„Wir brauchen im Berufsstand mehr Mut, Tatsachen und Fehler offen anzusprechen. Wir brauchen mehr Mut, strittige Themen nach innen und nach außen kontrovers zu diskutieren.“ Das forderte die Vorsitzende des Bundes der Deutschen Landjugend (BDL), Nina Sehnke, Ende Juni beim Bauerntag in Wiesbaden.
Mehr Transparenz und Offenheit stärke die Glaubwürdigkeit der Landwirtschaft. „Landwirte, die erwiesenermaßen Gesetze nicht eingehalten haben, schaden der gesamten Branche. Deshalb müssen wir uns von diesen nach innen und außen klar abgrenzen und das auch öffentlich deutlich machen“, spricht sich Sehnke für klare Abgrenzung aus.
Die Branche müsse auch nicht immer einer Meinung sein. So sei der BDL für eine grundsätzliche Reform der EU-Agrarpolitik. Landwirtschaft und ländliche Räume seien keine Konkurrenten um knappe Mittel, sondern „zwei Seiten derselben Medaille“. „Die Förderung der ländlichen Räume ist genauso viel wert wie der Erhalt der Direktzahlungen, denn die Landwirtschaft profitiert auch von einer gut ausgebauten ländlichen Infrastruktur“, ist die BDL-Vorsitzende überzeugt.
In Zukunft will sich die Landjugend stärker in die verbandsinterne Diskussion einbringen. Wer attraktive und lebendige Verbände in der grünen Branche wolle, der müsse den Nachwuchs fördern. Im Vorfeld des Bauerntages hatte der BDL einen Antrag auf Änderung der Satzung des Deutschen Bauernverbandes (DBV) gestellt. Dieser sieht u.a. vor, nur noch Personen zur Wahl des DBV-Präsidiums zuzulassen, die zum Zeitpunkt der Wahl das 60. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Außerdem soll künftig die Wiederwahl nur noch zweimal möglich sein. Nach den Vorstellungen des BDL wären nicht nur Präsidenten eines Landesbauernverbandes ins DBV-Präsidium wählbar, sondern „jedes Mitglied eines Landesbauernverbandes“.
Der Antrag hatte im Vorfeld intern für viele Diskussionen gesorgt. Vor dem Bauerntag einigten sich BDL und DBV darauf, ein gemeinsames Arbeitsgremium einzurichten, indem die Vorschläge eingehend und auf Augenhöhe diskutiert werden sollen. Daraufhin zog Sehnke den Antrag beim Bauerntag zurück.