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Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

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Erzielen Gerste und Weizen höhere Preise als im Vorjahr?

Lesezeit: 17 Minuten

Preisfrage: Warum reden Abnehmer vor der neuen Getreideernte die Erzeugerpreise meistens herunter? Antwort: Weil Zwischenhändler lukrative Gewinne erzielen, wenn sie günstig einkaufen und möglichst teuer weiterverkaufen. Gerade in den letzten beiden Wirtschaftsjahren haben Erfasser, die diese Binsenweisheit außer Acht ließen, viel Lehrgeld gezahlt. Denn der Markt hielt in puncto Preise nicht, was sich viele versprochen hatten. Die Einlagerung war nicht nur für Landwirte oft ein Zuschussgeschäft, sondern auch für Handel und Genossenschaften. Kein Wunder, dass Marktkenner bis vor kurzem annahmen, Erfasser würden zur Ernte 2003 noch mehr Pessimismus hinsichtlich der Erzeugerpreise für Getreide verbreiten als sonst. Völlig unbekannte Töne Umso erstaunlicher sind auf den ersten Blick die moderaten Prognosen, die jüngst von einigen großen Handelsunternehmen veröffentlicht wurden. Wenn Zweckpessimisten verkünden, sie würden eine freundliche Tendenz für die Ernte 2003 erwarten, dann ist das schon fast euphorisch. Landwirte sollten sich davon zwar nicht unbedingt anstecken lassen und bei der Vermarktung ihres Getreides nicht alles auf eine Karte setzen, also ausschließlich auf stark steigende Notierungen spekulieren. Aber es spricht in der Tat einiges dafür, sich bei Weizen und Gerste in der Ernte nicht mit Erlösen auf oder gar unter Vorjahreshöhe abspeisen zu lassen. Zur Ernte 2002 wollten einige Erfasser bei Gerste noch unter dem von der Intervention abgeleiteten Preis (ca. 8,20 E/dt) bleiben und bei Brotweizen in Überschussgebieten zeitweise unter 9 E/dt. Solche Kurse waren damals indiskutabel und sollten es auch jetzt sein. Begründung: ? Die weltweite Erzeugung dürfte erneut kleiner sein als der Verbrauch. ? Der Druck durch Billiggetreide aus Osteuropa schwindet. ? Die EU-Ernte 2003 dürfte hinter der von 2002 zurückbleiben. ? In Deutschland könnte die teils massive Auswinterung und die regionale Trockenheit ebenfalls zu einem verminderten Angebot führen. Weltweiter Bestandsrückgang setzt sich fort Leider schmälert der feste Euro die Exportchancen derzeit. Ohne dieses Damoklesschwert wären die Aussichten für die kommende Vermarktungssaison noch optimistischer zu beurteilen. Dafür sprechen auch die aktuellen Prognosen zur Weltversorgungsbilanz 2003/04. Der internationale Getreiderat (IGC) geht zwar davon aus, dass die Erzeugung (ohne Reis) mit gut 1,5 Mrd. t leicht über der des letzten Jahres liegen dürfte. Vor allem für Nordamerika prognostiziert der IGC höhere Ernten als vor zwölf Monaten. Gleichzeitig soll aber auch der Verbrauch deutlich zulegen und die Erzeugung wieder einmal übersteigen. Deshalb werden die internationalen Vorräte voraussichtlich erneut abschmelzen. Bis zum Ende der Saison 2003/04 sollen sie sich auf ca. 292 Mio. t belaufen. Das wären etwa 18 Mio. t bzw. fast 6% weniger als jetzt. Diese Angaben zur Gesamtbilanz wecken zwar Hoffnungen auf gute Ausfuhrchancen der fünf führenden Anbieter am Weltmarkt (Argentinien, Australien, Kanada, EU und USA). Bei genauerer Betrachtung der IGC-Zahlen wird aber klar, dass dies noch keineswegs sicher ist. Außerdem fallen die Prognosen je nach Getreideart unterschiedlich aus: ? Die weltweiten Grobgetreide-Bestände (Gerste, Mais usw.) sollen sich auf dem Vorjahresniveau von 152 Mio. t einpendeln. Erzeugung und