Die Vereinten Nationen (UN) haben 2014 zum internationalen Jahr der bäuerlichen Familienbetriebe erklärt und Ex-Bauernpräsident Gerd Sonnleitner dafür zum Sonderbotschafter berufen. Der betonte natürlich als Erstes, dass es darum gehe, die Familienbetriebe zu „entwickeln“. Fragt sich nur wohin?
Inzwischen sind die bäuerlichen Familienbetriebe „abgelaufen“. Zunächst zwar nur das Jahr, aber ehrlicher wäre es zu sagen, dass auch die Zeit der bäuerlichen Landwirtschaft abläuft.
Heute will ja keiner mehr Bauer sein. Nicht mal mein eigener Sohn! Der hat in der Landwirtschaftsschule gelernt, dass er Landwirt ist und kein Bauer.
Gut, das kann ich noch verstehen. Als Landwirt kommt man mehr als Bürger daher und weniger als Bettelmann mit Stallgeruch.
Inzwischen ist das vielen ehemaligen „Kollegen“ auch schon nicht mehr gut genug. Kürzlich hörte ich im Radio ein Interview mit einem solchen jungen Überflieger. Der hat hundert Kühe und plant für zweihundert – vorerst natürlich.
Der Moderator betonte, dass dieser sich natürlich nicht als Landwirt verstünde und schon gar nicht als Bauer. Er sieht sich vielmehr als Unternehmer, Manager oder sonst irgendetwas Klangvolles.
Schade, habe ich mir gedacht, wieder ein Berufskollege weniger. Wieder einer auf dem Sprung zum Edelmann oder gar zum König?
Nimm dich in Acht junger Unternehmerfreund, dass du den Landwirt oder gar den Bauern nicht vergisst. Du könntest ihn nochmal brauchen – oder zumindest sein gutes Image.
Schau dir nur die ganz Großen an. Einer mit vielen zigtausend Hektar Land rudert schon zurück. Plötzlich ist der wieder kleinlaut zum Landwirt geworden, zumindest behauptet er das im romantischen Werbefilm. Darin stellt er seine Mitarbeiter vor. Die sind plötzlich wieder „Die Landwirte“. Vermutlich gehören sie auch alle zur großen Firmen-Familie.
Also, wenn Sie mich fragen: Ich befürchte, dass sich die bäuerliche Landwirtschaft allmählich vom „UN-Wort“ zum „Unwort“ entwickelt.
Aber mich fragt ja keiner!
Herzlichst Ihr
Hans Neumayer