Die neapolitanische Mafia „Camorra“ ist tief im süditalienischen Tomatenanbau verstrickt. Dabei beutet sie im großen Stil sowohl die Bauern als auch die Bootsflüchtlinge aus. Laut der niederländischen Agrarzeitung „Boerderij vandaag“ läuft das Geschäft wie folgt: Die Camorra kontrolliert die regionale Tomatenverarbeitung. Dadurch kann sie den Preis für die Rohware bestimmen. Der ist so niedrig, dass die Tomatenanbauer ohne billige und illegale Saison-Arbeitskräfte gar nicht überleben könnten.
Die Arbeiter werden von meist osteuropäischen Vermittlern in den Flüchtlings-Slums angeheuert. Für 12 Stunden Tomatenernte bekommen die afrikanischen Arbeiter insgesamt zwischen 25 und 30 €. Davon werden ihnen aber noch die Kosten für den An- und Abtransport zu den Feldern sowie rund 5 € für die Vermittler abgezogen, sodass am Ende höchstens ein Hungerlohn von 2 € am Tag bleibt.
Im Juli und August zur Tomaten-ernte sollen allein in Süditalien mehrere zehntausend „neuzeitliche Arbeitssklaven“ auf den Feldern tätig sein. In ganz Italien sind es nach Schätzungen der Hilfsorganisation „Ärzte für Menschenrechte“ rund 300 000 illegale Saisonarbeiter, die unter diesen Bedingungen in der Landwirtschaft beschäftigt sind.
Steuern und Sozialabgaben werden für diese Arbeiter nicht bezahlt. Die kommunalen Verwaltungen wissen Bescheid, schauen aber dezent zur Seite. Wer will sich schon mit der Camorra anlegen?
Und die Bauern? Für sie bleibt trotz der billigen Arbeitskräfte nichts übrig. Die meisten kommen nur wegen der EU-Förderprämien über die Runden.