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Maharashtra: Viel Fläche, wenig Wasser

Lesezeit: 5 Minuten

Brutale Hitze und 9 Monate kaum Regen: Im indischen Hinterland dreht sich alles ums Wasser.


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Die Reise beginnt östlich von Mumbai im Bundesstaat Maharashtra. Im April ist hier Hochsommer, und man fragt sich, wie Menschen hier (über-)leben können: Karge Landschaft, sengende Hitze und kaum Schatten. Für die Bevölkerung dieser Region ist die Landwirtschaft fast die einzige Einnahmequelle. Auch wenn im April/Mai bei durchschnittlichen Temperaturen von 27 °C (bei Tag und Nacht) auf den ersten Blick fast alles braun und verdorrt ist, weil es hier seit Oktober des letzten Jahres fast nicht mehr geregnet hat, trügt der Eindruck. Auf den zweiten Blick finden sich etliche bewässerte Parzellen, auf denen Früchte wachsen: Tomaten, Mais, Blumen, Chili, Erdnüsse, Sorghum usw. Zu dieser Jahreszeit ist das bereits die dritte Ernte des Jahres, die hier heranwächst.


Aussaat und Ernte in 90 Tagen:

Die indische Fruchtfolge sieht als Erstfrucht fast immer Reis vor. Er benötigt viel Wasser und wird deshalb direkt nach dem Monsun angebaut. Nach gerade mal 90 Tagen ist er reif. Das tropische Klima ermöglicht mehrere Ernten im Jahr, wenn das Wasser ausreicht.


Ein typisches Bergdorf in dieser Region ist Shiswad, das etwa dreieinhalb Autostunden bzw. 194 km von Mumbai entfernt ist. Gut 100 Familien leben hier fast ausschließlich von der Landwirtschaft und das sehr bescheiden: Ein kleines Haus, etwa 4 x 4 Meter, reicht für die fünfköpfige Familie. Geschlafen wird meist auf dem Boden, der regelmäßig mit Kuhdung eingeschmiert wird. Was für Europäer ekelig ist, hat einen praktischen Grund: Kuhdung wirkt antiseptisch und hält Mücken und Schlangen fern. Kaum ein Kuhfladen bleibt hier unbeachtet. Was nicht als „Bodenanstrich“ verwendet wird, wird getrocknet und dient später als Brennstoff.


Inder sind Frühaufsteher:

Der Arbeitstag einer indischen Familie beginnt früh. Morgens um fünf sind die Frauen schon auf den Beinen, um Wasser zu holen oder Feuer für das Frühstück zu machen. Die Häuser haben keinen Schornstein, sodass sich der Rauch in den Häusern hält und Ungeziefer vertreibt. Das regelmäßige Feuern ist allerdings auch ein Problem. Denn in weiten Teilen Maharashtras gibt es immer weniger Bäume, weil sie zu Brennholz verarbeitet wurden. Die zahlreichen Ziegen verhindern zudem jeg­lichen Neubewuchs. Über Jahrzehnte wurde so Raubbau an der Natur betrieben, sodass heute weite Landstriche einer Wüste gleichen.


Es ist eine Abwärtsspirale: Je weniger Bäume und Sträucher hier wachsen, desto anfälliger ist der Boden für Erosion. Wenn die Krume abgetragen ist, hält der Boden kaum noch Wasser, und es muss noch mehr bewässert werden. Der Grundwasserspiegel sinkt und immer weniger Flächen können in der Trockenzeit bewässert werden. Außerdem sinken die Erträge. Weil die Dorfbewohner sich kaum noch selbst versorgen können, müssen viele Landbewohner als Erntehelfer in anderen Regionen anheuern oder sie suchen ihr Glück in der Großstadt, wo sie zumeist in den zahlreichen Slums landen.


Den Monsun besser nutzen:

Um diesen Teufelskreis aufzubrechen, werden in einigen Regionen sogenannte Watershed Programme unterstützt. Mit einfachen Maßnahmen versucht man, möglichst viel Wasser zu nutzen:


  • Die Anlage von Gräben, Barrieren und Terrassen, die den Regen bremsen. Im Idealfall versickert das Wasser und erhöht den Grundwasserspiegel.
  • Schaffung von Regenrückhaltebecken bzw. Stauseen, die das Wasser sammeln und später zur Bewässerung dienen.
  • Die Anpflanzung von Sträuchern, Bäumen und Gras entlang der Gräben, um der Erosion vorzubeugen und die Wasserhaltefähigkeit zu erhöhen.


Die Bewohner müssen bei den Maßnahmen mit anpacken. „Hilfe zur Selbsthilfe“ heißt hier das Motto. Nicht-Regierungs-Organisationen (NGO), wie in diesem Falle der Water Organisation Trust (WOTR), unterstützen die Projekte und stellen Pflanzen und Ausrüstung zur Verfügung. Dass es funktioniert, sieht man in Purushwadi einem Nachbarort von Shiswad, der seit 2002 an dem Programm teilnimmt:


  • Die Bauern können nun zwei Monate länger bewässern als früher.
  • Es werden mehr Flächen bewässert.
  • Die Erträge steigen und die Familien ernten bis zu dreimal im Jahr.


Die besseren Ernten sind die Basis für mehr Wohlstand im Ort. Überschüssiges Getreide oder Obst wird nun verkauft. Einige Familien bauen sogar Blumen an, um sie in Mumbai zu verkaufen. Aber es geht auch um höher veredelte Produkte: Mittlerweile verkauft der 91 Haushalte zählende Ort jeden Tag z.B. 100 bis 150 Liter Milch.


Die Einkommen steigen: 2001 kam jeder Haushalt gerade mal auf knapp 4 000 Rupien, umgerechnet 50 € pro Jahr. Heute verdient eine Familie das achtfache, also fast 400 €. Der steigende Wohlstand ist im Ort sichtbar. Früher hatten Dreiviertel der Häuser kein elektrisches Licht. Heute brennt fast in jedem Haus eine Lampe. In Purushwadi haben viele Landwirte ihre Häuser vergrößert und angebaut. Küche und Schlafräume sind getrennt und teilweise sogar gefliest.

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