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Gut vernetzt ?

Lesezeit: 4 Minuten

Von schnellem Internet können viele Landwirte nur träumen. Wenn Politik und Netzbetreiber versagen, hilft oft nur Eigeninitiative. Das beweisen die Milchviehhalter Karl Gleinser und Paul Sproll aus Baden-Württemberg.


Das Dorf-Netzwerk


Weil sonst nichts passierte, haben Karl Gleinser und andere Landwirte aus dem Kreis Biberach den Internetausbau selbst in die Hand genommen.


Anträge, E-Mails, Wetterbericht: Heute regelt Karl Gleinser, wie andere Berufskollegen, viele Dinge für seinen Milchviehbetrieb über das Internet. Die schnelle Anbindung an das Datennetz, war für den 55-Jährigen aber alles andere als eine Selbstverständlichkeit.


„Ich habe 20 Minuten für eine HIT-Meldung gebraucht“, erinnert sich Gleinser, „so viel Zeit habe ich nicht!“ Der Betrieb am Rande der Gemeinde Hochdorf verfügte zwar über einen ISDN-Anschluss. Der nächste Knotenpunkt lag jedoch 10 km entfernt, sodass das Kupferkabel nur eine schwache Leistung lieferte. Gleinser suchte nach technischen Alternativen und probierte es auch über eine Funkverbindung per UMTS. Doch diese brach häufig abrupt ab. Gespräche mit der Telekom waren schon zuvor im Sande verlaufen, weil der Bonner Konzern kein wirkliches Interesse an einer Lösung zeigte. Die Grundversorgung fürs Internet sei schließlich durch den langsamen ISDN-Anschluss gegeben.


30 Haushalte mit im Boot:

Was tun? Eugen Knupfer, gelernter Kommunikationstechniker und ein Freund der Familie, hatte einen Tipp. Er wusste, dass die Firma EWA-COM, ein regionaler Internet­anbieter der Stadtwerke Biberbach, am Ausbau eines Glasfasernetzes arbeitete. Sein Vorschlag: Warum nicht den Internetausbau in einem gemeinsamen Projekt mit Landwirten, betroffenen Anwohnern und dem Regionalanbieter selbst in die Hand nehmen?


Die Idee fiel auf fruchtbaren Boden. Die Bedingung für das Unterfangen: Der Tiefbau zum Verlegen der Rohre sollte von den rund 30 betroffenen Haushalten selbst organisiert werden. Im November 2010 bildeten Knupfer, sein Bruder Konrad, der ebenfalls Landwirt im Dorf ist, und Karl Gleinser ein Organisationsteam. Sie verteilten Arbeiten, besorgten Material und organisierten den Ablauf.


Für das Verlegen der Kabel konnten teilweise alte Wasserrohre genutzt werden, sodass sich die Tiefbauarbeiten auf eine Länge von 2 km beschränkten. Die Gemeinde und der Versorger EWA-COM übernahmen die Sachkosten (Miete für Leihbagger, 200 m3 Kies und 80 m3 Sand). Die Landwirte brachten ihre Arbeitsleistung und eigene Maschinen ein, wie z.B. Schleppergespanne mit Anhänger für Transportarbeiten. Zusätzlich zu den Eigenleistungen entstanden rund 800 € Anschlusskosten pro Haushalt.


„Jeder hat nach seinen individuellen Möglichkeiten seinen Beitrag geleistet!“, berichtet Gleinser stolz über den Zusammenhalt im Dorf. Einem Beteiligten war es beispielsweise nicht möglich, bei den Baggerarbeiten für den Tiefbau zu helfen. Er übernahm als Ausgleich die Inbetriebnahme der Internetanschlüsse in jedem der Haushalte. Bis zum Frost wurde gearbeitet und schon im Frühjahr 2011 konnten die ersten Anschlüsse in Betrieb genommen werden.


Bei dem sogenannten „FTTH-System“ (Infos siehe Kasten unten) geht nun eine Glasfaserleitung zu jedem Haus. Gleinser nutzt eine Verbindung mit 50 MBit. Sollte der Bedarf nach einer höheren Leistung bestehen, ist auch das mit diesem System möglich. „Wir nutzen hier eine ganz andere Technik als beispielsweise bei einem ISDN-Anschluss.“ Bei diesem wären die letzten Meter vom Knotenpunkt, von dem aus das Signal an die umliegenden Häuser verteilt wird, mit einem Kupferkabel verlegt. Je weiter nun das Haus vom Knotenpunkt entfernt ist, desto weniger Leistung kommt tatsächlich beim Kunden an.


Gleinser appelliert an die Eigeninitiative betroffener Landwirte. „Jede Region ist zwar strukturell oder politisch anders gestellt“, erklärt er, „doch die Eigeninitiative und die Zusammenarbeit funktioniert auf den Dörfern doch meistens noch.“ Er rät dazu, bei allen potenziellen Versorgern in der Region wie Stadtwerken, Telekom oder Kabelanbietern nachzufragen.


Neben dem schnellen Internet gab es noch einen weiteren Vorteil: Die Aktion hat der Stimmung und dem Zusammenhalt im Dorf spürbar gutgetan.j

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