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Wolf Maisernte Gülle und Wirtschaftsdünger

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Glosse - Im Umfragehoch

Lesezeit: 3 Minuten

Umfragen haben Hochkonjunktur. Es gibt einem Sicherheit, wenn man weiß, wie eine Mehrheit denkt. Es gibt Leute, die lachen erst über einen Witz, wenn sie sicher sind, dass die Mehrheit der Anwesenden auch lacht. Sie meinen, dass sie dann nichts falsch machen können.


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Auch in der Politik legt man immer größeren Wert auf Umfrageergebnisse. Irgendwie verständlich, man möchte ja möglichst lange im politischen Geschäft bleiben, was gar nicht so einfach ist. Den Wert der meisten Umfragenergebnisse kann man aber – davon bin ich fest überzeugt – in der Pfeife rauchen wenn man weiß, wie sie entstanden sind und welche Leute daran teilgenommen haben.


Nehmen wir zum Beispiel mich: Ich sitze gerade über einem 9-seitigen Umfragebogen für Landwirte plus Begrüßungsseite, Erklärungsseite und Teilnahmeseite für das Gewinnspiel. Der ganze Packen wurde mir gestern mit der Post ins Haus geschickt. Absender ist einer der großen deutschen Agrarhandelskonzerne. Eigentlich ein typischer Fall für den Papierkorb, aber diesmal bringe ich es nicht fertig.


Eine junge Studentin aus Dresden, so erfahre ich, will mit dieser Umfrage ihre Bachelorarbeit krönen. Ich habe Mitleid und beschließe, sie zu unterstützen. Sie bittet um eine Viertelstunde Zeit zum Ausfüllen der Kästchen. Das Ergebnis soll den Agrardienstleistern beim Planen bis zum Jahr 2020 helfen. Ich bin skeptisch – wir schreiben das Jahr 2012 – aber beantworte brav ihre Fragen nach Flächenausstattung, Tierhaltung, Pflanzenbau und Vermarktung.


Ab Seite fünf will sie dann wissen, was ich von der Zukunft erwarte. Ob ich den Strukturwandel positiv oder negativ sehe. Kann dem Konzern doch eigentlich wurscht sein, was ich davon halte, denke ich mir und springe zur nächsten Frage. Sie will wissen, was nach meiner Meinung das Wachstum landwirtschaftlicher Betriebe am meisten hemmt. Wenn ich jetzt bei der letzten Frage negativ ankreuze, dann gibt sie nachher noch mir die Schuld an der Wachstumshemmung.


Die Frage, wie sehr meine Arbeit von der Politik beeinflusst wird, ist mir zu philosophisch. Genauso könnte man auch fragen, wie sehr die Politik von Umfrageergebnissen beeinflusst wird. Bei der Frage, ob das Bild des traditionellen „Bilderbuchbauern“ erhalten bleiben soll zeichne ich zwischen „Ja“ und „Nein“ noch ein drittes Kästchen „Egal“. Nur bei „Geschlecht“ kreuze ich sehr selbstbewusst „männlich“ an und bei der Frage, ob der Agrarhandel mehr Öffentlichkeitsarbeit für die Landwirtschaft betreiben sollte eindeutig „Nein“. Schlechte Werbung hatten wir ja schon genug, außerdem befürchte ich, dass mir sonst gleich irgendwas zugeschickt wird.


Ich weiß jetzt nicht, wer mir mehr leid tut: Die arme Studentin, weil sie diesen Fragebogen auswerten muss oder der Dienstleister, der damit seine zukünftige Rendite erwirtschaften möchte. Aber, wenn Sie mich fragen: Am meisten Leid tue ich mir immer noch selbst. Denn ich kann mich jetzt die nächsten 8 Jahre mit diesem Käse von den Agrardienstleistern beglücken lassen, den ich ihnen selber eingeredet habe. Aber mich fragt ja jetzt bestimmt keiner mehr.


Herzlichst Ihr


Hans Neumayer

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