Verbrauch dürften sich mit gut 920 Mio. t die Waage halten. Für die führenden Exporteure, so der IGC, sei aber mit einem Zuwachs der Vorräte um 11 Mio. t auf 66 Mio. t zu rechnen. ? Das internationale Bestandsminus von 18 Mio. t dürfte demnach ausschließlich auf Weizen entfallen. Um diese Menge soll der Verbrauch die prognostizierte Erzeugung (rund 582 Mio. t in 2003/04) übersteigen. Die Vorräte sollen bis Mitte 2004 auf 140 Mio. t abschmelzen. Das wären nur noch 23 % des weltweiten jährlichen Bedarfs Experten halten solch ein Niveau für kritisch niedrig. Starke Rückgänge soll es besonders in China und Indien geben. Dagegen könnte es bei den fünf führenden Exporteuren zu einem leichten Bestandszuwachs kommen. Skeptiker sehen sich angesichts dieser Prognosen in ihrer Ansicht bestätigt, dass der Getreideexport der EU auch im kommenden Wirtschaftsjahr nicht besser laufen wird als 2002/03. Doch dieser Pessimismus ist verfrüht. Etliche Experten werfen dem IGC z. B. vor, die VorernteSchätzungen seien wieder einmal überzogen. Anmerkung: Die Weizenernte 2002 hatte der Rat vor gut einem Jahr auf voraussichtlich 593 Mio. t beziffert, doch es wurden nur 566 Mio. t. Die jüngsten Zahlen des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) zur Welt-Getreideernte 2003 bewegen sich übrigens bei Weizen und bei Grobgetreide um jeweils ca. 20 Mio. t unter denen des IGC. In den USA sollen sich die Weizenbestände aber erholen (vgl. Übersicht 2). Tatsache ist: Man kann derzeit nur spekulieren, ob der Getreiderat in puncto verfügbares Angebot zu hoch gegriffen hat, denn das wird sich erst nach der Ernte zeigen. Wenn doch, dann könnte Weizen weltweit knapp und teurer werden. Müssen Russland und die Ukraine importieren? Ob wir davon aber profitieren können, bleibt abzuwarten. Tatsache ist: Falls die Währungsparität zwischen Euro und USDollar bleibt wie sie ist der feste E-Kurs macht hiesigen Exporteuren schwer zu schaffen könnten die EU-Drittlandsausfuhren auf der Stelle treten. Das wäre aber zu verkraften, wenn sich dafür die Prognose des USDA bestätigt, dass der EUMarkt 2003/04 von Futter- und Brotgetreideimporten zu Dumpingpreisen aus der Schwarzmeregion und anderen osteuropäischen Ländern weitgehend verschont bleiben wird. Dafür gibt es zwei Gründe: Seit Anfang dieses Jahres gelten Importkontingente für Weizen mittlerer und niedriger Qualität. Sie sollen verhindern, dass große Mengen Billigweizen in den letzten zwölf Monaten sollen gut 8 Mio. t auf den EU-Binnenmarkt drängen. Außerdem erwarten Fachleute für 2003/04 erheblich geringere Ernten und Exportüberschüsse in Mittel- und Osteuropa. Hierzu einige Fakten und Prognosen des Handelshauses Töpfer International: ? In 2002/03 entfielen allein auf Russland, die Ukraine und Kasachstan Weizenexporte von insgesamt 25 Mio. t (ein Viertel des internationalen Handels). Zusammen mit den anderen mittel- und osteuropäischen Ländern betrug der Marktanteil sogar 30%. ? Im Zeitraum 2003/04 dürfte der mittelund osteuropäische Raum dagegen lediglich 10 % zum weltweiten Getreideexport beisteuern. Die meisten dieser Länder klagen über hohe Auswinterungsschäden, massive Trockenheitsprobleme und drohende Mindererträge. Noch üben sich zwar z. B. Russland sowie die Ukraine in Optimismus. Man wolle die Anteile am Weltmarkt um jeden Preis verteidigen, so offizielle Verlautbarungen. Doch hinter den Kulissen wird bereits darüber nachgedacht, wie man die eigene Bevölkerung versorgen soll, wenn die Ernten noch schlechter ausfallen als befürchtet. Im Gespräch sind vor allem zeitweilige