… sagte unser Kreisbau-ernobmann Ende März anlässlich des Wegfalls der Milchquote. Mutig, mutig, habe ich mir gedacht. Weiß der mehr als ich? Zumindest hinsichtlich des Milchpreises hat er recht, unser Obmann. Der ist nach einer kurzen Erholungsphase erneut stark unter Druck geraten.
Bundesregierung und Bauernverband sind froh, dass sie weg ist, die Quote. Die 30-jährige Zwangsherrschaft habe nur Geld gekostet und nix gebracht, betonen der Bundeslandwirtschaftsminister und der bayerische Milchbauernpräsident wie aus einem Munde. Das scheint mir doch eher eine Milchmädchen-, pardon Milchpräsidenten-Rechnung zu sein. Selbst wenn es schlechte Autos gibt, kommen nur wenige auf die Idee, ganz aufs Auto zu verzichten. Man fährt halt mit einem schlechten Auto immer noch besser als ganz ohne.
„Endlich Freiheit für die Milcherzeuger“, hieß es dann auch noch in unserem Landwirtschaftlichen Wochenblatt. Das klingt doch gut, und ich bin sofort mit dem Artikel unterm Arm losgezogen. Von meiner Bank forderte ich Zinsfreiheit für meine Schulden, vom Finanzamt Steuerfreiheit und von unseren Verpächtern Pachtbefreiung. Alle haben sehr gelacht – sie wussten wohl noch nichts von der neuen Freiheit für Milcherzeuger.
Endgültig verwirrt war ich, als im April im besagten Wochenblatt ein glühender Appell vom Bauernverband an die Milchbauern stand, bitte „maßvoll zu melken“, um dem Lebensmittelhandel keine neuen Argumente für weiteren Preisdruck zu liefern.
Häh, wie jetzt? Früher hieß es doch immer, dass weniger Melken nichts für den Milchpreis bringt. Stattdessen predigt man uns in diesen Blättern jetzt dauernd, wir sollten jetzt ohne Quote noch kosteneffizienter melken, um über die Runden zu kommen. Warum eigentlich? Wir sparen doch das viele Geld für die Quotenkosten. Da wird doch sicher vom Milchpreis noch was übrig bleiben.
Also, wenn Sie mich fragen: Unser Kreisobmann hat sich ein wenig weit aus dem Fenster gelehnt. Es passiert gerade eine ganze Menge! Aber mich fragt ja keiner.Herzlich
Ihr Hans Neumayer