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Legt den Panschern das Handwerk!

Lesezeit: 3 Minuten

Wieder einmal ist Dioxin in Futtermitteln gelandet. Zum achten Mal in acht Jahren! Der Schaden ist gewaltig. Verunsicherte Verbraucher und fast 5 000 gesperrte Betriebe. Zum Glück mussten nur wenige Landwirte ihre Tiere ­töten lassen, weil die Dioxin-Werte über den zulässigen Grenzen lagen. Die meisten Bestände blieben ohne Befund und konnten wieder freigegeben werden. Einbußen gab es trotzdem, weil die Tiere nur noch mit Preisabschlägen zu vermarkten waren.


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Geschädigt ist aber auch die gesamte Veredlungsbranche. Die inländische Nachfrage ist eingebrochen und auch im Ausland haben einige Abnehmer ihre Grenzen dicht gemacht. Das ist inzwischen voll auf die Preise durchgeschlagen.


Hinzu kommt der Imageschaden: Der Skandal spielt einmal mehr denjenigen in die Karten, für die die moderne Landwirtschaft ohnehin ein rotes Tuch ist. „Industrialisierung und Massentierhaltung“ seien dafür verantwortlich, heißt es. Das ist Unsinn, denn der Dioxin-Skandal hat nichts mit groß oder klein, bio oder konventionell zu tun. Dioxin-Funde gab es in der Vergangenheit auch im Öko-Landbau.


Ein Lichtblick ist, dass im aktuellen Fall das Krisenmanagement im Großen und Ganzen gegriffen hat. Nur zu Beginn gab es einige politische Rempeleien, weil sich Nordrhein-Westfalen von Niedersachsen zu spät informiert fühlte. Aber unterm Strich haben Rückverfolgbarkeit und Informationsfluss sowohl bei den Behörden als auch bei QS geklappt. Die fraglichen Rohwaren und Futtermittel wurden schnell identifiziert, aus dem Verkehr gezogen und die betroffenen Betriebe umgehend gesperrt.


Künftig müssen die Panschereien aber deutlich früher aufgedeckt werden. Es ist untragbar, dass zwischen dem Ausliefern eines verseuchten Fettes, der Eigen­kontrolle im Verarbeitungsbetrieb und dem Auslösen des Alarms fast 6 Wochen liegen.


Deshalb ist jetzt eine glasklare Schwachstellenanalyse angesagt. Gut, dass sich Politik, Berufsstand und Futtermittelwirtschaft trotz des Medienhypes schnell auf einen ersten Maßnahmenkatalog verständigt haben. Fünf Punkte stehen im Fokus:


Die Herstellung von Fetten für technische Prozesse soll räumlich von denen für Lebens- und Futtermittel getrennt werden, um ein Vermischungsrisiko einzudämmen.


Für Betriebe, die Futtermittel herstellen, die anfällig für Kontaminationen sind, sollen schärfere Zulassungsregeln gelten.


In Risikobereichen sollen die amtlichen und die Eigenkontrollen nochmals verstärkt und verdichtet werden.


Das soll durch eine EU-weit verbindliche Positivliste für alle Einzelfuttermittel flankiert werden, die eindeutig regelt, was in die Futtermittelkette darf. Am besten wird sie gleich in das QS-System eingebunden.


Die Politik will Verstöße gegen das Futtermittelrecht künftig härter bestrafen. Bislang gibt es maximal 3 Jahre Gefängnis.


Das sind gute Ansätze. Aber es fehlt noch ein entscheidender Punkt: Eine verlässliche Schadenersatzregelung für die betroffenen Landwirte. Es gibt zwar Produkt- und Betriebshaftpflichtversicherungen auf Ebene der Unternehmen. Einige haben darüber hinaus noch eine Absicherung für Großschäden. Aber längst nicht alle.


Reichen dann die Deckungssummen? Welche Schäden werden überhaupt ausgeglichen? Und wann wird gezahlt? Das fragen sich viele Landwirte. Beruhigende Antworten bekommen sie nicht. Deshalb brauchen wir dringend eine Pflichtversicherung oder einen verpflichtenden Haftungsfonds, am besten EU-weit und vor allem mit ausreichenden Deckungssummen. Das Thema schwelt auf EU-Ebene schon seit 2005! Passiert ist bis heute nichts. Frau Aigner muss endlich Druck machen.


Die skandalbedingten Preiseinbrüche am Markt bezahlt allerdings keine Versicherung dieser Welt. Deshalb ist es so wichtig, kriminellen Futtermittelpanschern konsequent das Handwerk zu legen und verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen.


Dr. Ludger Schulze Pals,top agrar

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