… sagt der Volksmund. Und so besteht auch mein Leben als Landwirt zu einem großen Teil aus Formularen, Berichten und Tabellen. Daran habe ich mich gewöhnt und mache, was von mir verlangt wird. Wenn es nur nicht immer mehr werden würde!
Aber was jetzt kommt, das ist zu viel. Unser Sohn will und soll einmal unseren Hof übernehmen und bis es so weit ist, darf er als sogenannter mitarbeitender Familienangehöriger (MiFa) nach Kräften helfen. Um dem Ganzen eine Form zu geben und um jeden Verdacht auszuräumen, ich würde ihn wie einen Sklaven halten, habe ich ihn ordentlich angestellt mit einem Arbeitsvertrag.
Damit haben die Behörden mich jetzt am Wickel. Ich bekam ein Formular, auf dem erklärt wird, dass wir ein Arbeitstagebuch führen müssen, um nachzuweisen, dass ich meinem Filius nicht weniger als den Mindestlohn zukommen lasse. Nun bin ich natürlich sehr für den Mindestlohn, keine Frage. Aber mein eigen Fleisch und Blut werde ich doch wohl noch ausbeuten dürfen, wie es mir passt, oder? Wo doch der Heilige Vater höchstpersönlich gerade meine wohlgemeinten väterlichen Klatscher auf den Hintern nachträglich befürwortet. Es hat dem Jungen nicht geschadet, wie er mir selber bestätigt!
Es wird ihm auch nicht schaden, wenn er für einen Hungerlohn bei mir schuften darf. Schließlich soll er ja früh genug lernen, was auf ihn zukommt in unserem harten Gewerbe. Und schließlich soll er ja nicht mehr verdienen, als mir selber übrig bleibt. Ich möchte nur zu gerne wissen, warum sie so ein Gezerre um Familienangehörige machen.
Gut, es könnte schon sein, dass ein Spargelbauer seine unterbezahlten Saisonarbeiter zu ganzen Hundertschaften adoptiert, um sie dann als MiFa-Sklaven zu knechten. Ältere Landwirte könnten durch Wechsel zu einer Naturreligion mit Polygamie z. B. mehrere junge Rumäninnen heiraten und damit ihre Pflege sichern inklusive preiswerter Nebenleistungen. Denen wird der Spaß natürlich gehörig vergehen, wenn sie alles aufschreiben müssen!
Also, ich stelle mich jetzt mal ganz dumm und werde diesen noch viel dümmeren Angriff auf den Zusammenhalt in unseren Familien so lange ignorieren, bis die vom Arbeitsministerium den Fehler korrigieren. Denn, wie heißt es so schön im Volksmund: „Man kann’s mit Schreiben auch übertreiben!“
Herzlichst
Ihr Hans Neumayer