Exportverbote und vereinzelt auch schon Ergänzungskäufe am Weltmarkt. Sollten diese Länder künftig in der Tat selbst Getreide, vor allem Weizen, importieren müssen, heißt das zwar nicht, dass die EU davon direkt profitiert. Doch jede Tonne Getreide aus den USA, Argentinien oder Australien, die statt zu uns auf andere Märkte fließt, kommt auch dem Preisspielraum nach oben in der Gemeinschaft zugute. Denn unseren Mühlen und Verarbeitern würde dann ein wichtiges Argument fehlen, Druck auf die Erzeugerpreise auszuüben. Optimisten rechnen sogar damit, dass hiesige Exporteure künftig wieder vermehrt am Weltmarkt zum Zuge kommen. Dafür bedarf es angesichts des derzeitigen Euro-Kurses aber mehr als politische Lippenbekenntnisse. Ein norddeutscher Händler bringt es auf den Punkt: Brüssel muss unsere Währungsnachteile gegenüber Mitbewerbern aus Übersee durch Exporterstattungen ausgleichen je eher, desto besser! Denn die Konkurrenten würden meist erst ab Spätherbst/Winter verstärkt Weizen ausführen. Bis dahin habe die EU gute Chancen für eigene Exporte. In der Tat wäre es vermutlich richtig, möglichst früh Ausfuhrsubventionen zu bewilligen. Kenner der Brüsseler Szene bezweifeln aber, dass es so kommen wird. Schon in den letzten Jahren hat die Kommission lange (Kritiker meinen: zu lange) gewartet, bis sie Erstattungen bewilligte. Warum sollte sie dieser Linie jetzt untreu werden? Schließlich verfolgt sie das Ziel, auf mittlere Sicht ohne Beihilfen am Weltmarkt zum Zuge zu kommen. Außerdem geht es in den laufenden WTO-Verhandlungen, für die sich die EU positioniert, auch um den Abbau weltweiter Handelssubventionen und -behinderungen. Schon deshalb wird Brüssel vermutlich auch in 2003/04 abwarten, welchen Kurs die Preise für Brotweizen, Gerste usw. in der Gemeinschaft nehmen werden. Große oder kleine EU-Getreideernte? Seit sich die Signale verdichten, dass der Importdruck aus Osteuropa vermutlich gering bleibt, richtet sich das Hauptaugenmerk der Marktbeteiligten bei uns und in Nachbarstaaten auf die Frage: Wie fällt die Ernte 2003 in der EU aus? Angesichts der Anbaustatistiken hatten etliche Experten bis vor wenigen Wochen angenommen, dass trotz der deutlichen Verschiebung vom Winter- zum Sommergetreide insgesamt etwa das Niveau von 2002 erreicht würde (rund 206 Mio. t Getreide). Doch diese Prognosen wurden bereits nach unten korrigiert. Grund sind Auswinterungsschäden und trockenheitsbedingte Ertragsrückgänge in Deutschland, Frankreich und anderen Ländern. Laut Töpfer International soll sich die Ernte 2003 in der EU auf 202 bis 203 Mio.t Getreide belaufen (minus 3 bis 4 Mio. t gegenüber dem Vorjahr), davon: ? 90 Mio. t Weichweizen (- 3,7 Mio. t), ? 49 Mio. t Gerste (+ 1 Mio. t), ? 37,8 Mio. t Mais (+ 0,4 Mio. t), ? 5,6 Mio. t Triticale (+ 0,2 Mio. t) und ? 4,1 Mio. t Roggen (- 0,6 Mio. t). Bei diesen Zahlen handelt es sich zwar um vorläufige Schätzungen es gibt auch Analysen mit anderen Ergebnissen. Doch beim Trend herrscht Einigkeit. Das Angebot an Weizen und Roggen dürfte spürbar kleiner bleiben als im Vorjahr. Frankreich und Großbritannien erwarten z. B. weniger Weizen als 2002. Das kräftige Minus beim Roggen geht auf die Anbaueinschränkung in Deutschland zurück. Zuwächse könnte es dagegen in der EU bei Gerste, Mais und Triticale geben. Aber selbst das muss sich erst noch zeigen. Regional zeichnen sich gerade bei Gerste so starke Ertragseinbußen ab, dass auch hier die Vorjahresmengen durchaus unterschritten werden könnten. Bei allem Vorbehalt sprechen die derzeitigen Prognosen für einen eher