Auf die Frage hin, warum die Deutschen so kritisch gegenüber technischem Fortschritt in der Landwirtschaft seien, führt DBV-Präsident Rukwied die Medien an. Obwohl nicht von der Hand zu weisen, erklärt dies nicht hinreichend, warum skandalisierende Medienberichte in weiten Teilen der Bevölkerung auf sprungbereite Empörung treffen.
Der Grundstein dafür wird möglicherweise bereits früh gelegt: Viele Kinder wachsen heute ohne jeglichen Kontakt zur landwirtschaftlichen Praxis auf. Ihr erstes theoretisches Wissen beziehen sie folglich aus Kinderbüchern und Zeichentrickserien. Das ist immerhin etwas. Allerdings wird selbst von namhaften Bilderbuchverlagen Kindern mitunter ein Bild der Landwirtschaft vermittelt, das den 1950er-Jahren entspricht.
Dahingegen werden in den gleichen Büchern Großstadtleben und Baustellen durchaus zeitgemäß abgebildet. Wenn Kinder mit solchem Hintergrundwissen nun in den Alpen Urlaub machen, sehen sie diese Agrarromantik vordergründig für sich sogar bestätigt. Das ist aus Erholungssicht auch gut so. Unbeabsichtigt wird auf diese Weise jedoch die moderne Landwirtschaft ausgeblendet. Oftmals findet nach der Kindheit der nächste Kontakt mit der Landwirtschaft erst wieder als Eltern statt, die dann mit ihren Kindern Bilderbücher ansehen…
Hinzu kommen in Kinderbüchern haarsträubende sachliche Fehler. Insbesondere mit Pflügen stehen die Zeichner auf Kriegsfuß; woher sollen sie es auch wissen, wenn sie nie einen solchen im Einsatz gesehen haben.
Die Schulen tragen in Sachen Landwirtschaft ebenfalls nicht zu einer substanziellen und objektiven Wissensvermittlung bei. So ist es wenig verwunderlich, wenn 20-Jährige nach abschätzigen Medienberichten über „Agrarfabriken“ das Gefühl haben, in ihrer Kindheit seien Bauernhöfe noch Streichelzoos gewesen, nach dem Motto „Früher war alles besser“. War es aber nicht: es war ihnen nur nicht bekannt!