Irgendwann wurde es Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD, 54) wohl zu viel: Die Bürgerproteste gegen die geplante Gleichstromtrasse von Sachsen-Anhalt nach Bayern, der Widerstand von Koalitionspartner Horst Seehofer (CSU, 65), und zuletzt auch noch die politische Stimmungsmache gegen den Trassenverlauf im Zuge des Landtagswahlkampfs in Thüringen.
Deshalb kündigte Gabriel kürzlich in Nürnberg an, dass er den Verlauf der Trasse überdenken wird. Er wolle mehr auf die Betroffenen zugehen und in der Nähe von Dörfern verstärkt auf Erdverkabelungen setzen, sagte er. So möchte er „jahrelanges Theater und Klagen vor dem Bundesverfassungsgericht“ vermeiden. Außerdem will er nicht mehr nur den Braunkohlestrom aus Sachsen-Anhalt durch die Leitung transportieren.
Vielmehr solle die Trasse schon in Norddeutschland beginnen und das dortige Überangebot an Windstrom abschöpfen. Wenn gerade kein Wind weht, will Gabriel außerdem Wasserkraft-strom aus Norwegen und Schweden über Seekabel in die neue Gleichstromtrasse einspeisen lassen.
Was passiert, wenn die Trasse gar nicht gebaut werden kann, kündigte Gabriel auch gleich an: Dann gebe es nach Abschalten der süddeutschen Atomkraftwerke Regionen, in denen der Strom knapp und entsprechend teuer werde.