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Ein wenig umdenken

Lesezeit: 4 Minuten

Michael Dörr hat eine ausgeklügelte Ordnungs-Strategie für seinen Betrieb. Damit spart er Zeit, Geld und Nerven. Wir haben ihm über die Schulter geschaut.


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Wer den Milchviehbetrieb von Michael Dörr im hessischen Roßdorf besucht, der kann es auf den ersten Blick erkennen: Ordnung ist diesem Landwirt wichtig. Das liegt unter anderem auch daran, dass er sich seinen Besuchern gut präsentieren will.


Denn ein Landtechnikunternehmen kommt regelmäßig mit ganzen Busladungen interessierter Landwirte aus Ländern wie Japan oder Kanada zu ihm, damit Dörr ihnen Einblick in die deutsche Landwirtschaft gibt. Auch Schulklassen sind regelmäßig zu Gast und lassen sich den Melkstand oder die Biogasanlage erklären.


Betriebliche Vorteile:

Aber der ständige Besucherstrom ist nicht der Hauptgrund, warum der Betriebsleiter so genau auf Ordnung und Sauberkeit achtet. Vielmehr hat ein aufgeräumter Hof für ihn handfeste betriebliche Vorteile: Kälberiglus, die nach dem Einsatz gereinigt, desinfiziert und schön aufgereiht dastehen, sehen nicht nur gut aus, sondern wirken sich auch positiv auf die Tierhygiene aus.


Weil er regelmäßig seine Maschinen putzt, sieht er gleich, was kaputt ist. Dadurch kann er sich auf dem Feld viel Zeit sparen, und die Lebensdauer seiner Maschinen erhöht sich. Vor allem aber schont es seine Nerven, dass er nicht ständig alles suchen muss. „Vielleicht brauche ich zum Aufräumen manchmal genauso lange wie ich sonst zum Suchen bräuchte“, sagt der Hesse. „Aber der Spaßfaktor bei der Arbeit ist so einfach viel höher.“


Doch das war auch alles einmal anders. Vor rund zehn Jahren hatte sich auf dem Betrieb der Dörrs so einiges an Schrott und Müll angesammelt. Wie viele Landwirte standen sie vor der Frage: Wie bringt man einen Betrieb auf Vordermann, auf dem nicht alles so gepflegt aussieht?


Die pragmatische Lösung der Dörrs: „Schmeißen Sie ein Hoffest!“, empfehlen sie allen Kollegen, die mit der gleichen Situation konfrontiert sind. Sie selbst nutzten damals die Gelegenheit, um den ganzen Hof richtig aufzupolieren. „Da hat die ganze Familie sechs Wochen lang mit angepackt und alles eingesammelt, was so rumlag“, berichtet Michael Dörr und fährt fort: „Dann haben wir alles, was wir nicht mehr gebraucht haben, weggeschmissen.“


Ordnungs-Tipps:

Sobald dann alles aufgeräumt ist, stellt sich sofort die nächste Frage: Wie lange bleibt es so ordentlich? Und wie vermeidet man den Rückfall ins Chaos? Auch hier hat der Milchviehhalter eine klare Strategie: Müll wird an einem festen Platz gesammelt und zweimal im Monat zum Wertstoffhof gebracht. „Oft kriegt man ja noch Geld für den Schrott“, sagt er. Auch alle Dinge, die unter die Kategorie „Das könnte ich vielleicht noch mal gebrauchen“ fallen, werden an einen festen Platz auf dem Hof gebracht. Sobald der voll ist, wird dann gnadenlos ausgemistet.


Es ist ganz wichtig, dass Müll und andere Dinge dann nur noch an den genau festgelegten Orten abgelegt werden. Denn wo schon Müll liegt, werfen alle anderen Müll dazu. „Sobald ich mir denke, die Palette kann ich bis morgen mal einfach hier liegen lassen, kommt der nächste und schmeißt seine Silofolien dazu. Und der übernächste ein Ölfass.“ Deswegen hat Dörr auch auf allen ungenutzten Flächen, wie beispielsweise zwischen Stall und Fahrsilo, Rasen gesät. „Da traut sich dann keiner, einfach was draufzulegen“, erzählt er.


Mitarbeiter machen mit.

Auch für die Motivation der Mitarbeiter zur ständigen Ordnung hat der Milchviehhalter einen einfachen Trick parat: Jeder Kollege ist für einen bestimmten Bereich zuständig, beispielsweise für den Kälberstall oder die Biogasanlage. „Dann sind die Kollegen auch stolz, wenn es in ihrem Betriebszweig besonders ordentlich aussieht“, so Dörr. Seine Arbeit als Betriebsleiter wird dadurch wesentlich angenehmer. Denn seinen motivierten Mitarbeitern muss er nicht ständig mahnend hinterher sein. Stattdessen kann er öfter mal ein Lob aussprechen.


Mit vielen einfachen, aber wirkungsvollen Ideen greift der Betriebsleiter seinen Mitarbeitern beim Ordnunghalten unter die Arme. So hat er z. B. an jedes Kälberiglu eine Wärmelampe mit langem Kabel gehängt. Dadurch sparen die Mitarbeiter Zeit und Nerven, die sie sonst bei der ständigen Suche nach Lampen und Verlängerungskabeln verlieren würden. Auch das Oberlenker-­Regal, das er mit einem Azubi zusammengeschweißt hat und mit dem er sogar einen Tüftler-Preis abräumte, schafft Ordnung und erleichtert die Arbeit.


Auf den ersten Blick könnte man den Eindruck gewinnen, dass Michael Dörr recht viel Zeit und Aufwand in sein Ordnungssystem stecken muss. Doch er selbst sieht das ganz anders: „Eigentlich muss man nur ein bisschen umdenken“, sagt er, und fügt hinzu: „Je mehr man umdenkt, desto weniger muss man hinterher wegräumen.“ Claus Mayer

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