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Hält Deutschland beim Innovationstempo mit?

Lesezeit: 5 Minuten

Mitunter drängt sich der Eindruck auf, dass Deutschland bei Digitalisierung und Pflanzenschutz hinterherhinkt. Doch es gibt Anlass für Optimismus, wie eine LiD-Veranstaltung von top agrar zeigt.


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Die grüne Branche blickt eher sorgenvoll in die Zukunft: Immer mehr Pflanzenschutzwirkstoffe fallen weg, für Verfahren des Genome Editings gibt es noch immer hohe Zulassungshürden und die Digitalisierung hält in die Praxis nicht so stark Einzug, wie mancherorts erwartet. Nun stellt sich die Frage: Verliert Deutschland als Innovationsstandort den Anschluss? Das diskutierten Expertinnen und Experten Ende November in Berlin bei einer Ausgabe unserer Reihe „Landwirtschaft im Dialog“.


Agrar- und Innovationswende!


Noch ist Deutschland nicht abgehängt, stellt der Präsident der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) Hubertus Paetow in seinem Impulsstatement fest. Dennoch sei die Stimmung getrübt: „Durch die Perspektiven von Green Deal und Farm to Fork besteht die Angst, dass sich Europa von dem Pfad einer nachhaltigen Produktivitätssteigerung abgekoppelt hat.“ Schon heute fänden immer mehr Forschung und Innovationen im Ausland statt.


Vor allem der Umgang der Gesellschaft mit Risiken oder Gefahren von Innovationen sei ein wesentlicher Punkt für oder gegen Innovationen. „Wir brauchen zur Agrarwende auch eine Innovationswende – und eine grundsätzlich positive Einstellung für Innovationen gegen die ‚German Angst‘“, fordert Paetow. Denn Potenzial gebe es genug.


Dass die landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland sehr innovationsfreudig sind, bekräftigt Theresa Schmidt. Gerade die Digitalisierung kommt nach und nach auf den Betrieben an. Doch die Landwirtin und Vorsitzende im Bund der Deutschen Landjugend weist auch darauf hin, dass sich vor allem größere und wirtschaftsstärkere Betriebe digitale Innovationen leisten könnten. „Die Investitionen müssen auch wirtschaftlich sein“, sagt Schmidt. Bei kleineren Betrieben dauerten Anschaffungen dadurch häufig länger.


Datenhoheit bleibt beim Landwirt


„Digitalisierung wird helfen, Saatgut und Pflanzenschutz noch gezielter einzusetzen“, sagt dazu Frank Terhorst, Leiter Strategie und Nachhaltigkeit bei Bayer Crop Science. „Die digitalen Daten gehören und bleiben beim Landwirt“, ordnet er ein. Künftig würde die Landwirtschaft digitaler und biologischer – eine nachhaltige Intensivierung. „Wir stehen an einer Schwelle, wo wir neue Wege gehen können. Wir müssen in Europa unserer weltweiten Verantwortung nachgehen“, sagt Terhorst.


Eine Frage im Zusammenhang mit Innovationen sei zudem immer, „welche Strukturveränderungen werden dadurch ausgelöst“, fragt Dr. Manuela Rottmann, Parlamentarische Staatssekretärin des Bundeslandwirtschaftsministeriums. Die Vielfalt der Strukturen von landwirtschaftlichen Betrieben sei wichtig, um Innovationen voranzutreiben.


„Zulassung ist Vorsorge“


Es gebe immerhin „in Europa Beispiele dafür, dass es Länder schaffen, ohne wesentliche Ertragseinbußen den Verbrauch von Pflanzenschutzmitteln deutlich zu reduzieren“, sagt Manuela Rottmann. Dänemark z.B. habe dazu sehr gute Erfahrungen gemacht.


In Deutschland setze sich die mechanische Unkrautbekämpfung immer mehr durch, auch in Fruchtfolgen würden die Betriebe kreativer. „Gerade die jungen Landwirte sind doch sehr offen für Neuheiten“, sagt Theresa Schmidt. Auf dem Betrieb der Familie Schmidt wachsen z.B. seit Kurzem Erdbeeren. Doch im EU-weiten Vergleich sieht Schmidt Deutschland im Wettbewerbsnachteil. Sie wünscht sich u.a. für die Kontrolle von Windhalm und Ackerfuchsschwanz neue Wirkstoffgruppen.


In der Diskussion um den Pflanzenschutz sieht Prof. Dr. Dr. Andreas Hensel vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) auch ein großes Informationsbedürfnis der Verbraucher in Bezug auf Lebensmittel. Denn die im chemischen und auch ökologischen Pflanzenschutz eingesetzten Stoffe seien Gifte, die Organismen abtöten sollen – auch hochpotent. Diese Stoffe müssten sicher sein. „Der differenzierte und hochregulierte Pflanzenschutzmittelzulassungsprozess ist der Vorsorgeprozess“, ordnet Hensel ein. Und er sagt: „Bei sachgemäßer Anwendung hat es in den letzten 30 Jahren in Deutschland keine nachweisbaren Fälle von gesundheitlichen Schäden durch den Verzehr behandelter Produkte gegeben.“


Chance durch Crispr/Cas?


Statt Innovationen zu definieren, sollten besser Ziele definiert werden, fordert Robert Hoffie vom Öko-Progressiven Netzwerk (ÖkoProg). Wenn die EU im Zuge der Nachhaltigkeit weniger Pflanzenschutzmitteleinsatz fordere, könnten neue Züchtungstechniken wie Crispr/Cas ihren Beitrag dazu leisten.


Der Forscher arbeitet mit den Genome Editing-Techniken am Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) in Gatersleben. „Wir wissen, dass gentechnische Züchtungsmethoden genauso sicher sind wie klassische. Ich hoffe, dass das aktuelle Wissen in die neue Reform mit einfließen wird“, verweis Hoffie auf die geplante Novellierung des EU-Gentechnikrechts im nächsten Jahr.


Allerdings wird Gentechnik bei Nahrungsmitteln durch die Gesellschaft noch immer kritisch diskutiert. Dr. Rottmann findet es legitim, wenn eine Gesellschaft bestimmte Technologien nicht nutzen will. Prof. Hensel sieht statt einer gesellschaftlichen eher eine politische Entscheidung gefordert. Vor allem hänge dies an der Frage, ob es eine Überwachungsmöglichkeit gibt. „Über klassische Diagnostik sind einfache Mutationen nicht immer nachweisbar. Das ist eine große Herausforderung“, sagt Hensel.


Wie geht’s weiter mit den Innovationen?


Künftig wird laut Rottmann und Hensel die Frage der Nachernte- und Vorerntetechnologie noch wichtiger und Innovationen erfordern. „Das ist etwas, das wir gerade vernachlässigen, das weltweit aber einen größeren Stellenwert bekommen wird.“, sagt Hensel. Hier sei noch ein großes Feld der technologischen Innovationen.


Grundsätzlich appelliert Theresa Schmidt an die Verantwortlichen: „Wir brauchen vor allem eine innovative Politik, die innovativ denkt und zwar in Generationen und nicht in Legislaturperioden! Die Junglandwirtinnen und Junglandwirte brauchen Planungssicherheit.“


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