Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

Aus dem Heft

Die Rinder der Anderen

Lesezeit: 6 Minuten

Auch im Mittleren Westen der USA läuft der Strukturwandel – allerdings in anderen Größenordnungen. Die Rindermast ver-lagert sich von kleineren Familienbetrieben zu großen, industriell geführten Feedlots.


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Maisflächen so weit das Auge reicht – wir sind mit einer Challenger-Reisegruppe unterwegs im Mittleren Westen der USA. Ziel: Zwei der wenigen Farmen, die noch mit anderen Produkten als nur Mais und Soja ihr Geld verdienen. Solche Betriebe sind hier selten geworden.


Weber Beef ist einer von ihnen. Wir treffen Justin Weber. Zusammen mit seinem Vater, dessen Bruder und 3 Mitarbeitern bewirtschaftet er eine Farm mit 5 500 Rindern und 1 500 ha Acker in Geneseo/Illinois. Die meisten Tiere gehören allerdings nicht ihm, sondern Fleischspekulanten und anderen Farmern, die für die Mast zahlen und das Fleisch verkaufen. „Ich berechne 38 US-Cent (0,29 €) pro Tier und Tag für die Mast. Futter wird extra abgerechnet“, erklärt Justin Weber das System. Bei Ihm kommen die Tiere mit etwa 300 kg an. Weber mästet sie bis 600 kg. Im Schnitt hat er 6 Auftraggeber, die Tiere bei ihm einstellen. Die Lohnmast bedeutet für Weber finanzielle Sicherheit. Mit den Einnahmen kann er fest rechnen und trägt kein Risiko für die Tiere. Außerdem ist der Absatz für seine Feldfrüchte als Futter für die Rinder gesichert.


Auch im Winter immer draußen


Einen großen Teil der Mastrinder hält Weber unter freiem Himmel, will die Stallhaltung aber ausbauen. „Unser Standort ist durch die strengen Winter und 600 mm Jahresniederschlag eindeutig im Nachteil gegenüber den Feedlots in den südlichen Great Plains“, sagt Justin Weber. Vor allem im kalten Winter müssen die Tiere mehr Futter aufnehmen, um ihre Körpertemperatur konstant zu halten.


In den letzten Jahrzehnten hat sich die Rindermast deshalb immer mehr verlagert, verbunden mit einem radikalen Strukturwandel. Gab es früher in Illinois noch viele kleinere Rinderhalter, hat sich die Mast heute auf Großbetriebe in den trockeneren und wärmeren Great Plains konzentriert. In dem Gebiet westlich der Rocky Mountains halten vertikal integrierte Lebensmittelkonzerne in riesigen Feedlots bis zu 80 000 Tiere unter freiem Himmel und produzieren Fleisch für ihre eigenen Schlachthöfe.


Vielen Farmern im Corn Belt (Iowa, Indiana, Illinois und Ohio) bleibt wegen zu hoher Kosten für Ställe, Arbeit und Futter in der Rindermast nur noch der Mais- und Sojaanbau. Weber Beef will trotzdem am Standort in Illinois weiter wachsen. Andere Viehbetriebe vor Ort machen der Farm dabei keine Konkurrenz, im Gegenteil. Oft wollen Farmer, die die Rindermast aufgegeben haben, trotzdem weiter in Tiere investieren. Dann werden Sie zu potenziellen Kunden für Weber Beef.


Ethanol macht die Pachtflächen knapp


„Wir würden vor allem im Ackerbau gerne wachsen, aber Pachtflächen sind knapp“, beschreibt Justin Weber die Situation. In der Region gibt es viele Ethanol-Anlagen, der Maispreis liegt aktuell bei etwa 16 $/dt (ca. 11,00 €/dt). Das hält den Maisanbau für viele Farmer interessant, auch ohne die Veredelung zu Rindfleisch. Die Folge: Der Pachtpreis steigt trotz rückläufigen Tierzahlen in der Region. Weber profitiert aber auch von den Ethanol-Anlagen. Das Nebenprodukt aus der Produktion, eine Art Mais-Treber, eignet sich gut als Rinderfutter.


