Wie sich Pferde in der freien Wildbahn verhalten, das kann man z. B. in der mongolischen Steppe beobachten. Oder im Schwäbischen. Denn in Holzgerlingen bei Stuttgart, auf der „Pferdepension Schlosshof“, haben Betriebsleiter Martin Schmid (47) und seine Familie vor drei Jahren einen Bewegungsstall für die Pferde ihrer Einsteller gebaut. Schmid erklärt: „Pferde grasen normalerweise 16 Stunden am Tag und bewegen sich dabei pausenlos fort.“ Im Bewegungsstall können sie diesem Ideal deutlich näherkommen als in einer Box.
Der Stall ist in verschiedene Funktionsbereiche für Fressen, Sozialkontakt und Abliegen aufgeteilt. Futter können die Pferde per Transponder an einer der vier Stationen abrufen. Einige bekommen auch Zutritt zum Bereich mit ad libitum-Heufütterung. 30 der insgesamt 45 Pferde auf dem Hof stehen aktuell in diesem Stall. Alternativ bieten die Schmids auch Boxen an. Die Preise liegen je nach Stall und Zusatzleistungen zwischen 275 und 495 Euro pro Monat.
Die Einsteller standen dem neuen Laufstall anfangs skeptisch gegenüber. Mittlerweile wissen aber immer mehr diese Haltungsform zu schätzen, erzählt Schmids Frau Martina (47): Sie musste erst Überzeugungsarbeit leisten, dass Pferde sich in der Herde wohlfühlen und nicht gegenseitig verletzen. „Dafür würden viele ihr Pferd jetzt nicht wieder in eine Box stellen“, freut sie sich. Bei dem hohen Angebot an günstigen Einstellplätzen in der Region ist das von Vorteil.
Die Kundschaft sei nämlich hart umkämpft und nicht beliebig erweiterbar: „Kaum jemand will nach der Arbeit länger als eine halbe Stunde zu seinem Pferd fahren“, zieht Tochter Kim (22) die Grenze. Mit rund 10 000 € Investition pro Platz war der Stall nicht teurer als Paddock-Boxen. Nur für ältere Pferde, die stets in einer Box standen, sei die Haltungsform weniger geeignet. „Die verstehen die Herdensprache der Jüngeren oft nicht und provozieren dann Konflikte“, hat Martin Schmid herausgefunden.