Die Folgen des erbitterten Streits um den richtigen Kurs in der Milchpolitik haben jetzt auch die katholische Kirche alarmiert. „Ein Riss geht durch viele Dörfer in Bayern. Nachbarn verbieten ihren Kindern, miteinander zu spielen. Familien sind zerstritten“, schreibt Erzbischof Reinhard Marx (56) von München und Freising im „Münchener Merkur“. Dies erfülle ihn mit tiefer Sorge. Er verstehe die Forderungen der Bauern nach einem gerechten Preis für die Milch und auch die Angst vor veränderten Rahmenbedingungen. Es sei richtig, für seine Positionen zu demonstrieren und zu kämpfen. „Doch warum streiten die Bauern untereinander, anstatt gemeinsam für eine gute Zukunft“, fragt sich Marx, der aus dem westfälischen Geseke stammt.
Da die Kontrahenten offensichtlich nicht mehr von alleine zueinander finden, will die Kirche nun Brücken bauen. Im November und Dezember soll es in den bayerischen Milchregionen vier Veranstaltungen zum Thema „Brennpunkt Landpastoral – Der Konflikt um die Milch und der Friede auf den Dörfern“ geben. Hochrangige Vertreter des Bistums sollen zusammen mit den Ortspfarrern und aus-gewählten Personen aus Politik, Ver-einen und Verbänden darüber be-raten, wie es gelingen kann, den immer heftiger wer-denden Streit in einen fairen Konflikt zu überführen und was die Kirche dazu beitragen kann. Erz-bischof Marx will sich dabei ausdrücklich nicht in die konkrete Ausgestaltung der Agrarpolitik einmischen.
„Der Umgang mit der Milchquotenregelung ist nicht das Thema. Dem Bischof geht es um die grundsätzliche Bedeutung der Landwirtschaft, ihre Perspektiven und wie man sie fördern kann“, so sein Pressesprecher zu top agrar.
Die bischöfliche Initiative und Autorität zeigt bereits Wirkung. Sowohl der DBV- und BBV-Präsident Gerd Sonnleitner als auch der BDM-Vorsitzende Romuald Schaber haben den Vorstoß von Erzbischof Marx begrüßt.