpa-pieren oder Rentenfonds zu betreiben. Dies ist auch deshalb sinnvoll, um zu-nächst die steuerlichen Sparerfreibeträge auszuschöpfen. Allerdings ist hier der Spielraum durch die Halbierung der Spa-rerfreibeträge seit Anfang 2000 deutlich kleiner geworden. Denn schon bei einem Zinssatz von nur 6 % kann ein Allein-stehender maximal 51 667 DM konventio-nell anlegen, wenn er auf seine Zinserträ-ge keine Steuern zahlen will. Für Ehepaa-re gilt der doppelte Betrag. Etwa ab dem 40. Lebensjahr, wenn Sie Ihre finanziellen Möglichkeiten besser überschauen können, kann es dann durch-aus sinnvoll sein, zumindest einen Teil Ih-rer privaten Altersvorsorge über eine pri-vate Rentenversicherung abzudecken. Höhere Rendite mit Aktien Wenn Sie bei Ihrer Altersvorsorge ei-ne möglichst hohe Rendite anstreben und bereit sind, dafür auch gewisse Risiken in Kauf zu nehmen, dann kommen Sie am Thema Aktien nicht vorbei. Denn im langfristigen Vergleich konnte man mit Aktien bisher die höchsten Renditen er-zielen mit deutlichem Abstand vor nor-malen Zinsanlagen, Kapital bildenden Versicherungen oder Immobilien. Jedoch sollte der Börsenboom der 90er Jahre niemanden zum Leichtsinn verleiten. Die Börse ist keine Einbahnstraße. Die Kurse können auch wieder über längere Zeit-räume fallen und damit dem Anleger ei-nen dicken Strich durch die Rechnung machen. Speziell in der Landwirtschaft sollte man jedoch bedenken, dass meist bereits ein beachtliches Vermögen vorhanden ist nur eben in Substanz (Grund und Bo-den, Gebäude) gebunden. Hier ist die Beimischung chancenorientierter Bau-steine oft viel eher vertretbar als bei Men-schen, die sonst über kein nennenswertes Vermögen verfügen. Auch sollte man ein-mal ganz nüchtern die Chancen und Risi-ken einer Investition in die Milchviehhal-tung oder Schweinemast den Chancen und Risiken einer Aktienanlage gegen-überstellen. Hier wird häufig noch mit zweierlei Maß gemessen! Das bedeutet natürlich nicht, dass die Altersvorsorge mit Aktien oder Aktien-fonds zum Roulette-Spiel werden darf. Die finanzielle Absicherung im Alter muss das langfristige Ziel auch beim Vermögensaufbau mit Aktien oder Ak-tienfonds sein. Deshalb verbietet sich kurzfristiges Spekulieren an der Börse. Erforderlich ist ein langer Atem mit einem Zeithorizont von mindestens 10, besser noch von 12 bis 15 Jahren. Dann kann man Durststrecken von mehreren Jahren, die an der Börse durchaus realis-tisch sind, auch einmal aussitzen und vom nächsten Aufschwung wieder profi-tieren. Die (teilweise) Altersvorsorge mit Ak-tien erfordert jedoch eine spezielle Strate-gie. Das bedeutet, dass man sich etwa ab dem 50. Lebensjahr schrittweise von der Börse zurückzieht und in Anlageformen ohne oder mit geringen Kursrisiken um-schichtet. Denn nichts wäre fataler, als wenn die Börse ausgerechnet kurz vor Be-ginn des eigenen Ruhestandes abstürzen und damit Ihre private Altersvorsorge massiv gefährden würde. Soweit darf es nicht kommen, deshalb sollte man sich rechtzeitig vor dem Rentenalter von den Kursrisiken der Börse abkoppeln. Aus steuerlicher Sicht sind Aktien des-halb so interessant, weil Kursgewinne nach Ablauf der einjährigen Spekula-tionsfrist steuerfrei sind. Wenn Ihnen ein eigenes Aktiendepot zu heikel oder zu zeitaufwendig ist, bietet sich der Kauf von so genannten Aktienfonds an. Die Antei-le können Sie in monatlichen Raten er-werben (Fonds-Sparplan), aber auch als größere Summe auf einen Schlag (Ein-malanlage). Der wichtigste Vorteil der Fondsanla-ge: Schon mit geringen Ansparbeträgen meist ab 100 DM im Monat kann eine breite Streuung auf viele verschiedene Aktienwerte realisiert werden. Dies gar-antiert zwar nicht eine bessere Wertent-wicklung als der gezielte Kauf einzelaner Aktien, verringert aber das Anlagerisiko beträchtlich, da Sie Ihre Vermögenent-wicklung nicht von einem oder wenigen Unternehmen abhängig machen. Betongold in Form offener Immobilienfonds Häufig werden auch Immobilien (Miethaus, Gewerbe-Immobilie) als Al-tersvorsorge empfohlen. In landwirt-schaftlichen Betrieben ist jedoch bereits ein großer Teil des Vermögens in Immo-bilien gebunden. Deshalb sind hier in der Regel andere Vorsorge-Bausteine wichti-ger. Wollen Sie bei Ihrer Altersvorsorge dennoch zumindest teilweise auf die viel beschworene Sicherheit des Betongolds setzen, bietet sich der Kauf von Anteilen an offenen Immobilienfonds an. Diese Fonds investieren die eingesammelten Anlegergelder größtenteils in hochwerti-ge Gewerbe-Immobilien und profitieren dabei von Mieterträgen und langfristigen Wertsteigerungen. Entsprechend be-grenzt ist daher das Risiko, als Anteilsin-haber Verluste zu erleiden. Überdurchschnittliche Erträge dürfen Sie allerdings bei dieser Anlageform nicht erwarten. In der Vergangenheit lagen die Ergebnisse bei offenen Immobilien-fonds im Schnitt meist ein bis zwei Prozent schlechter als bei Rentenfonds. Diese Art der Immobilienanlage eignet sich deshalb am ehesten als langfristige Sicherheitsre-serve, die man aber bei einer gemischten Vorsorgestrategie auf einen kleineren Teil der Rücklagen begrenzen sollte. Nicht alles auf eine Karte setzen! Die Kunst der richtigen Altersvorsorge liegt in der geschickten Kombination ver-schiedener Vorsorge-Bausteine. Deshalb empfiehlt es sich, die eigene Vorsorge-strategie regelmäßig zu überprüfen und sie bei Bedarf zu ändern bzw. an den neuen Lebensabschnitt anzupassen. Ein junger Betriebsleiter, am Beginn seines beruflichen Lebens und noch ohne familiäre Verantwortung, kann seine Stra-tegie beispielsweise wesentlich risikofreu-diger und damit chancenorientierter ge-stalten als ein Familienvater, der mit ho-hen Verbindlichkeiten gerade einen grö-ßeren betrieblichen Entwicklungsschritt vollzogen hat. Umgekehrt: Je näher das Rentenalter heranrückt, desto wichtiger wird es, eine deutlich stärker auf Sicherheit ausgelegte Vorsorgestrategie zu fahren. Keinesfalls zu empfehlen ist es, alles auf eine Karte zu setzen! Jedes Vorsorgeinstrument hat sei-ne Vor- und Nachteile. Eine Streuung und optimale Kombination verschiedener Vorsorge-Bausteine ist daher fast immer zu empfehlen. Im nächsten Heft Kapitallebensversicherungen sind in der Landwirtschaft sehr beliebt. Aber sind sie auch immer ideal für die persönliche Altersvorsorge? Mehr dazu, und über die Vor- und Nachteile einer privaten Ren-tenversicherung, lesen Sie in der nächsten Folge.

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