Jährlich verlassen etwa 11 000 schlachtreife Rinder die Farm, durchschnittlich verbringt ein Tier 180 Tage im Feedlot und nimmt dabei 300 kg zu. Die Tageszunahme liegt bei über 1 600g. Diese hohe Leistung erreichen die Farmer nicht nur durch die Futterration. Jedes Tier trägt ein Implantat mit Wachstumshormonen. „Unsere Einsteller wollen das. Für hormonfreies Fleisch gibt es nur in größeren Städten einen sehr begrenzten Markt“, erklärt Justin Weber. Die US-Konsumenten legen auf andere Qualitätsmerkmale wert. Einen höheren Preis kann der Verkäufer zum Beispiel erzielen, wenn die Rinder überwiegend mit Mais gefüttert wurden.


In der Ration setzt Weber deshalb bis zu 50 % CCM ein. Weitere Bestandteile: Luzerne-Heu, Ergänzer und Maisreste aus der Ethanolgewinnung (destilled corn). In der ersten Mastphase erhalten die Tiere über die Mischung außerdem Panseninhalt von Schlachttieren. Das getrocknete Material wird sowohl in der Ration als auch zum Einstreuen im Winter eingesetzt und ist auch dafür zugelassen. Zwei mal im Monat rechnet Weber Beef die Futterkosten mit seinen Kunden ab. Seinen eigenen Mais berechnet er dabei nach den Kursen des lokalen Handels. „Mit unserer Ration erreichen wir hohe Tageszunahmen bei sehr geringen Futterkosten. Zusammen mit der Größe unseres Feedlots erzielen wir eine hohe Effizienz und sind konkurrenzfähig“, sagt Justin Weber.


Ungefähr 250 km weiter südlich, bei Bloomington/Illinois, leitet Dan Koons die Funk Farm. Zum Betrieb gehören 2 000 Acres, etwa 800 ha. Auf 280 ha werden Mais und Soja angebaut, der Rest ist Grasland. Als zusätzliches Standbein bietet der Betrieb Pensionspferdehaltung an.


In den Ställen und Gattern des Betriebs stehen je nach Jahreszeit etwa 700 bis 1 000 Rinder, 400 davon im Stall, der Rest draußen. Auch auf der Funk Farm gehört der größte Teil des Viehbestands Investoren, die für die Mast zahlen. Koons berechnet 50 US-Cent (0,35 €) pro Tier und Tag plus Futter. Die Farm selbst gehört der Familie Funk, die sich aber komplett aus dem Tagesgeschäft raus hält.


„Mit 50 Cent pro Tier und Tag wirft die Lohnmast einen kleinen Gewinn ab, aber eigentlich müssten wir in diesem Betriebszweig wachsen, um mithalten zu können“, erklärt Dan Koons. Die Eigentümerfamilie macht allerdings bisher nur zaghafte Schritte in diese Richtung.


Koons versucht stattdessen, durch Zusatzleistungen zur Lohnmast seine Kunden an die Farm zu binden. Mit einem seiner größeren Kunden wertet er zum Beispiel das genetische Potenzial der Tiere aus. Jedes Rind wird im Schlachthof per Ultraschall auf die Fleischqualität untersucht. Für vergleichbare Ergebnisse werden die Tiere auch vergleichbar gefüttert. „Unser Kunde liefert uns tagesgenaue Futterkurven und Rationen, die müssen eingehalten werden. Wenn wir hier sorgfältig arbeiten, bleibt der Kunde auch bei uns“, sagt Koons.


Mit und ohne Hormonimplantat


Auch die Funk Farm erreicht Tageszunahmen jenseits der 1600g. Hormonim-plantate sind aber nicht bei allen Tieren Standard. „Wir haben Kunden, die hormonfreies Fleisch besser vermarkten können“, so Koons. Für ihn spielt es keine Rolle, ob mit Hormonen oder ohne, die Entscheidung überlässt er dem Einsteller. In der Ration kommt durch den hohen Grünland-Anteil des Betriebes neben Mais viel Luzerne-Silage zum Einsatz. Außer den Maisresten aus Ethanolanlagen kommen keine weiteren Nebenprodukte in die Mischung.


Auch in Zukunft will Dan Koons mit der Funk Farm an der Rinderhaltung festhalten. Diese bietet ihm die beste Möglichkeit, den hohen Grünlandanteil sinnvoll zu nutzen. Koons hofft, dass auch die Eigentümer diesen Weg mitgehen und in höhere Kapazitäten für die Lohnmast investieren. Frank Berning

Die Redaktion empfiehlt

top + In wenigen Minuten wissen, was wirklich zählt

Zugang zu allen digitalen Inhalten, aktuelle Nachrichten, Preis- und Marktdaten | 1 Jahr für 1̶2̶9̶,̶6̶0̶ ̶€̶ 99 €

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.