freundlichen Start mit Preisen oberhalb des Interventionsniveaus in die Saison 2003/04. Dabemit wird es für Landwirte jedoch umso schwieriger, die richtige Verkaufsentscheidung zu treffen (siehe Kasten, Seite 32). Die Kernfragen lauten: Versprechen B-Weizen und backfähiger Roggen bessere Lagerrenditen als z. B. interventionsfähige Gerste? Wie sind die Absatzchancen für A- und E-Weizen? Neues Spiel, neue Chancen Konkrete Antworten auf diese Fragen sind zwar in Deutschland noch Mangelware. Aber immer wieder heißt es in Fachkreisen, man solle die (schlechten) Erfahrungen des letzten Wirtschaftsjahres nicht auf die neue Saison übertragen. Wenn selbst der Handel einen gewissen Optimismus verbreitet, sollten sich auch Erzeuger daran ein Beispiel nehmen. Unser Rat lautet: Warten Sie mit dem Verkauf zumindest so lange, bis der erste Angebotsschub vorbei ist. Es sei denn, Sie können in der Ernte gute Preise durchsetzen dann könnte sich die frühzeitige Vermarktung lohnen. Lassen Sie sich auch nicht dadurch verunsichern, dass immer wieder das Gerücht über eine große deutsche Ernte 2003 die Runde macht. Solche und ähnliche Parolen dienen oft nur dazu, die Erzeugerpreise nach unten zu reden. Tatsache ist vielmehr: Vor allem im Norden und Osten Deutschlands drohen teils kräftige Ertragseinbußen. Viele Experten sind der Ansicht, bestenfalls würden gut 43 Mio. t Getreide wie im Vorjahr geerntet, eventuell auch weniger. Das könnte früher Preisspielraum nach oben eröffnen, als es manchen Abnehmern lieb ist. Das Gleiche gilt, falls es zu Ernteverzögerungen kommt. Mühlen und Verarbeiter haben ihre Vorräte mittlerweile so weit abschmelzen lassen, dass sie quasi von der Hand in den Mund leben. Das könnte kurzfristig greifbare Getreidepartien zeitweilig erheblich verteuern. Für Gerste mindestens die Vorjahrespreise fordern! Noch im April orakelten einige Abnehmer bei uns, ex Ernte 2003 würden Landwirte für Futtergerste 50 Cent/dt weniger erzielen als im Jahr 2002. Doch das ist Schnee von gestern. Selbst dem eingefleischtesten Preispessimisten ist mittlerweile klar geworden, dass insbesondere die Gerstenernte in puncto Erträge nicht halten wird, was sie zuvor versprach. Das gilt besonders für den gesamten Nordosten und Osten. Dort werden die Bestände als ausgesprochen dünn beschrieben. Vereinzelt könnten die Erträge nur 50 % des Niveaus normaler Jahre erreichen, heißt es. Kein Wunder, dass man jetzt denn auch eher folgende oder ähnliche Prognosen hört: Der Basispreis der Ernte 2002 wird der Mindestpreis der Ernte 2003. Vor einem Jahr wurden in Überschussregionen je nach Frachtentfernung zwischen 8,10 und 8,50 E pro dt Gerste frei Handelslager in Aussicht gestellt. Mit weniger sollten sich Landwirte jetzt auf keinen Fall abspeisen lassen. Denn das wäre nicht mehr, als sich auch unter Berücksichtigung der künftigen Lkw-Maut (12,4 Cent pro km auf Autobahnen) bei der Ableitung von der Intervention ergibt. Diese sollte nicht nur in Zuschussgebieten dort wird über Erntepreise zwischen 9,25 und 10 E pro dt spekuliert kein Thema sein, sondern vorerst auch an anderen Standorten. Es spricht nichts dagegen, auch in marktfernen Gebieten Erzeugerpreise zu fordern, die etwa 25 bis 50 Cent/dt über der Vorjahreslinie liegen. Solche Zuschläge seien eventuell sogar bei BLE-Lagerhaltern zu erzielen, orakeln Insider. Diese seien mit Sicherheit an Getreide interessiert, um ihre weit abgebauten Bestände frühzeitig wieder aufzufüllen. Brüssel hat in der Tat in den letzten Monaten viel Interventionsgetreide für den Export freigegeben, und im Marktjahr 2002/03 wurde mit 1,6 Mio. t nur halb so viel Getreide in Deutschland interveniert wie 2001/02. Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) kontrahierte ca. 1,1 Mio. t Gerste (Vj. 1,7 Mio. t) und nur etwa 361 000 t Roggen (Vj. über 1,5 Mio. t). Der Rest entfiel auf Weizen und Mais. Einlagern, wenn Ihr Abnehmer mauert Unterm Strich spricht also in der Tat mehr für feste Preise bei interventionsfähiger Futtergerste als dagegen. Eventuell ergeben sich deshalb bereits in der Ernte gute Erlöschancen. Andererseits sollten Landwirte, deren Abnehmer mauern, ihre Gerste vorerst einlagern. Denn dann wären Aufschläge bis zum Interventionsbeginn im November fast vorprogrammiert. Diese könnten sogar kräftig ausfallen, falls der Drittlandsexport besser in Schwung kommt. Da das aber von sehr vielen Faktoren (Währungsparität, Weltmarktund EU-Preisniveau usw.) abhängt, bleibt es vorerst Spekulation. Das Gleiche trifft auch auf die Entwicklung der Notierungen für Braugerste zu. In den letzten Jahren hat es sich meistens gelohnt, mit dem Verkauf bis zum Winter zu warten. Doch derzeit scheint der Preisspielraum nach oben begrenzt. Zuletzt wurden für freie Ware zwischen 11,75 und höchstens 12,75 E/dt (ex Ernte, Valuta Oktober) genannt. Vielen Erzeugern sind diese Erlöse aber zu niedrig, deshalb wollen sie mit der Vermarktung noch warten. Dass diese Rechnung aufgeht, ist jedoch nicht sicher. Skeptiker bezweifeln es, denn EU-weit wurde mehr Sommergerste angebaut als sonst. Falls die Qualitäten passen, stände den Mälzereien demnach ein reichliches Angebot zur Verfügung, wenn sie im Spätherbst mit ihren Anschlusskäufen beginnen. Der Roggenmarkt könnte interessant werden Roggen mit mindestes 120 sec Fallzahl (Fz) war im Wirtschaftsjahr 2002/03 zumindest zeitweilig einfacher am Markt zu platzieren als anderes Getreide. Denn um diesen vergleichsweise knappen Rohstoff konkurrierten die Mühlen mit den BLELagerhaltern. Und auch in der neuen Saison könnten sich für die Landwirte recht interessante Absatzchancen für interventionsfähigen Brotroggen ergeben. Tatsache ist nämlich: Roggen ist für die Betreiber von Interventionslägern ein fast sicheres Geschäft. Ein Branchenkenner: Roggen bleibt dort vier Jahre liegen. In dieser Zeit gibt es Geld aus Brüssel. Deshalb würden die Lagerhalter jetzt vermutlich viel dafür geben, Brotroggen schon aus der Ernte heraus zu bekommen. Die werden dafür fast jeden Preis zahlen, so seine Überzeugung. Zumindest deutlich mehr als im letzten Jahr. Diese Prognose könnte leicht überzogen sein, aber ein Fünkchen Wahrheit steckt drin. Für eine rege Nachfrage der Lagerhalter spricht z. B. Folgendes: ? Sollte die Roggenintervention zum Wirtschaftsjahr 2004/05 abgeschafft werden, wäre es die letzte Chance, BLE-Läger langfristig zu füllen. ? Es sind große ungenutzte Kapazitäten vorhanden. Denn in den letzten Monaten wurden zwar etliche Partien ausgelagert, aber weniger interveniert als sonst. Hinzu kommt, dass bei uns erheblich weniger Roggen angebaut wurde. Experten beziffern das voraussichtliche Angebot aus der Ernte 2003 auf etwa 3 Mio. t (Vj. 3,7 Mio. t). Selbst diese Menge würde zwar den Inlandsbedarf von 1 bis 1,2 Mio. t backfähigen Roggen pro Jahr noch weit übersteigen. Sollte es aber zu witterungsbedingten Qualitätsproblemen kommen, könnte guter Roggen knapp werden. In diesem Fall müssten sich Handel und Genossenschaften auch von der Annahme verabschieden, sie könnten guten Roggen ex Ernte für 8,25 bis 8,70 E/dt von der Erzeugern bekommen. Vermutlich lassen sich dann auch