In dem Streitgespräch kommt mir das Thema Kreislaufwirtschaft als wichtiger Teil der Eigenversorgung bäuerlicher Betriebe zu kurz. Durch meine mehrjährige Arbeit für die GTZ in Tunesien und Syrien konnte ich das Leben der Bauern am Rande der Wüste intensiv studieren.
Wer um die tägliche Mahlzeit kämpfen muss, stellt sich die Grundsatzfrage, ob er Tiere nutzen und töten darf, gar nicht. Das gilt für die Bauern wie für die nichtlandwirtschaftliche Bevölkerung gleichermaßen. Wenn es kaum mehr als 250 mm Niederschlag im Jahr gibt, wird eine 5- oder 6-köpfige Familie vom Ackerbau allein nicht satt. Die Viehhaltung ist dann als Lieferant von Milch, Fleisch, Wolle, Mist und Zugkraft unverzichtbar.
Der Verkauf der tierischen Produkte auf den Märkten der Dörfer in der Nähe der Weideplätze ist im Übrigen auch die einzige Geldeinnahme für diese Familien. Das kostbarste Gut ist das Wasser, das mit der Tragkraft der Esel von entfernten Wasserstellen herangeschafft werden muss. Ohne die Lasttiere könnten die Menschen gar nicht überleben. Nur in den Oasen ist ein ertraglicher Pflanzenbau möglich. Die pflanzlichen Abfälle sind die beste Nahrungsquelle für Federvieh und Kleinwiederkäuer. Das ist Kreislaufwirtschaft im besten Sinne.
Dr. Arwed Blomeyer,
33034 Brakel