Die Food- und Fashion-Blogger leben uns vor, was es heißt, bewusst und nachhaltig zu leben. Sie fotografieren, filmen, posten. Am liebsten präsentieren sie das Null-Müll-Prinzip, sprich Zero-Waste. Dafür fahren sie erst einmal zur „schwedischen Botschaft“ mit vier großen Buchstaben. Kaufen Weckgläser und Blechdosen ein, um ihre neusten Errungenschaften aus dem hippen Unverpackt-Laden instagram-tauglich aufzubewahren. Kommt ja super nachhaltig und die Smartphone-Linse isst schließlich mit.
So, Szenenwechsel in meine Küche!
Ich sitze auf der Bank in Gesellschaft meiner 20 Jahre alten Plastik-Tupperdose. Sie hat schon eine leicht wachsartige Patina und ist, behaupte ich mal, ökologisch abgeschrieben. Daraus mümmel ich Reste von gestern und schaue aus dem Fenster. Mein Nachbar ist grad am Güllefahren. Und mein Gedankenkarussel nimmt Fahrt auf. Eigentlich ist ER der wahre Null-Müll-Pionier, denn er produziert – ich sag es mal ganz nonchalant – „aus Scheiße Gold“.
Die Gülle seiner Kühe versorgt den Boden mit Nährstoffen. Aus dem saftigen Gras entsteht Futter für seine Kühe. Müllrückstände? Hat er nicht! Na gut, etwas Silofolie. Doch der Güllebehälter ist jahrzehntelang wiederbefüllbar – ein bisschen so wie bei Tupper!
Der ganze Zauber heißt dann Kreislaufwirtschaft und ließe sich auch noch beliebig erweitern, z.B. durch den Zwischenstopp in einer Biogas-Anlage. Dann hätten wir aus dem Mist nicht nur Futter, sondern auch noch Strom gemacht und der Dung könnte später trotzdem raus aufs Feld.
Meine Damen und Herren, es geht im Jahr 2019 – wie gesagt – häufig um bewusstes Leben. Also Brust raus, Schultern zurück und seien Sie sich Ihrer selbst bewusst: Sie sind die wirklichen Nachhaltigkeits-Helden! Sie müssen sich die Krone nur selber aufsetzen und es benennen, zeigen, vorführen.