Wenn die Maisfelder abgeerntet sind, werden die Tage schon lange vor der Winter- Sonnenwende wieder länger, weil die Sonne die veredelungs- und verstromungsstarken Landschaften wieder besser ausleuchten kann.

Damit wir uns richtig verstehen: Auch wir säen Mais als hervorragendes Viehfutter. Ich habe ihn immer geliebt, aber ihn trotzdem in den letzten Jahren ein bisschen „dick“ bekommen. Durch die Turboförderung für Biogasanlagen hat er einfach überhandgenommen. Nicht nur aus meiner, sondern auch aus der Sicht der breiten Öffentlichkeit. Kein Wunder, dass mancherorts über die „Vermaisung der Landschaft“ geschimpft wird.

Stimmt aber gar nicht, meint zumindest der Bauernverband in meinem Landkreis, in dem es besonders viele Biogas- und Milchviehanlagen gibt. Die Maisfläche sei in den vergangenen 10 Jahren sogar von 10 000 auf 9 500 ha zurückgegangen, berichtete der Kreisvorsitzende kürzlich in unserer Provinzzeitung. Von Vermaisung also keine Spur.

Weil ich weiß, dass man nicht lügen darf, rief ich ihn sofort an und erklärte ihm, dass sich der Rückgang lediglich auf die letzten zwei Jahre bezieht und das auch nur, weil wir jetzt dank Maiswurzelbohrer nur noch zwei Jahre hintereinander Mais anbauen dürfen. In den letzten 10 Jahren stieg die Anbaufläche um min. 25 %, im Nachbarlandkreis sogar um die Hälfte.

Der Kreisvorsitzende gratulierte mir zu meinem Wissensvorsprung und räumte ein, dass er die Zahlen nur so „nebenbei“ gehört habe und sie nur zu gerne geglaubt hätte. Merkt ja keiner, könnte man meinen. Falsch – ich hab’s gemerkt. Das wäre nicht weiter schlimm. Schlimm ist es, wenn es Leute merken, die die Bauern eh schon auf dem Kieker haben. Und davon soll es ja einige geben. Dann wird uns zur Vermaisung der Landschaft auch noch eine Verwässerung der Wahrheit vorgeworfen.

Also, wenn Sie mich fragen: Ich mag nicht zu einem Berufsstand gehören, der es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt. Lieber mag ich es, wenn die Sonne heller scheint und Licht ins Dunkel bringt. Aber mich fragt ja keiner.