an frachtfernen Überschuss-Standorten um 9 E/dt für Ware mit 120 sec Fz realisieren. Im Osten sollen BLE-Lagerhalter vereinzelt schon solche Preise ab Station geboten haben. Aber Vorsicht! Spekulieren Sie nicht zu sehr auf anziehende Roggenkurse. Falls die Ernte reibungslos verläuft, bleibt der Preisspielraum nach oben begrenzt. Je nach Startniveau dürfte es dann zwar durchaus 10 bis 15 Cent Aufschlag pro dt und Monat geben, viel mehr aber vermutlich nicht. Und diese Reports wären zu niedrig, um lukrative Lagerrenditen zu erzielen. Andererseits sollten Sie Spitzenroggen mit 180 sec Fz und mehr nicht vorschnell verkaufen. Solche Qualitäten sind auch später noch zu lukrativen Preisen an den Mann oder die Frau zu bringen. Ob das auch für Triticale zutrifft, ist hingegen fraglich. Derzeit bewegen sich die Meinungspreise zur kommenden Ernte auf oder knapp über dem Niveau für Futtergerste. In Überschussgebieten werden zwischen 8,30 und 9 E/dt genannt, vereinzelt auch bis 9,25 E/dt. In Veredlungshochburgen sollen je nach Frachtentfernung auch bis knapp über 10 E/dt frei Ersterfasser geboten worden sein. Optimisten erwarten zwar, dass die Notierungen für Triticale im weiteren Verlauf stetig steigen werden. Sicher ist das aber nicht. Vieles wird sich z. B. erst in der Weizenernte entscheiden. Ein hoher Anteil backfähiger Qualitäten würde Preisspielraum nach oben für Triticale und anderes Futtergetreide eröffnen. Er bliebe aber begrenzt, wenn viel Weizen nur über den Futtertrog zu verwerten wäre. Brotweizen nicht vorschnell und zu jedem Preis abgeben Bis zur Weizenernte vergehen aber noch etliche Wochen. Derzeit wird der Saatenstand in den meisten Regionen als gut bis sehr gut bezeichnet. Über eventuelle Qualitätsbeeinträchtigungen kann man deshalb bestenfalls spekulieren. Klar ist hingegen: Wer A- und E-Weizen hat, sollte diesen vorerst einlagern. Denn derzeit dreht sich mal wieder das übliche Vorernte-Aufschlagskarussel. Für A-Qualitäten nennen die meisten Abnehmer bestenfalls Zuschläge zwischen 0,50 und 0,75 E/dt auf den Preis für Brotweizen, für E-Ware werden plus 0,75 bis 1,50 E/dt genannt. Normalerweise lassen sich im Herbst/Winter bessere Erlöse realisieren. Sehr zurückhaltend sind viele Ersterfasser derzeit auch in puncto Erntepreise für normalen Brotweizen mit 200 bis 220 sec Fz. Wenn sie Kurse nennen, dann bewegen diese sich meistens zwischen 9,15 und knapp unter 10 E/dt frei Handel. Angesichts des vermutlich geringeren Importdrucks sowie der Tatsache, dass man den Export noch nicht für das ganze Wirtschaftsjahr abschreiben darf, erscheinen diese Kurse aber recht niedrig. Wir meinen: 9,75 bis 10 E pro dt ex Ernte sollten eigentlich auch in Überschussregionen zu erzielen sein, an marktnahen Standorten etwas mehr. Bei niedrigeren Kursen sollten Landwirte ihren Weizen erst einmal einlagern. Schließlich wollen auch etliche Ersterfasser abwarten, wenn ihnen Mühlen und Verarbeiter nicht wenigstens 25 bis 35 Cent/dt mehr bieten als im Vorjahr. Wenn der Ernte-Angebotsschub vorbei ist, werden sich realistische Notierungen herauskristallisieren. Dann können Sie immer noch entscheiden, ob Sie schnell vermarkten oder nicht. Und noch ein Rat zum Schluss: Immer mehr Abnehmer fordern so genannte Beipackzettel für Getreide. Die Stichworte lauten Herkunfts- und Qualitätssicherung sowie Garantie-Erklärungen. Sie sollten solche Erklärungen auf keinen Fall übereilt unterschreiben. Näheres zu diesem Thema lesen Sie auf den folgenden Seiten. Jörg Mennerich

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